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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Huth
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Leiche hatten sie offenbar noch nicht gefunden, sonst hätten sie ihm sicher gleich einen Killer geschickt.
    Mitten in seine schweren Gedanken platzte das Läuten seines Mobiltelefons. Er wollte den Anrufer schon wegdrücken, als er erschrocken auf das Display starrte. Wie konnte das sein? Es war ein Anruf von Steffi! Für eine Sekunde schöpfte er Hoffnung, dass der Film nur ein Fake gewesen war; hastig nahm er das Gespräch an. Aber sofort platzte seine Hoffnung wie eine Seifenblase. Es meldete sich ein Mann. Die Stimme des Mannes klang ruhig, fast gelassen. Sie war ihm unbekannt. Kerners Puls schlug ihm bis zum Hals.
    »Wir wollen wissen, wo du Ricardo gelassen hast«, erklärte der Anrufer übergangslos. »Wenn du uns nicht bis heute um Mitternacht eine entsprechende Nachricht auf dieses Handy geschickt hast, wird deine Freundin eines grausamen Todes sterben. Töten werden wir sie zwar so oder so, allerdings kannst du dafür sorgen, dass sie glücklich hinübergehen wird und nichts davon merkt.
    Und lass die Polizei aus dem Spiel, sonst bekommst du sie in Einzelteilen geschickt.«
    Das Gespräch wurde unterbrochen.
    Mit schweißnassen Händen legte er das Handy zur Seite. Wut und Verzweiflung ergriff ihn. Weil er die Anspannung nicht mehr aushielt, erhob er sich und lief wie ein gefangener Tiger im Käfig in seinem Zimmer hin und her. Er zermarterte sich das Gehirn, wie er Steffi retten konnte. Selbst wenn er jetzt zu Brunner ging und seine Schuld offenbarte, würde kein Ermittlerteam in der kurzen Frist den Aufenthalt der Frau herausfinden können. Handys konnte man zwar orten, aber dazu mussten sie eingeschaltet sein. Diesen Gefallen würde Emolino ihm sicher nicht tun. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass Emolino seine Drohung wahr machen würde. Im Laufe des Ermittlungsverfahrens gegen den Mafioso hatte er die Mentalität des Paten bestens kennengelernt. Emolino würde seinen Sohn rächen, egal was er unternahm. Das Ziel dabei war er. Keiner wusste besser als Kerner, wie skrupellos der Alte sein konnte. Simon Kerner hatte sich noch nie so verzweifelt gefühlt. Er musste es irgendwie schaffen, dass Emolino sich nur auf ihn konzentrierte und Steffi verschonte.
    Entschlossen griff er zum Mobiltelefon und wählte Steffis Nummer. Erwartungsgemäß war das Gerät nicht eingeschaltet. Als sich die Mailbox meldete, sprach er mit stockender Stimme eine Nachricht darauf.
    »Emolino, lassen Sie Steffi laufen, und ich werde mich Ihnen bedingungslos ausliefern. Ich werde Ihnen sagen, wo Sie Ihren Sohn finden, und Sie können mit mir machen, was sie wollen. Wenn Sie Steffi auch nur ein Haar krümmen, werden Sie Ricardo nie finden.« Kerner zögerte kurz, dann unterbrach er die Verbindung. Durch diese Nachricht hatte er praktisch zugegeben, mit dem Verschwinden Ricardos zu tun zu haben. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Er wartete einige Zeit und starrte wie hypnotisiert auf das Display. Doch das Handy blieb stumm.
    Der Oberstaatsanwalt nahm wieder den Rundgang durch sein Zimmer auf. Er suchte verzweifelt nach einem Plan, wie er Steffi retten konnte. Tatenlos herumzusitzen machte ihn wahnsinnig, er musste etwas unternehmen! Sein Blick fiel auf den Kleiderschrank, der an der Längsseite seines Büros stand. Mit wenigen Schritten war er an der Tür und öffnete sie. Es handelte sich um einen massiven Schrank aus Kernbuche, der in ein Abteil für Kleider und einen Bücherschrank aufgeteilt war. Im oberen Bereich des Bücherabteils war ein kleiner, aber massiver Tresor eingebaut, der durch die Rückwand des Schrankes mit der Zimmerwand verschraubt war. Er tippte die Zahlenkombination ein und öffnete die schwere Tür. Der Tresor war leer bis auf einen Revolver, der in einem Lederholster steckte, und eine Packung Munition. Zögernd starrte der Oberstaatsanwalt die Waffe an. Er besaß die Berechtigung, eine Schusswaffe zu seinem eigenen Schutz zu tragen. Seit er Emolino verfolgte, galt er als persönlich gefährdet, und man hatte ihm geraten, sich zu bewaffnen. Er nahm den Revolver heraus und öffnete die Trommel. Die Waffe war geladen. Es handelte sich um eine kurzläufige, fünfschüssige Verteidigungswaffe im Kaliber .357 Magnum, die auf kurze Entfernungen bis zu acht Metern äußerst wirksam war und auf diese Distanz auch über genügend Treffgenauigkeit verfügte. Bis vor ein paar Wochen war er regelmäßig zu Übungen ins Schießkino der Polizei gegangen, um die ausgezeichnete Treffsicherheit, die er in seiner Militärzeit

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