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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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Mineralwasser, verzog das Gesicht und füllte sein Glas mit Apfelsaft auf.
    »Von uns wollte der eigentlich nichts. Nur Alessio, den wollte er mitnehmen. Aber der hatte eine Heidenangst vor seinem Bruder. Als wir in Mettingen waren, sind wir Hals über Kopf vor ihm abgehauen.«
    Fabian fasste sich an den Kopf. Auch Nick hatte ausgesagt, dass Alessio sich vor seinem Bruder fürchtete. Und wenn der bei Alberto Cortese lebte, dann hatte er seinen Bruder wahrscheinlich auf direktem Wege zu ihm gebracht. Gegen seinen Willen. Er schlug sich an die Stirn. Alberto Cortese hatte gelogen, was seinen Neffen anging. Er hatte ihn nicht aufgegeben. Im Gegenteil. Fabian hatte geglaubt, es sei dem Jungen gelungen, sich vor seinem Onkel in Sicherheit zu bringen. Er hatte die Zusammenhänge komplett falsch interpretiert.
    »Und dann?«, fragte er leise.
    Blue war blass um die Nase geworden. »Alessio hat mit ihm geredet. Dann ist er noch einmal zurückgekommen und hat uns gesagt, dass er mit seinem Bruder gehen würde. Aber ich weiß einfach, dass er es nicht freiwillig getan hat.«
    Das hatte er sicher nicht. Plötzlich wurde Fabian vieles klar. Das Geld, das Alessio Frau Deringer geraubt hatte, war keine Investition in eine unsichere Zukunft als Schiffsjunge gewesen, sondern der Preis, um sich freizukaufen. Nicht von Nick, sondern von einer Familie, die ihn drangsalierte und quälte.
    Als Blue auf den Vorplatz an der Agnespromenade hinaustrat, war er gemeinsam mit Rena schon auf dem Weg in den Schurwald. Fabian spürte eiskalten Zorn, der zum Teil seiner eigenen Leichtgläubigkeit galt. Er hatte sich von dem kalabrischen Bauern einlullen lassen, der ihn glauben lassen wollte, sein Neffe sei ihm gleichgültig. Verdammt!
    »Schneide doch die Kurven nicht so!«, beklagte sich Rena, als ihnen auf der Serpentinenstraße in Richtung Schurwald ein LKW entgegenkam, dessen Fahrer ihn hektisch anhupte. Auf dem Rest der Strecke riss er sich zusammen.
    In Schanbach, dem Zentralort Aichwalds, bogen sie in Richtung Lobenrot ab. Das Navi führte sie aufs Land, irgendwohin, zwischen Felder und Wiesen auf der Hochebene. Am Straßenrand blühten Margeriten. In the back of beyond , dachte er, als sie den Lobenroter Hof hinter sich gelassen hatten. Das Navi schickte sie mitten in die Pampa zu einem Haus, das im Nirgendwo lag. Ein Feldweg verband es mit der Straße. Haus war eigentlich nicht das richtige Wort. Anwesen würde es besser treffen.
    »Nicht schlecht!«, sagte Rena und holte ihre Jacke vom Rücksitz. Sie stellten den Streifenwagen vor dem Stahltor ab. Der Bungalow aus den Siebzigern lag inmitten eines parkähnlichen Geländes. Ein Zaun aus Eisenlanzen umschloss ihn. Fabian klingelte und sah sich plötzlich zwei Dobermännern gegenüber, die ihn zähnefletschend anknurrten. Als er sich bewegte, ging das Knurren in ohrenbetäubendes Gebell über. Ein Einbrecher würde sich sein Vorhaben zweimal überlegen.
    »Dieser Onkel scheint ja nicht gerade ein gastfreundliches Haus zu führen.« Renas Stimme konnte die Hunde kaum übertönen. »Absolut hässliche Viecher, findest du nicht?«
    »Jemand hat sie scharfgemacht.« Fabian fragte sich, ob ein Import-Exportbetrieb solche Vorsichtsmaßnahmen rechtfertigte.
    Ein junger Mann kam aus dem Haus und packte die Dobermänner am Halsband. »Moment!«, rief er, redete auf Italienisch auf die Hunde ein und führte sie in ein Nebengebäude, wo sie wütend weiterbellten. Der junge Mann näherte sich dem Tor und betrachtete sie misstrauisch. Unter dem weißen T-Shirt zeichneten sich kräftige Muskeln ab, und seine Haare standen dunkel und borstig vom Kopf ab, als seien sie nach der Rasur zu schnell wieder nachgewachsen.
    »Was wollen Sie?«
    »Sind sie Corrado?« Als er nickte, fragte Fabian nach Alberto Cortese. »Wir sind von der Polizei. Können wir hereinkommen? Wir haben einige Fragen.«
    »Natürlich«, sagte er und drückte einen Knopf, der das Tor nach innen aufschwingen ließ. »Mein Onkel ist zu Hause, aber ich warne sie. Er spricht nicht gut Deutsch.«
    »Passt schon«, sagte Rena. »Sie können ja übersetzen.«
    Der junge Mann – Corrado oder Kain – ging ihnen voran und ließ sie eintreten. Innen strahlte der Bungalow langweilige Gediegenheit aus. Im Flur stand ein Stapel Umzugskisten. Er führte sie ins Wohnzimmer und ließ sie auf dem schweren Ledersofa Platz nehmen. Fabian fiel die Stille auf. Er bemerkte, dass der Bungalow doppelt verglaste Fenster hatte. Ein Gefängnis , dachte

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