Blutiger Halloween
suchen?
Caroline Graves merkte, daß etwas in mir vorging. Sie wollte wissen, welches Interesse ich an den Schülern hatte, doch eine genaue Auskunft konnte ich ihr nicht geben. Ich wollte mein Inkognito auf keinen Fall lüften.
Zum Schluß sagte sie: »Sie reden, als wären Sie ein Polizist, Mr. Sinclair.«
»Möglich.«
In ihren Augen blitzte es für einen Moment, und sie trat einen halben Schritt zurück. »Stimmt das vielleicht?«
Ich winkte ab. »Lassen wir es dabei.«
Sie hob die Schultern und schaute auf die Uhr. »Mein Gott, ich muß ja in die Aula. Das Fest wird beginnen.«
»Welches Fest?«
»Es soll gewissermaßen den Abschluß bilden, das ist alles. Eigentlich nichts Besonderes, die Nacht wird dann mit einem Feuerwerk enden. Wenn Sie mich entschuldigen wollen…«
»Natürlich.«
Wir standen für einen Moment da wie die begossenen Pudel. Glenda sprach das aus, was ich dachte. »Jetzt ist guter Rat teuer.«
»Ob wir Blake mit einschalten?« Ich hatte laut gedacht.
»Das mußt du wissen.«
»Nein.« Ich entschied mich dagegen. »Vielleicht später. Wir wollen erst zusehen, daß wir die fünf finden.«
»Und den Killer?«
»Den natürlich auch.«
Noch ahnten wir beide nicht, welche Schrecken die nahe Zukunft für uns bereithielt…
***
Null Bock!
Ein Ausdruck, der sich allmählich herumgesprochen hatte und auch bei den fünf Schülern nicht unbekannt geblieben war. Keiner von ihnen hatte noch große Lust, am Stand zu bleiben.
Zudem wurde Carrie mit Fragen bestürmt, wer dieser blondhaarige Typ mit der Frau gewesen war. »Ein Bekannter meines Vaters.«
»Und was hat er dir so Wichtiges zu erzählen gehabt?« wollte Julie Jackson wissen.
»Nichts von Bedeutung.«
»Er hat es aber sehr spannend gemacht«, sagte Rusty Keene. »War eben privat.«
»Sollten wir uns auch umziehen?« fragte Jack Mitchum. »Oder was machen wir jetzt?«
Niemand hatte einen Vorschlag, bis Paul Frye fragte: »Sagt mal, wo steckt eigentlich Ronny?«
Das war der springende Punkt. Keiner konnte Paul eine Antwort geben. Die fünf starrten sich an, als hätten sie sich eben erst kennengelernt.
»Keine Ahnung«, sagte Carrie.
»Wir könnten ihn suchen«, schlug Jack Mitchum vor. Er schaute in die Runde. »Wer ist dafür?« Keiner meldete sich.
»Was hätte es auch für einen Grund geben sollen?« fragte Paul Frye.
»Ronny ist alt genug. Außerdem körperlich ein As. Er kann sich seiner Haut wehren. Und überhaupt. Wenn mal früher einer von uns verschwunden war, haben die anderen ihn dann gesucht?«
Rusty Keene schob seinen Kaugummi auf die andere Seite. »Jetzt haben wir aber andere Verhältnisse«, sagte er mit leiser Stimme. »Daran solltet ihr denken.«
»Glaubst du an die Briefe?«
Julie hatte gefragt. Sie schaute Rusty ängstlich an. Ihr Gesicht schien noch blasser geworden zu sein. »Vielleicht.«
Carrie Blake mischte sich ein. »Okay, wir suchen ihn. Auf seinem Zimmer ist er jedenfalls nicht.«
»Woher willst du das wissen?« fragte Julie. »Ich habe kein Licht gesehen, und Ronny wird wohl nicht im Dunkeln auf seinem Bett hocken.«
»Das stimmt.«
»Es ist wohl am besten, wir trennen uns«, schlug Paul Frye vor. »Wir bilden drei Gruppen.«
»Und sind nur fünf Personen«, sagte Rusty.
»Okay, dann gehe ich eben allein. Hat irgend jemand etwas dagegen?« erkundigte er sich.
Niemand hatte etwas.
Sie bildeten die Gruppen. Rusty Keene und Carrie Blake blieben zusammen.
Außerdem Julie Jackson und Jack Mitchum. Paul Frye wollte seinen Weg allein suchen.
Sie sprachen darüber, wer sich was vornehmen sollte. Auf jeden Fall wollten sie nicht im Schulgelände suchen, sondern in dem die Burg umgebenden Gelände.
Die Jungen und Mädchen kannten sich aus. Lange brauchten sie nicht zu reden.
Paul Frye wollte die anderen allerdings noch warnen. Er deutete in die Runde und meinte: »Hier haben wir es gut, denn der Nebel wird vom Feuer vertrieben. Im Wald werden wir mit ihm zu tun bekommen.«
»Keine Angst.« Jack Mitchum winkte ab.
»Und denkt an die Tümpel!« sagte Paul Frye noch.
Es war der letzte Satz. Dann trennten sich die fünf Schüler. Da am Stand ziemlich viel Betrieb herrschte, fiel es kaum einem auf, daß sie auseinandergingen.
Nur der Lehrerin Caroline Graves.
Mit gerunzelter Stirn und zusammengezogenen Augenbrauen starrte sie hinter ihnen her…
***
Als ich einen Mann im grauen Kittel sah, kam mir eine Idee. Ich stoppte so rasch, daß Glenda fast gegen mich gelaufen wäre, denn sie
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