Blutiger Halloween
lief mir genau in die Falle. So wollte ich es.«
»John, es hat keinen Sinn, die redet doch nicht«, sagte meine Sekretärin und hatte damit recht.
Ich nickte. »Okay, Miß Graves. Der Spieß ist umgedreht worden Sie hatten uns einschließen wollen, jetzt bleiben Sie hier. Her mit dem Schlüssel!«
Sie überlegte einen Moment, sah ein, daß es keinen Zweck hatte, sich zu wehren. Sie gab mir das Verlangte.
Ich warf ihn Glenda zu. Sie verstand und verließ vor mir den unheimlichen Raum.
Auch mich hielt nichts mehr in dem Verlies. Rückwärtsgehend erreichte ich die offenstehende Tür und trat in den Gang. Meine Waffe blieb dabei auf die Lehrerin gerichtet, denn ihr traute ich alles zu. Wütend warf Glenda die Tür zu. Fast hätte sie mich dabei noch erwischt. Dann schloß Glenda ab, und kaum hatte sie den Schlüssel wieder hervorgezogen, hörte sie schon das wilde Schreien der Caroline Graves.
»Ihr verdammten Schweine erwischt sie nicht. Sie hat das Messer. Sie wird euch zerfetzen! Wie die anderen! Glaubt nur nicht, daß noch jemand lebt, ihr verfluchten…« Die Stimme überschlug sich. Sie erstickte an ihrem eigenen Haß. Wir hörten nicht mehr hin und vernahmen als letztes noch das Wort Halloween, doch da hatten wir den Gang bereits hinter uns gelassen.
Der normale Keller kam mir direkt gemütlich vor, wenn ich ihn mit dem anderen verglich.
Ich hatte auch den Revolver aufgehoben und ihn Glenda in die Hand gedrückt. Für alle Fälle, wenn sie plötzlich dem untoten Mörderkind gegenüberstand.
»Und wie geht es weiter?« fragte sie.
»Suchen, meine Liebe, nur suchen. Allerdings haben wir jetzt noch weniger Zeit als zuvor.«
Glenda senkte den Kopf und fragte: »Glaubst du, daß sie schon mehr Opfer erwischt hat?«
»Ich hoffe es nicht«, erwiderte ich leise.
***
Die kleine Feier hatte begonnen. Es war wohl eine der seltsamsten, die in der Schule je gestartet worden waren. Eltern und Schüler befanden sich zusammen in der großen Aula, wobei die Eltern normal aussahen - wenigstens die meisten von ihnen - und die Schüler nur ihre Verkleidungen trugen.
Maskierte und nicht maskierte Teilnehmer hatten auf den Stuhlreihen ihre Plätze gefunden. In der Ecke der Aula war ein kaltes Büffet aufgebaut worden, und Getränke gab es auch zu kaufen. Mehrere Jungen und Mädchen tanzten auf der Bühne den Halloween-Reigen, einen Tanz, der eigentlich ganz normal war, nur durch die Masken sehr gespenstisch wirkte.
Die Honoratioren der Schule standen zusammen mit den einflußreichsten Eltern. Auch Edward Blake befand sich unter den Versammelten. Er war nervös und starrte dauernd auf seine Uhr. In einer kurzen Gesprächspause gelang es ihm, den Leiter der Schule zur Seite zu ziehen.
»Sagen Sie, Mr. Fleet, fehlt da nicht jemand vom Lehrpersonal?«
»Sie meinen Miß Graves.«
»Genau.«
»Hm.« Mr. Fleet rückte an seiner Brille. Ein Zeichen, daß er nervös war.
»Da haben Sie recht. Allerdings weiß ich nicht, wo sich Miß Graves aufhält.«
»Sie war doch eingeladen?«
»Natürlich.«
Edward Blake hob die Augenbrauen. »Dann wundere ich mich, daß sie nicht anwesend ist. Ebenso wie ein Teil ihrer Schüler.«
»Unter anderem Ihre Tochter, Sir.«
»Gut beobachtet, Mr. Fleet.«
Der Schulleiter lächelte. »Wissen Sie, Sir, das hat man im Lauf der Zeit so im Blick. Ich schaue immer nach dem Rechten. Aber so, daß es nicht auffällt.«
»Verstehe.« Blake runzelte die Stirn. »Trotzdem hätte ich gern gewußt, wo sich meine Tochter aufhält. Sie haben wirklich nichts gesehen, Mr. Fleet?«
»Nein.«
»Haben Sie eine Erklärung dafür, daß die Schüler aus der obersten Klasse nicht hier sind?«
Fleet gab eine pädagogische Antwort. »Es gibt ja immer Entwicklungsstufen bei den Menschen. Das erleben wir auch bei unseren Schülern. Vielleicht hatten sie keinen Bock auf Halloween.«
»Und die Lehrerin?«
»Miß Graves ist sehr modern. Ihre und unsere Ansichten stimmen oft nicht überein.«
»Dennoch ist sie beliebt.«
»Das kann man sagen.«
»He, Edward«, rief jemand. »Laß den Schulboß in Ruhe! Der muß jetzt die Rede halten.«
»Ja, ja, okay, schon gut.«
»Wir sehen uns nachher«, sagte Mr. Fleet und lenkte seine Schritte auf das Podium zu.
Edward Blake nahm in der ersten Reihe Platz. Seine Frau suchte er vergebens. Lorna hatte sich mit anderen Damen zusammengetan und sich um das Kalte Büffet gekümmert. Sie hatte irgendwie einen sozialen Touch, und ihr machte es Spaß, immer mitten im Trubel
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