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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kneifl
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Himmel wieder beruhigt. Ein gleichmäßiger, grauer Streifen erstreckt sich von einem Ende des Horizonts zum anderen. Die Temperaturanzeige des Suzuki verrät zwölf Grad Celsius. Der Wind weht leicht aus Nordwest. Es ist ein kalter Wind.
    Eine gut ausgebaute Serpentinenstraße führt hinauf in die Mesa. Am Kamm des Hochplateaus hat es offensichtlich gebrannt. Schwarze Baumruinen, nackte dunkle Sträucher und verbrannte Erde.
    Mike ist auffallend schweigsam, so als hätte er gestern alles gesagt.
    Bei einer Abzweigung bleibe ich stehen.
    Ein holpriger Pfad führt durch eine Schneise, die wahrscheinlich ein Felsrutsch verursacht hat, talwärts. Mit Allrad angetriebene Pick-ups und Broncos mit großen Geländereifen und Scheinwerferleisten am Dach stehen unten am Ende des Pfades. Die Männer in den martialischen Uniformen sehen bedrohlich aus. Sie blicken zu uns herauf.
    „Das könnte die Stelle sein, wo vor ein paar Jahren eine alte Anthropologin und ihr Sohn ermordet worden sind.“ Ich erwarte, dass Mike mich fragt, woher ich das weiß. Doch er schweigt beharrlich.
    „Was machen all diese Leute dort? Lasst uns nachsehen. Vielleicht sind sie von Simon Hunters Abteilung?“
    „So schnell können die nicht hier sein.“ Orlando weigert sich auszusteigen.
    Mike ist ebenfalls dagegen.
    „Da ist ein Streifenwagen dabei. Ich will wissen, was los ist …“
    „Ich sehe die Polizei lieber aus der Ferne“, murmelt Mike.
    Ausnahmsweise sind er und Orlando einer Meinung.
    „Wie ihr meint.“ Da es leicht zu schneien begonnen hat, was laut Mike in dieser Gegend durchaus keine Seltenheit ist, habe auch ich keine Lust, das warme Auto zu verlassen. Ein paar Meilen weiter bleibt mir dann nichts anderes übrig. Wir sind beim Eingang zum Visitor Center angelangt.
    Wir bezahlen Eintritt. Mike zeigt dem Mann an der Kasse einen Ausweis und darf umsonst hinein.
    „Siehst du, er hat die Wahrheit gesagt. Er ist ein Hopi“, sage ich leise zu Orlando.
    „Na und? Das bedeutet nicht automatisch, dass er ein guter Mensch ist und es ehrlich mit uns meint. Du bist wirklich hoffnungslos naiv, Kafka.“
    Während unseres kleinen Disputs verhandelt Mike mit einer Rangerin.
    Wir müssen uns ihrer Gruppe anschließen, dürfen die Felsenhäuser nicht allein besichtigen. Aber wir halten ein wenig Abstand von den anderen Touristen und lassen uns von Mike die Geschichte der früheren Mesa-Verde-Bewohner erzählen.
    Es regnet sich ein. Schirme sind verboten. Wir haben unsere Kapuzen aufgesetzt. Mikes Jeansjacke hat keine Kapuze. Das Wasser rinnt in kleinen Bächen über sein schönes Gesicht.
    „Bitte gebt Acht. Die Wege sind bei diesem Wetter sehr rutschig“, ermahnt er vor allem Orlando, der wieder einmal die falschen Schuhe anhat. Schicke, mit glitzernden Pailletten verzierte Turnschuhe mit hauchdünnen Sohlen.
    Als wir an einer Aussichtsplattform Halt machen, bin ich froh, nicht vorne bei den anderen Touristen zu sein. Denn der Balkon aus Holzbalken liegt auf fast zweitausend Metern Höhe und ragt weit über den Felsen hinaus. Mir geht das Polizeiaufgebot von vorhin nicht aus dem Kopf. Es muss etwas passiert sein. Aber ich behalte meine Gedanken lieber für mich. Orlando würde mich sicher wieder als paranoid bezeichnen.
    „Da drüben befindet sich das Spruce Tree House, es ist die besterhaltene Felsensiedlung in Mesa Verde. Aber ich denke, es wird genügen, wenn wir uns den Cliff Palace ansehen, er ist leichter zugänglich als die anderen. Hier haben vor 1400 Jahren die Anasazi gelebt, eine für damalige Zeiten recht hoch entwickelte Kultur.“ Mikes Worte holen mich in die Realität zurück.
    Der Weg wird immer enger und steiler. An manchen Stellen klammere ich mich mit beiden Händen an Felsvorsprünge oder kräftig aussehende Büsche.
    „Mich wundert, dass die dort vorn nicht stecken bleiben.“ Orlando deutet auf ein stark übergewichtiges Pärchen, das sich durch eine schmale Felsspalte zwängt.
    „Pass lieber auf, dass du nicht ausrutschst.“
    Der Anblick, der sich uns nach der nächsten Wegbiegung bietet, ist umwerfend. Wären wir nicht vor kurzem erst beim Navajo National Monument gewesen, würde ich glauben zu träumen.
    Eine große Siedlung mit mehrstöckigen Häusern klebt unter einem riesigen überhängenden Felsen.
    „Cliff Palace.“ Aus Mikes Stimme klingt Stolz, so als hätte er dieses architektonische Wunder eigenhändig vollbracht.
    „Ist das nicht schön?“ Ich stoße Orlando, der mit unbewegter Miene auf den

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