Blutiger Halloween
zu stehen. Fleet läutete mit einer Glocke. Trotzdem dauerte es eine Weile, bis Ruhe eingekehrt war. Fleet stand am Pult, hatte die Hände aufgestützt und schaute auf die Zuschauer hinab. Um seine Lippen spielte ein Lächela Dann begann er seine Rede.
Er hatte sie gut vorbereitet. Der Ton seiner Rede kam an. Die jungen Leute fühlten sich ebenso angesprochen wie die älteren Semester, nur einer hörte nicht zu, an ihm plätscherten die Worte vorbei. Es war Edward Blake.
In der ersten Reihe saß er und drehte sich oft um, damit er einen Blick auf die Tür erhaschen konnte. Blake rechnete damit, daß jeden Augenblick seine Tochter zurückkehren würde, doch er wartete vergebens.
Die Tür blieb verschlossen.
Mehrmals wurde die Rede des Rektors von starkem Beifall unterbrochen, und Fleet wuchs immer weiter über sich hinaus. Er las nicht mehr vom Blatt ab, formulierte frei, und er lobte seine Schule über den grünen Klee.
Eingerahmt wurde er von den Jugendlichen. Sie standen hinter dem Pult, trugen ihre Masken entweder auf dem Kopf oder auf langen Stangen und lauschten.
Draußen brannten die Feuer. Man hatte Brandwachen zurückgelassen, die auf die Flammen achteten und sie unter Kontrolle halten sollten. Hin und wieder wurde auch Holz oder Reisig nachgelegt, damit das Feuer neue Nahrung bekam. Die Rede dauerte länger als gewöhnlich. Fleet hatte sich in Form gesprochen und kam endlich zum Schluß.
»So hoffe ich!« rief er mit Stentorstimme, »daß Ihnen, liebe Eltern, und euch, liebe Schüler, der Abend noch viel Freude bereiten wird. Wir von der Schule haben alles zum Gelingen des Festes getan. Laßt uns in den morgigen Tag hineinfeiern und hineintanzen sowie hineinsingen. Dieses Fest soll unvergeßlich bleiben. Ich danke Ihnen allen…«
Tosender Beifall brandete durch die Aula, während der Rektor sein Manuskript zusammenfaltete und das kleine Podium verließ. Eine Schülergruppe nahm Aufstellung um einen Geistertanz vorzuführen. Anschließend wollte man nach draußen gehen, dort weiterfeiern, und die Nacht sollte in einem gewaltigen Feuerwerk ihren Ausklang finden. Blake stand auf.
Er konnte seine Nervosität kaum noch unter Kontrolle halten. Er war der einzige, der auf die Tür zuschritt, um den Saal zu verlassen. Seine Frau trat ihm in den Weg.
»Was ist los mit dir, Ed?«
»Ich vermisse Carrie.«
Lorna Blake dachte da moderner. Sie schüttelte ihren Kopf. In ihrem blonden Haar klebte grüner Flitter. »Mein Gott, Ed, deine Tochter ist kein Kind mehr, sondern erwachsen. Daran solltest du immer denken. Die hat andere Interessen.«
»Das weiß ich, aber…« Er verstummte, denn er wollte Lorna nicht beunruhigen. Außerdem wußte sie nichts von dem Brief mit der Morddrohung.
»Was ist, Ed?«
»Nichts, ich mache mir halt Sorgen.« Sie streichelte seine Wange.
»Der liebe Vater und die Tochter. So ist es immer. Bist wohl eifersüchtig.«
»Ja, das wird es sein.«
»Bleibst du jetzt?« fragte Lorna.
»Nein.« Er nahm ihre Hand. »Ich möchte mich draußen ein wenig umschauen.«
»Okay, wir sehen uns dann.« Lorna hauchte ihrem Mann noch einen Kuß auf die Wange.
Edward Blake verließ den Raum.
Erst als ihn der Wind traf, merkte er, wie sehr er geschwitzt hatte. Sehr heiß war es nicht gewesen, der Schweiß war ihm vor lauter Aufregung aus den Poren gedrungen. Edward Blake wurde eingehüllt vom Widerschein des Feuers. Er hörte das Knacken, wenn trockenes Holz brach, drehte sich um und ging dorthin, wo die Feuer hochloderten. Er sah nur die Brandwache, von Carrie und ihren Mitschülern entdeckte er nichts.
Die Jungen waren sehr beschäftigt. Sie gehörten den älteren Jahrgängen an, und Edward Blake erkannte unter ihnen auch Schüler aus Carries Klasse.
Zwei sprach er auf seine Tochter hin an.
»Nein, Mr. Blake, wir haben Carrie nicht gesehen. Wir wissen nur, daß sie mit den anderen aus der Clique verschwunden ist.«
»Und ihr kennt wirklich nicht das Ziel?«
»Nur die Pachtung.«
»Die wäre?«
Der Junge deutete schräg an Edward Blake vorbei. Der Mann drehte sich um, damit er das Ziel besser erkennen konnte. Zum Optimismus gab es keinen Anlaß, denn die Fingerspitze des Schülers hatte auf den Wald gezeigt. Edward Blake bekam plötzlich zittrige Knie…
***
Julie Jackson war verzweifelt!
Sie hatte den Toten gesehen und auch den unheimlichen Killer, der sie nun jagte.
Einen Killer, der ein Kind war.
Ein Mädchen.
Angela!
Die Tote war aus dem Grab gestiegen, hatte die unheimliche
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