Blutiger Sand
eine Zeitung in den Händen. Hat aber die Augen geschlossen. Vor ihm steht ein Whisky ohne Eis.
Ich schließe mich ihm an. Bestelle ebenfalls einen Bourbon ohne Eis. Orlando bleibt bei Wasser.
Im prunkvoll ausgestatteten Restaurant nehmen wir alle drei nur eine Kleinigkeit zu uns. Sowohl Esthers Zicklein als auch ihre Tortilla liegen uns schwer im Magen. Simon und ich teilen uns einen Waldorfsalat. Orlando entscheidet sich für einen Shrimpscocktail.
Nach dem Essen brauchen wir unbedingt noch einen Whisky in der Bar.
Simon hat mich während des Essens andauernd merkwürdig angesehen. Er scheint bester Laune zu sein. Oder er ist beschwipst. Jedenfalls schäkert er die ganze Zeit mit mir. Nennt mich Sweetheart, Darling und Honey …
Als Orlando endlich mal auf die Toilette geht, wird Simon plötzlich ernst: „Bitte schlaf heute Nacht bei mir.“ Er greift nach meiner Hand. Ich entziehe sie ihm sofort.
„Das geht nicht. Hast du denn nicht bemerkt, dass Orlando auf dich steht?“
„Das glaubst du wohl nicht im Ernst! Für mich ist er wie ein Sohn, den ich leider nicht habe.“
„Du bist zu jung, um sein Vater sein zu können.“
„Wieso? Ich bin dreiundvierzig.“
„Mit dreizehn Vater werden? Komm, hör auf.“
„Orlando ist dreißig?“ Er sieht mich ungläubig an.
„Ja. Sieht man ihm nicht an, ich weiß. Außerdem benimmt er sich meistens wie ein pubertierender Fünfzehnjähriger. Du magst meinen exzentrischen Freund, nicht wahr?“
„Ja, ich finde ihn witzig.“
„Warum habt ihr, Susan und du, keine Kinder gehabt?“
„Sie wollte keine, wegen ihrer Figur und ihrer Karriere. Ich habe mir immer einen Sohn gewünscht …“
„Keine Tochter?“
„Oder eine Tochter.“
„Du lügst.“ Ich gebe ihm einen Klaps auf die Hand. „Ihr Indianer seid alle Machos. Das habe ich inzwischen kapiert. Ein Stammhalter ist wichtig, oder?“
„Hast du Kinder?“, wechselt er rasch das Thema.
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Ich habe nie den richtigen Vater dafür gehabt. Um ein Kind allein aufzuziehen, hat es mir an Geld gemangelt. Eine Karriere als alleinerziehende Mutter war das Letzte, was ich meinem Kind und mir gewünscht hätte.“
Simon versucht mich zu küssen. Ich weiche aus. Seine Lippen streifen meine Wange.
„Wo bleibt Orlando bloß? Vielleicht hat er sich bereits in die Suite zurückgezogen? Ich traue es ihm zu, einfach zu verschwinden.“
Kaum habe ich den Satz beendet, kommt Orlando wieder.
Simon bestellt noch eine Runde und gesteht Orlando, dass er sich in mich verliebt habe.
Überraschenderweise reagiert mein Freund vollkommen gelassen.
„Glaubt ihr ernsthaft, dass ich das nicht längst kapiert habe? Du kannst ruhig in der Monroe-Suite schlafen, Kafka“, sagt er. „In diesem wunderbaren Hotel fürchte ich mich nicht allein.“
Kurz darauf sagt er uns „Gute Nacht“.
Sobald wir die Monroe-Suite betreten haben, umarme ich Simon.
Seine schwarzen Augen glänzen fiebrig, als er sich von mir löst. Mit fahrigen Bewegungen macht er sich an meinem Kleid zu schaffen. Ich helfe ihm. Ziehe mein Kleid über den Kopf.
Er vergräbt sein Gesicht zwischen meinen Brüsten. Seine Lippen bedecken meinen nackten Oberkörper mit zärtlichen Küssen, gleiten über meinen Bauch, wandern zu meiner Scham.
Ich knöpfe sein Hemd auf und schmiege mich an seine glatte Brust, streichle seine muskulösen Arme.
Als er seine Hose auszieht, beuge ich mich über seine Lenden. Meine Lippen schließen sich um seinen Schwanz. Ich verstehe es, einen Mann mit meinen Lippen und meiner Zunge verrückt zu machen. Sein Stöhnen ist so laut, dass ich ihm am liebsten die Hand auf den Mund legen würde. Wer weiß, wie dick die Wände in diesem alten Hotel sind?
Bevor er kommt, stürzt er sich auf mich, begräbt mich unter seinem Körper. Ich kriege kaum mehr Luft. Seine Stöße sind heftig. Plötzlich schreie ich laut auf.
Simon bedeckt mein Gesicht und meinen Körper mit seinen Küssen, bevor er erneut in mich eindringt. Er spielt nur mit mir. Bald spüre ich jedoch, wie er wieder kräftiger wird.
Ich setze mich auf ihn, tanze wie eine Verrückte auf ihm herum, zerkratze seine Brust, schlage wild um mich, als er sich aufbäumt und unter heftigem Stöhnen erschöpft unter mir zusammenbricht.
Wir lieben uns bis zum Sonnenaufgang. Er kommt ein drittes Mal und flüstert immer wieder meinen Namen, so als hätte er Angst, ihn zu vergessen.
Zärtlich streichle ich die vielen Narben in seinem Gesicht und auf seinem
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