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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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schrieb er »Italiener« und setzte ein dickes Fragezeichen dahinter.
    »Ich habe noch eine Eingebung.« Rena stand noch einmal auf und setzte »Stuttgart-21-Finanzierung?« unter ihre Zeichnung.
    »Und?«, fragte Keller gallig. »Seid ihr bald fertig mit eurem Spekulieren? Ihr wisst ja gar nicht, was das bedeutet. Nein, das könnt ihr auch nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Allein das Wort mit M, das Fabian so souverän an eines der Enden gesetzt hat, veranlasst, wenn da auch nur ein Fliegenschiss dran ist, dass wir mit diesem Fall überhaupt nichts mehr zu tun haben werden. Möglicherweise wird es eine Sonderkommission geben, aber die wird nicht hier sitzen, sondern in Stuttgart beim Dezernat für organisierte Kriminalität. Oder der ganze Mist geht ans LKA.«
    In diesem Moment klingelte das Telefon. Rena nahm den Anruf an, bekam große Augen und gab den Hörer sofort an Fabian weiter. Keller nickte, als hätte er nichts anderes erwartet.
    »Grundmann.«
    »Ja, Grüßgott, Herr Grundmann. Herbrechtinger hier, Innenminischterium.« Der Mann am anderen Ende musste irgendein Vorgesetzter sein, in einem Raum so luftleer und weit oben, dass Fabian seinen Namen noch nie gehört hatte. Er sprach gepflegtes Stuttgarter Schwäbisch in jovialem Tonfall.
    »Guten Tag.«
    »Meinen Glückwunsch zu Ihrem Fahndungserfolg von Samstag. Etwas eigenmächtig, aber Sie haben den drei Kindern ja wohl des Lebe gerettet. Sind sie wohlauf?«
    Fabian hatte am Rande mitgekriegt, dass man die Kinder bei einer Pflegefamilie in der Umgebung untergebracht hatte und teilte seinem Anrufer das mit.
    »Sehr schön. Solche Dinge merkt man sich an oberster Stelle. Aber mir geht es um etwas anderes. Sie haben da ein Interview gegeben, für den Lokalsender Stuttgart Life.«
    Er fuhr sich mit der freien Hand an den Kopf. Eigentlich hatte er nur eine kurze Bemerkung gemacht.
    »Sie haben sich da etwas zu weit – nun sagen wir – aus dem Fenschter glehnt mit Ihrer Behauptung, die Mafia stünde dahinter.« Die Stimme am anderen Ende verlor alles Ölige. »Und das flimmerte geschtern stündlich über den Sender. Sisch zwar nur ein kleiner Lokalsender, aber nun ja …«
    »Ganz so habe ich das nicht gerade gesagt …«
    Er hörte, wie der Mann am anderen Ende tief Luft holte.
    »Hören Sie mir gut zu, Herr Grundmann! Wir wissen, dass es organisierte Kriminalität in Baden-Württemberg gibt, aber ihre Bedeutung wird grundsätzlich überschätzt. Darum ist es nicht nötig, diese Tatsache zu dramatisieren. Vor allem nicht in der Öffentlichkeit. Und jetzt geben Sie mir bitte mal den Herrn Keller!«
    Als Fabian den Hörer weiterreichte, klopfte ihm sein Herz bis hoch in den Hals. Belobigung hin oder her. Er hatte seinen Vorgesetzten in die Suppe gespuckt. Das würden sie sicher auch bei anstehenden Beförderungen nicht vergessen. Er straffte sich. Auch wenn seine Karrierepläne wie ein Kartenhaus zusammenfielen, würde er keinen Schritt von seiner Überzeugung abweichen. Grimmig wandte er sich seinem Rechner zu. Derweil hatte Keller den Anrufer mit Vornamen begrüßt und sich eingehend nach Frau und Kindern erkundigt. Den Rest des Gesprächs verbrachte er damit, seinem Gegenüber zuzustimmen. Dann legte er auf, faltete die Hände auf seinem Schreibtisch, drehte die Daumen umeinander und betrachtete Rena und Fabian nachdenklich.
    »Und, was meint ihr, Kinder?«
    »Wir sind den Fall los«, sagte Fabian ohne große Überraschung.
    »Ich wusste doch, dass du ein ganz Gscheiter bist, Fabian.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Rena.
    Keller erhob sich. »Ich für meinen Teil werde meine Mittagspause vorziehen. Und ihr? Nun, ihr sucht unseren Handtaschenräuber.«
    »Wurmt dich das denn gar nicht?«, fragte Rena entrüstet, als Keller gegangen war. »Diese Degradierung. Wo du doch den Zusammenhang gefunden hast zwischen Ölnhausen und dem ›Fallen Angel‹.«
    Fabian zuckte die Schultern und räumte seinen Schreibtisch auf, bis sich das Chaos der letzten Wochen lichtete. Dann stellte er die Fakten rund um Alessio noch einmal schriftlich zusammen und brachte die Aussage Nicolais zu Papier. Mit seinem Alleingang in Stuttgart hatte er schlafende Hunde geweckt. Ob er darüber entrüstet sein sollte, dass er nicht mehr in vorderster Reihe ermittelte, würde er entscheiden, wenn seine Nase wieder ihre gewohnte Größe angenommen hatte.
    Gegen Mittag beschloss er, bei Leonie vorbeizufahren. Der Einsatz hatte die Hintermänner des »Fallen Angel« aufgeschreckt.

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