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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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atemlos der Hund.
    »Ich bin’s, Irina.«
    »Was willst du?«
    Sie richtete ihre Augen auf Fabian, der ihr ermunternd zunickte. »Ich muss mit dir reden.«
    »Ich habe keine Zeit.«
    »Nur kurz«, drängte sie. Der Öffner summte, und Fabian stieß die Tür nach innen auf. »Leise!«, flüsterte er.
    Über polierte Linoleumstufen stiegen sie ein enges Treppenhaus hinauf, in dem es durchdringend nach Linsen und Spätzle roch.
    Als sie vor der Eingangstür im dritten Stock standen, schob Fabian sich mit dem Rücken an die Wand, zog die Waffe aus dem Halfter und entsicherte sie. Er war vollkommen ruhig und kalt. Irina klingelte. Drinnen schlug der Hund an, dessen Stimme sich beim Bellen überschlug. Drei Sekunden später wurde die Tür aufgerissen.
    »Was willst …« Mischa kam nicht mehr dazu, den Satz zu Ende zu sprechen, denn Fabian trat Irina mit erhobener Waffe in den Weg.
    »Hände hoch! Polizei«, sagte er leise. »Und jetzt rein in die Wohnung!« Der Hund schoss aus dem Wohnzimmer und blieb knurrend vor ihnen stehen.
    »Fass!«, sagte Mischa und starrte auf die Pistole. Gipsy knurrte laut und legte die Ohren an. »Ruf den Hund zurück!«, befahl Fabian und hob die Pistole. Mischas kleine blaue Augen richteten sich auf Gypsy, der sich plötzlich still verhielt. »Und was, wenn nicht?«
    »Dann erschieße ich zuerst dich und dann deinen Hund.«
    Mischa wurde blass bis unter die Bürstenfrisur. »Sitz!«, befahl er. Gipsy zog den Schwanz ein und verzog sich ins Wohnzimmer. Erleichtert schloss Irina hinter ihm die Tür.
    »Was wollt ihr?«, fragte Mischa und starrte auf den Lauf der Waffe. »Hure!« Verächtlich spuckte er vor Irina auf den Boden.
    »Wo sind die Kinder?«, fragte sie leise und fügte etwas auf Russisch hinzu, das Fabian nicht verstand. Es konnte nicht allzu freundlich gewesen sein, denn Mischa zischte aufgebracht zurück.
    »Welche Kinder?«, fragte er dann. Schritt für Schritt setzte er sich rückwärts in Bewegung, bis er vor der offenen Küchentür stand. »Das weißt du ganz genau«, sagte Fabian und folgte ihm. Mischa hatte sich durch den Tod der Kuriere nicht seinen Samstagabend verderben lassen. Auf dem Tisch stand ein leerer Pizzakarton, die Spülmaschine lief, und über den Flachbildfernseher auf dem Regal flimmerte eine Casting Show.
    »Ich lebe alleine. Und Kinder habe ich, soweit ich weiß, auch keine. Auch wenn niemand das so genau sagen kann.« Über sein Gesicht zog ein schmieriges Grinsen.
    »Du kannst dir deine Witze sparen«, schrie Irina. »Heute Morgen hast du sie doch mitgenommen. Wo stecken sie also?«
    Ihre Stimme hatte Fabian einen Moment lang abgelenkt. Er reagierte zu spät, als Mischa plötzlich zur offenen Küche hin ausholte und ihm die Pistole aus der Hand trat. Sie landete auf dem Boden und rutschte in Richtung Eingangstür. Ein Kickboxer! Hätte er das doch vorher gewusst! Der Russe stürmte nach vorne, stieß ihm seinen Stierkopf unter die Nase und platzierte einen rechten Haken in seinem Gesicht, der ihn zu Boden gehen ließ. Feuerräder hinter seinen Lidern und dazu ein wahnsinniger Schmerz in seinem Jochbein. Der Hüne hockte sich auf seine Brust, und drückte ihm die Arme an den Körper.
    »Anfänger«, sagte er leise und hob die Faust, um ihn endgültig außer Gefecht zu setzen. Fabian wusste, dass der nächste Schlag ihm den Schädel zertrümmern würde. Es war ein folgenschwerer Fehler gewesen, keine Verstärkung anzufordern. Er wehrte sich verzweifelt, aber der Russe war schwer wie ein Kleiderschrank und zu allem bereit. Als die Faust ausholte, schloss Fabian automatisch die Augen. In diesem Moment hörte er es hinter sich leise klicken.
    »Hände hoch!«, sagte Irina heiser. »Ich erschieß dich, wenn du nicht tust, was ich sage.«
    Langsam hob sich Mischas schwerer Körper. Fabian dehnte erleichtert seinen Brustkorb und schnappte nach Luft. »Möchtegernbulle«, sagte Mischa und schlug ihm beiläufig aufs Auge. Dann stand er auf und stellte sich Irina gegenüber. Fabian rappelte sich hoch, das rechte Auge schwoll in Sekundenschnelle zu, und er spürte, wie Blut aus seiner Nase tropfte.
    Verächtlich musterte der Türsteher Irina. »Du schießt mir ja doch nur den Fernseher kaputt.«
    »Aus dieser Entfernung treffe sogar ich.« Irina trat einen Schritt näher und hielt Mischa die Pistole unter die Nase, mit beiden Händen, den Finger am Abzug. Irgendetwas an ihrem Auftreten ließ Mischa einknicken. Fabian kam schwankend auf die Füße und suchte sein

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