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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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er.
    »Mein Onkel kommt gleich. Wollen Sie etwas trinken?« Als sie ablehnten, verließ der junge Mann den Raum und kehrte innerhalb von zwei Minuten mit Alberto Cortese zurück. Dieser setzte sich auf einen der gegenüberliegenden Sessel, legte seine Hände auf die Knie und taxierte sie aufmerksam. Hemdsärmlig und in Cordhosen wirkte er mehr denn je wie ein süditalienischer Bauer. Fabian nahm sich vor, ihn gerade deshalb nicht zu unterschätzen.
    »Wir haben Ihnen noch einige Fragen zu stellen, Herr Cortese«, begann Fabian. »Mich kennen Sie ja bereits. Das ist unsere Praktikantin, Rena Schmidt.«
    Er nickte, und Fabian fuhr fort. »Wie ich sehe, haben Sie gepackt. Wollen Sie ihre Zelte in Deutschland abbrechen?«
    Anstatt auf Deutsch zu antworten, wandte sich Cortese an Corrado und sagte einige italienische Sätze. »Reine Routine«, übersetzte er. »Mein Onkel verbringt immer einen Teil des Jahres in Kalabrien, weil er sich dort um seinen Weinberg kümmern muss.«
    »So«, sagte Fabian und fragte sich, warum er ihm nicht glaubte. »Aber eigentlich sind wir wegen Alessio hier.«
    Bei dem Namen hob Cortese den Kopf und nickte. Was dann kam, hätte nicht überraschender sein können. Er antwortete in einem Deutsch, das zwar von einem starken Akzent geprägt, aber durchaus verständlich war. Was er sagte, ließ Fabian mit den Zähnen knirschen.
    »Alessio ist vorrrgeschickt.«
    »Wohin?«, mischte sich Rena ein.
    »Kalabrien. Dort wartet Tante auf ihn. Und educazione .«
    Erziehung also, wahrscheinlich von einer biestigen Tante, die Alessio die Flausen schon austreiben würde. Fabian unterdrückte einen Fluch. »Dann, Herr Cortese, haben Sie eine Falschaussage gemacht.«
    Für einen Moment wurde es so still, dass sie das Summen einer Fliege hörten, die bei dem vergeblichen Versuch, sich zu befreien, wieder und wieder gegen die doppelt verglaste Scheibe stieß.
    Cortese zuckte die Schultern. »Ist famiglia . Ich musste das tun.«
    Es folgte ein Redeschwall in Richtung Corrado. Als dieser übersetzte, waren seine dunklen Augen hart. »Alessio war ungehorsam. Aber in Italien kommen solche Jungs nicht ins Heim, jedenfalls nicht bei Leuten, die was von sich halten. Mein Onkel wollte sich selbst mit ihm befassen. Wie sie wahrscheinlich wissen, bin ich sein Halbbruder und fühle mich für ihn verantwortlich. Ich habe ihn gesucht und schließlich bei den Straßenkindern im Schlossgarten gefunden. Wer hat gesungen? Die Kleine mit den blauen Haaren?«
    Er machte eine kurze Pause, und Fabian hatte plötzlich Angst um Blue.
    Corrado sprach weiter. »Ist ja auch egal. Er hat seinen Fehler eingesehen und ist nach Kalabrien vorgegangen. Meine Tante lebt zurzeit dort, und mein Onkel kommt nach.«
    Es gab nichts mehr zu sagen. Das Ganze hatte seine innere Logik. Doch als Fabian den Streifenwagen wieder in Richtung Esslingen lenkte, fragte er sich, was ihm so faul vorkam. »Die lügen«, sagte Rena. »Und dieser Corrado ist echt zum Fürchten.«
    Fabian nickte. Es war nur ein Gefühl, aber er nahm sich vor, so schnell wie möglich einen Durchsuchungsbefehl ausstellen zu lassen und der Famiglia auf den Pelz zu rücken, ehe sie sich davonmachen konnte.

54.
    Für den schwarzen Geländewagen öffnete sich auf der Rückseite des Hauses ein Tor. Alessio hatte den Besuch der Bullen in seinem Zimmer abgewartet und hörte, wie der andere einparkte. Eigentlich hatte er gedacht, dass ihn in diesem Haus nichts mehr überraschen konnte. Doch jetzt war er bass erstaunt, als zwei Minuten später Leandros Mutter in der Tür stand und ihn unsicher anlächelte. Der andere hatte sich hinter ihr aufgebaut und ihr schützend die Hand auf die Schulter gelegt. Er wusste, wie leicht seine kräftigen Hände ihr den Hals zudrücken konnten, wie geschickt sie eine Pistole entsicherten und abdrückten. Leandros Mutter schien nichts von diesen Dingen zu ahnen. Sie sah frisch und hübsch aus mit ihrer weißen Bluse und den langen Haaren, die ihr über den Rücken fielen.
    »Hallo«, sagte er unsicher und lächelte. »Wo hast du Leandro gelassen?«
    »Der ist zu Hause bei unserer Haushälterin.«
    Sie trat auf ihn zu und schaute ihm über die Schulter. Er hatte sich gerade eine Schlacht mit der Armee der Finsternis geliefert, bei der er fast gewonnen hätte, und klickte das Ego-Shooter-Spiel mit leisem Bedauern aus.
    »Und was tust du hier?« Bei dieser Frage schaute er nicht der Frau, sondern dem anderen ins Gesicht. Feindselig.
    »Ich wollte dich sehen.

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