Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Huth
Vom Netzwerk:
hatten, traten die beiden Entführer einen Schritt zurück. Sie warfen dem dritten Mann fragende Blicke zu. Offenbar warteten sie auf einen Befehl. Dieser rührte sich längere Zeit nicht. Er schien Steffi wie ein Tier im Käfig zu mustern. Schließlich flüsterte er kaum verständlich: »Macht sie glücklich!«
    Die Angst trieb ihr trotz der Kühle schlagartig den kalten Schweiß auf die Stirn. Unwillkürlich presste sie ihre Beine zusammen.
    Einer der Männer griff in seine Jackentasche und holte eine längliche, aus Stoff bestehende kleine Tasche heraus. Er legte sie auf die Sitzfläche des Stuhles und wickelte den Inhalt langsam aus. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte Steffi jede seiner Bewegungen. Als sie die fertig aufgezogene Spritze sah, begann sie zu wimmern.
    Er drehte sich zu ihr. Seine Stimme kam zum ersten Mal, seit er sie entführt hatte, dumpf unter der Maske hervor.
    »Du wirst dich wie im siebten Himmel fühlen, Schätzchen. Und du bekommst diese Göttergabe auch noch gratis.« Dann setzte er mit harter Stimme hinzu: »Bleib ruhig, sonst müssen wir wieder den Elektroschocker einsetzen.«
    Er gab seinem Kumpel einen Wink. Dieser trat ans Bett und drückte Steffis Schultern auf die Matratze. Dem Gewicht des Mannes hatte sie nichts entgegenzusetzen.
    Der Typ mit der Spritze zog ein Stauband aus der Tasche und trat ans Bett. Mit gekonnten Griffen schlang er ihr das Band über den Oberarm und zog es zusammen. Dann nahm er den Arm und betastete ihre Armbeuge.
    Steffi brüllte hinter dem Knebel wie ein Tier und begann, soweit es ging zu zappeln. Der Typ holte aus und gab ihr eine klatschende Ohrfeige.
    »Halt still!«, zischte er sie an, dann kniete er sich auf ihre Hand, sodass sie den Arm nicht mehr bewegen konnte. Ohne Probleme stach er die Nadel in ihre Vene und zog etwas Blut an, dann presste er den Kolben langsam hinunter.
    Es dauerte nur Sekunden, bis sich Steffi entspannte. Die Verkrampfungen ihres Körpers verschwanden, und sie ließ den Kopf auf die Matratze zurücksinken. Aus ihrem verschlossenen Mund kam ein wohliges Seufzen.
    Die beiden Männer ließen von ihr ab und traten zurück.
    »Nehmt ihr den Knebel ab, damit sie nicht erstickt, falls sie sich übergeben muss, und schmeißt eine Decke über sie.« Der dritte Mann steckte sein Handy ein, mit dem er die ganze Szene gefilmt hatte, und stieg die Treppe hinauf.
    Die beiden anderen führten seine Anweisung aus, löschten das Licht und verließen ebenfalls den Keller. Ihr Opfer würde für die nächsten fünf, sechs Stunden glücklich im Heroinhimmel schweben.

20
    Die Gesprächsrunde, die sich zwei Tage später im Dienstzimmer des Leitenden Oberstaatsanwalts Rothemund traf, bestand aus dem Leiter der Staatsanwaltschaft, Simon Kerner, Eberhard Brunner und Monika Rettig. Außerdem saß ein Kriminaldirektor Bernhard Huber vom Landeskriminalamt in München mit am Tisch. Die übergeordnete Behörde hatte sich eingeschaltet, da die Ermittlungen im Fall Emolino zwischenzeitlich die Landesgrenze überschritten hatten und eine Koordinierung der verschiedenen Ermittlungsbehörden erforderlich wurde. Huber sollte die Oberleitung der Sonderkommission übernehmen, worüber natürlich Brunner ziemlich verschnupft war, was er sich aber nicht anmerken ließ.
    »Nach Prüfung des gesamten Sachverhalts sind wir der Meinung, dass uns nur die Einschleusung eines verdeckten Ermittlers in die Organisation weiterhilft. Mit dieser Methode ist es uns schon häufig gelungen, derartige Verbrecherorganisationen zu unterwandern und aufzubrechen. Wir haben entsprechend geschultes Personal, das diese schwierige Aufgabe übernehmen könnte.«
    Huber nahm einen Schluck von seinem Kaffee, der mittlerweile fast kalt war.
    »Das hätte zudem den Vorteil, dass der Beamte hier nicht bekannt wäre. Emolino kennt doch mittlerweile alle Ermittler aus der Sonderkommission, die sich mit dem Fall beschäftigt haben«, unterstützte Rothemund die Ausführungen des Münchners. Dabei warf er Kerner verstohlen einen prüfenden Blick zu. Der machte heute einen etwas stabileren Eindruck auf ihn. Jedenfalls hatte er keine Alkoholfahne und schien sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
    »Das kann doch ewig dauern, bis wir von dem Mann erste Ergebnisse erwarten können«, warf Kerner ein. »Bis dahin bin ich alt und grau!«
    »Was haben wir für Alternativen?« Huber zuckte mit den Schultern.
    Nach einer weiteren halben Stunde ging die Runde auseinander. Man hatte vereinbart, dass der

Weitere Kostenlose Bücher