Blutiger Halloween
einen stechenden Schmerz am Oberschenkel, tauchte wieder auf und stellte fest, daß sie tatsächlich noch lebte.
Sie sah auch den kleinen Uferhang dicht vor sich und tat das, was sie tun mußte.
Sie krallte sich an dem braungrünen Gras fest, dabei bohrten sich die Finger in die Erde. Dann zog sie sich hoch, kletterte auf allen vieren und triefnaß die Schräge hinauf und hatte schließlich den Waldboden erreicht.
Dort blieb sie für einen Moment liegen. Weit offen stand ihr Mund. Zudem konnte sie kaum etwas sehen, da ihr nasses Haar den Blick verdeckte. Aber sie wußte, daß sie nicht liegenbleiben konnte, denn Angela würde nicht aufgeben.
Schon vernahm sie die hohe, nervenaufwühlende und singende Stimme der lebenden Leiche.
»Halloween… Die Nacht des Schreckens…«
Julie Jackson stemmte beide Arme gegen den Erdboden, drückte sich hoch, kam auf die Füße, und ein klagender Schrei verließ ihren Mund, denn sie spürte den Schmerz, der vn ihrem linken Oberschenkel aus in die Höhe schoß und durch den Körper wanderte.
Am Bein hatte die Klinge sie erwischt!
Für einen Moment ließ sie sich Zeit, um nach unten zu schauen. Die Wunde sah sie nicht, dafür das Blut, das eine lange Spur hinterlassen hatte und immer mehr wurde. Mit dem linken Fuß konnte sie kaum mehr auftreten, die Schmerzen waren fürchterlich.
Julie wußte selbst nicht, wie es ihr gelang, sich auf den Beinen zu halten, jedenfalls blieb sie nicht stehen, sondern torkelte weiter. Sie streckte dabei die Arme aus, bekam Zweige und Aste zu fassen, an denen sie sich festhalten und weiterziehen konnte.
Angela war ihr auf den Fersen.
Sie kroch aus dem Teich, und ihre Klinge lauerte auf das nächste Opfer. Die kalte Angst peitschte Julie voran. Hinein und tiefer in den Wald, der ihr wie ein gewaltiges Gefängnis vorkam. Ihr Atem ging keuchend. Der Nebel und die schattenhaft darin auftauchenden Bäume drehten sich bereits in einem gewaltigen Kreisel, während vor den Augen der Schülerin die ersten roten Nebel erschienen! Julie stand kurz vor dem Zusammenbruch.
Sie selbst dachte nicht mehr. Es war ihr unmöglich, dazu noch die Kraft zu finden, nur noch ihr innerer Motor trieb sie an, und sie stolperte weiter.
Auf ihrem Kopf schienen unsichtbare Hämmer zu schlagen, denn sie spürte das Stechen auf der Schädeldecke, das sich von Sekunde zu Sekunde verstärkte, und sie glaubte, ihr Kopf wäre in eine Presse hineingeraten.
Überall hämmerte und stach es.
Ihre Augen brannten.
Zweige hieben gegen ihr Gesicht, malträtierten die Haut. Der Boden war rutschig, und es glich einem Wunder, daß sich Julie noch auf den Beinen halten konnte.
Angela war hinter ihr.
Hin und wieder rief sie laut das so bekannte Wort Halloween. Sie wollte die Todesangst der Schülerin noch verstärken, denn das Grauen sollte wie eine gewaltige Woge angeschwemmt kommen. Die Nacht des Schreckens…
Angela hatte nicht gelogen.
Für Julie wurde es ein Schrecken ohne Ende, während sie sich in den Nebel hineinwarf, als könnte sie sich an den Schwaden festklammern Dann spürte sie die Berührung. Zuerst war es nur ein kurzer Schlag am Rücken, im nächsten Augenblick griff jemand zu, riß Julie zurück, und aus ihrer Kehle löste sich ein gellender Angstschrei. Aus! Jetzt war alles aus!
Julie Jackson brach zusammen…
***
»Himmel, Julie! Was ist denn mit dir los? Rede doch!«
Julie hörte Stimmen, riß die Augen auf und sah über sich Nebel. Aus ihm schälten sich undeutlich zwei Gesichter hervor, in denen die großen Augen besonders auffielen.
Aber keine Maske…
»Julie, rede!«
Erst jetzt erkannte Julie die Stimme. Nein, es war nicht Angela, die sie angesprochen hatte, sondern eine andere. Carrie Blake!
Und neben ihr stand, ebenso gebückt wie sie, Rusty Keene. Julie wollte schreien, weinen, aber nur ein kaum hörbares Krächzen drang aus ihrem Mund.
»Was ist nur los gewesen?« Carrie stellte die Frage, schaute Rusty dabei an, der sich gezwungen sah, zu handeln. Er drückte seine Klassenkameradin zur Seite und beugte sich über Julie Jackson. Erst jetzt sah er die Verletzung und auch das aus der Wunde strömende Blut.
»Ein Tuch!« verlangte er.
Carrie trug eins bei sich, und Rusty wollte die Wunde verbinden, doch Julie schüttelte den Kopf. Sie konnte noch nicht sprechen, der Zustand der Erschöpfung hatte sich kaum geändert, die Zähne schlugen aufeinander, aber unter großen Mühen brachte sie es dennoch fertig ein paar Worte auszustoßen.
»Ich habe
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