Blutiger Halloween
ich weiß alles. Und deshalb werde ich dich auch töten…«
Der Schüler lachte irr. »Töten? Du willst mich töten? Das kannst du nicht!« Er streckte die Hand aus. »Du bist ja selbst tot. Und eine Tote kann nicht morden.«
»Ich lebe.«
Ronny schüttelte den Kopf. Aus seinem noch offenstehenden Mund schnellte die Zunge, und er achtete in den nächsten Augenblicken nicht darauf, was Angela tat. Sie trat aus dem Schrank.
Und plötzlich bewegte sich der rechte Arm mit dem Messer. Es geschah nicht fließend, sondern ruckartig wobei die Klinge von oben nach unten fuhr.
Unter der Dusche hatte Ronny Wilder an den Film »Psycho« gedacht. Jetzt erlebte er den Terror. Es war fast die gleiche Szene, denn der Kinderarm mit dem Messer fuhr von oben nach unten Immer wieder.
Die ersten Stiche spürte Ronny noch. Nie erlebte Schmerzen wühlten in seinem Körper. Ein Schleier legte sich vor seine Augen, und durch den Schleier sah er das Blitzen der Messerklinge. Auf und nieder…
Es war furchtbar.
Ronny brach zusammen.
Ein letzter grauenhafter Schmerz durchzuckte ihn, dann umfing ihn das schon gnädige Dunkel des Todes.
In der Filmszene war das Blut in den Ablauf gelaufen Hier existierte so etwas nicht…
Angela blieb geduckt stehen. Das Licht in den Öffnungen der Maske schien sich noch verstärkt zu haben, und es glühte weiterhin unheimlich und gespenstisch.
Sie starrte auf den Toten.
Sekundenlang bis ein hohles Lachen unter der Maske aufklang und seinen Weg durch die Mundöffnung fand.
»Halloween«, sang sie. »Halloween, die Nacht des Schreckens. Den ersten hat es erwischt.« Sie freute sich diebisch und schaute auf die blutige Klinge. »Ich räche mich, jeder kommt an die Reihe. Du warst der erste.«
Dann bückte sie sich, packte mit der freien Hand das linke Gelenk des Jungen und hob den Arm an.
Sie benutzte ihn als einen Hebel, als sie sich der Tür näherte, um das Zimmer zu verlassen. Den Toten schleifte sie hinter sich her. Es war erstaunlich, welch eine Kraft dieses Kind besaß, aber es war auch nicht mit normalen Maßstäben zu messen. In diesem Körper steckte eine höllische Kraft.
Angela schleifte den Toten hinter sich her und auch über die Türschwelle. Sie verschwand wie ein Spuk Nur einmal noch war ihre dünne Stimme zu hören.
Sie schwang geisterhaft durch den Flur.
»Halloween - heute ist Halloween…«
***
Ich wußte die Zimmernummer nicht, aber wir fanden eine Tür, die nicht geschlossen war.
Dort schauten wir zuerst durch und blieben, wie vom Schlag getroffen, auf der Schwelle stehen.
Ein furchtbarer Anblick bot sich unseren Augen.
Neben mir schluchzte Glenda Perkins auf. Ich merkte, wie sie sich an mich klammerte und mit kaum zu verstehenden Worten flüsterte: »John, das ist ja grauenhaft…«
Glenda hatte recht. Es war unbeschreiblich. Zwar sahen wir keinen Toten, dafür etwas anderes.
Blut!
Der Killer mußte gewütet haben, und wir entdeckten auch eine Spur, die in den Flur führte, dort ein Stück weiterverfolgt werden konnte und sich dann verlief.
Ich drückte Glenda zurück und schloß die Tür. Leichenblaß lehnte sich meine Sekretärin gegen die Wand. Ihre Augen hatte sie weit aufgerissen, die Lippen zitterten, und auf ihrer Stirn sah ich den Schweiß. Die Haut am Hals bewegte sich, als sie schluckte. Der unsichtbare Kloß schien vom Magen her in die Kehle zu steigen.
»Bleib du hier stehen«, wies ich sie an.
»Und du?«
»Ich schaue mich um.« Während dieser Worte holte ich meine mit Silberkugeln geladene Beretta hervor. Wir befanden uns allein im Gang und hatten keine Zeugen.
Ich stellte mir natürlich die Frage, wer für diese Tat verantwortlich war. Auf dämonische Einflüsse deutete eigentlich nichts hin. Das konnte ein Mensch, ein grausamer Killer gewesen sein, der überhaupt kein Gefühl mehr besaß.
Meiner Ansicht nach schien es darauf hinauszulaufen Ich dachte an den Brief und an eine alte Rache. Ferner wollte ich auch keine Rücksicht mehr auf Carrie Blake nehmen. Sie mußte einfach sagen, was geschehen war und welche Schuld sie und die fünf anderen in der Vergangenheit auf sich geladen hatten.
All diese Pläne lagen klar umrissen vor mir. Zunächst durchsuchte ich die einzelnen Zimmer. Die meisten waren offen, die Räume dahinter völlig leer. Ein paar verschlossene Türen fand ich ebenfalls, sah aber keine Spuren, die der Killer oder sein Opfer hinterlassen haben könnten, deshalb glaubte ich nicht daran, daß er sich noch in der Nähe aufhielt.
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