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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Huth
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Vertreter des Landeskriminalamts und der Leiter der Sonderkommission
Spessartblues
ein Konzept für das weitere Vorgehen der Sonderkommission erarbeiten sollten. Nach Fertigstellung sollte ein neuerliches Treffen stattfinden.
    Als Brunner und Kerner hinterher noch in Kerners Dienstzimmer zusammensaßen und eine Tasse Kaffee tranken, meinte Brunner mit einem prüfenden Seitenblick auf seinen Freund: »Sag mal, Simon, hast du den Tod der Polizisten noch immer nicht überwunden? Ich meine, ich bin auch sehr betroffen, aber das ist halt mal das berufliche Risiko, das man bei einem Sondereinsatzkommando eingeht. Du warst doch früher beim Militär auch in einer Sondereinheit. Da musst du doch ähnliche Dinge erlebt haben.«
    Kerner winkte ab. »Das ist schon richtig, und das wird auch wieder. Mich quält eigentlich mehr die Ohnmacht, mit der wir diesen Verbrechern ausgesetzt sind. Manchmal ist der Preis, den wir für unseren Rechtsstaat zahlen müssen, einfach zu hoch.«
    »Man braucht halt in unserem Geschäft einen langen Atem. Du wirst sehen, wenn die Geschichte mit dem verdeckten Ermittler klappt, kriegen wir Emolino.«
    Das Telefon auf Kerners Schreibtisch läutete. Kerner erhob sich, nahm den Hörer ab und meldete sich.
    »Hier Müller, Poststelle. Herr Kerner, es wurde von einem Boten ein Päckchen für Sie persönlich abgegeben. Wir haben es durchleuchtet, der Inhalt scheint harmlos zu sein. Erwarten Sie Post?«
    »Nein«, gab Kerner zurück.
    »Sollen wir es öffnen?«
    Kerner zögerte einen Augenblick, dann sagte ihm ein unbestimmtes Gefühl, dass er das besser lassen sollte.
    »Nein, danke. Bringen Sie es mir bitte hoch, ich öffne es selbst.«
    Brunner hatte sich mittlerweile erhoben. »Ich gehe dann mal. Dieses Konzept wird uns in den nächsten Tagen noch einiges Kopfzerbrechen machen. Es freut mich, deinem Verhalten entnehmen zu können, dass du hier weitermachen willst. Ich habe es auch nicht anders erwartet.«
    Kerner nickte knapp.
    Brunner verabschiedete sich. Als er die Türe öffnete, kam ihm ein Justizwachtmeister in Uniform entgegen, der in der Hand ein kleines Päckchen trug. Es hatte ungefähr die Größe eines dickeren Buches. Kerner bedankte sich und nahm es entgegen. Er wunderte sich, wie leicht es war. Der Beamte ging wieder.
    Während Kerner das Behältnis zum Schreibtisch trug, betrachtete er es. Die Beschriftung des Adressfeldes war offenbar mittels Computer erfolgt.
Herrn Oberstaatsanwalt Simon Kerner – persönlich – Staatsanwaltschaft Würzburg
stand da. Ein Absender war nicht vorhanden.
    Mit seinem Taschenmesser schlitzte er vorsichtig das Packband auf, dann hob er mit der Spitze der Klinge die beiden Verschlussklappen hoch. Obenauf lag eine undurchsichtige, offene Plastiktüte, die leicht aufgebauscht war. Vorsichtig schob er die Tüte mit Messer und Brieföffner so zurecht, dass er in die Öffnung hineinsehen konnte. Eine Sekunde betrachtete er den Inhalt völlig verständnislos. Dann fiel bei ihm der Groschen. Der Schrecken fuhr ihm so in die Glieder, dass er sich auf seinen Bürosessel fallen ließ. Aus der Tüte quoll ein Büschel langer, blonder Haare. Seinem Mund entwich ein leises Stöhnen. Es gab dafür nur eine Erklärung. Mit zitternden Fingern führte Kerner die Tüte zur Nase und roch daran. Kein Zweifel. Der frische Geruch von Lemongras, Steffis Haarwaschmittel, das er so mochte, berührte seine Nasenschleimhäute. Diese Haare stammten ganz eindeutig von Steffis Kopf! Was hatte das zu bedeuten? Niemals hätte sich seine Freundin das Haar freiwillig abschneiden lassen. Sie musste sich also in den Händen des Absenders befinden. Die Haare waren ihr zweifelsfrei mit Gewalt abgeschnitten worden. Das konnte nur eins bedeuten: Steffi befand sich in den Händen von Entführern. Sein Blick streifte wieder das Innere des Päckchens. Dort lag ein wattierter Umschlag, der fast die gleiche Farbe wie die umgebende Verpackung hatte, weshalb er ihm nicht gleich aufgefallen war. Er legte die Tüte zur Seite und drehte den unverschlossenen Umschlag herum. Es fiel ihm ein USB-Stick in die Hand. Außerdem befanden sich, wie er erkennen konnte, mehrere Fotos darin. Geistesgegenwärtig nahm er den Brieföffner und schob damit die Bilder auf seine Schreibtischunterlage. Er wollte verhindern, dass er irgendwelche Spuren verwischte bzw. seine Fingerabdrücke hinterließ.
    Schon bei der Betrachtung des ersten Bildes wich ihm schlagartig alles Blut aus dem Gesicht. Das Foto zeigte die scharfe

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