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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Huth
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zwischen uns beiden ist. Steffi ist völlig unschuldig, genauso unschuldig wie diese Polizeibeamten, die nur ihren Job gemacht haben. Sie sind nicht unschuldig, und ich leider auch nicht mehr. Jetzt ist es wirklich eine Sache zwischen uns beiden. Bevor wir Ihren Sohn besuchen, haben Sie noch etwas zu erledigen.«
    Kerner holte Emolinos Handy aus der Hosentasche und klappte es auf.
    »Ich denke, wir sollten kein Risiko eingehen, das unsere nette Beziehung negativ beeinflussen könnte. Es ist gleich Mitternacht. Sie rufen jetzt Ihre Schergen an und sagen Ihnen, dass Sie die Finger von Steffi lassen sollen, bis Sie wieder von sich hören lassen. Und damit beenden Sie das Gespräch. Keine dummen Bemerkungen. Keine versteckten Hinweise. Sollten Sie sich nicht daran halten, ergeht es Ihnen wie Ihrem Fahrer.«
    »Den Teufel werde ich tun!«, fauchte Emolino. »Die Jungs haben die Anweisung, deinem Flittchen den Goldenen Schuss zu verpassen, wenn die Frist verstrichen ist und wir von dir nichts gehört haben.«
    Kerner musste sich mühsam beherrschen, dass er dem Mann nicht mitten ins Gesicht schlug. Nach außen zwang er sich zur Gelassenheit.
    »Na, na, na, Seniore Emolino. Wir haben hier doch keine Märchenstunde. Ich glaube Ihnen kein Wort. Sie sind durch und durch schlecht. Niemals würden Sie sich den Genuss entgehen lassen, dabei zu sein, wenn Steffi sterben muss. Sie sind ein widerlicher, perverser Bastard. Ich hoffe, ich habe Sie damit nicht beleidigt. Sie werden jetzt schön das machen, was ich Ihnen gesagt habe, sonst können Sie Ihren Sohn vergessen. Ach, noch etwas. Sprechen sie deutsch. Ein italienisches Wort, und Sie haben Ihre Chance vertan.«
    »Nichts werde ich machen, verdammter Hund. Meinen Sohn hast du umgebracht, und ich soll deine kleine Nutte retten? Im Land meiner Väter, in Sizilien, gibt es heute noch die Blutrache. Auge um Auge, Zahn um Zahn.«
    Kerner ließ das Mobiltelefon sinken. Lange sah er Emolino an, dann sagte er mit gesenkter Stimme: »Sie denken, Sie haben es mit einem Staatsanwalt zu tun, einem Diener des Rechts, der Ihnen niemals etwas antun würde? Glauben Sie mir, Francesco Edoardo Emolino, diese Schwelle habe ich schon lange überschritten. Wenn Sie nicht machen, was ich Ihnen sage, werde ich mit Ihnen in den Wald gehen. Dort, wo er einsam und still ist, wo uns keine Menschenseele stören wird. Dort werden Sie dann verschiedene Methoden kennenlernen, wie man Menschen zum Reden bringen kann. Einige sind Ihnen vielleicht vertraut, andere werden Ihnen neu sein. Auf jeden Fall wird es für Sie eine interessante Erfahrung, herauszufinden, wie lange Sie es durchhalten, ehe Sie wie eine Nachtigall singen.«
    Er hob das Telefon und hielt es ihm auffordernd hin.
    »Wahlwiederholung«, stieß Emolino hervor. Er hielt Kerner seine gefesselten Hände hin, doch der schüttelte nur den Kopf und wählte die letzte angerufene Nummer an. Er wartete bis sich auf der Gegenseite eine Männerstimme meldete, dann sagte er: »Hier ist Kerner. Ich bin mit eurem Paten gerade in interessanten Verhandlungen. Er will euch etwas sagen.«
    Er drückte Emolino das Handy ans Ohr.
    »Hier ist Don Emolino«, stieß der hervor, »ihr unternehmt nichts, ehe ich euch wieder anrufe.«
    Ehe er noch etwas sagen konnte, nahm Kerner das Telefon weg und schaltete es aus.
    »So, nun haben wir noch eine kleine Fahrt vor uns.« Er ging nach vorne, setzte sich hinter das Steuer und drehte den Zündschlüssel. Im Vergleich zu seinem Geländewagen schnurrte der Motor des Sechszylinders fast lautlos. Als sich das Fahrzeug der Ausfahrt näherte, öffnete sich das Tor automatisch. Anscheinend war im Fahrweg eine Induktionsschleife verlegt, die es steuerte.
    Von Emolino hörte Kerner keinen Ton. Mit einem Blick in den Rückspiegel konnte er sich von der starren, hasserfüllten Miene des Alten überzeugen.
    Als Kerner das Tor fast vollständig passiert hatte, musste er abrupt auf die Bremse treten. Im Scheinwerferlicht erkannte er mehrere stärkere Äste, die quer auf der Fahrbahn lagen. Verdammt, was hatte das zu bedeuten? Seine Rechte griff zum Revolver. Ehe er noch irgendwie reagieren konnte, hörte er hinter sich ein lautes, klatschendes Geräusch. Instinktiv warf sich Kerner seitwärts auf den Beifahrersitz, öffnete die Beifahrertüre und schlängelte sich keuchend aus dem Wagen. Im flachen Straßengraben liegend, versuchte er mit vorgehaltener Waffe, die Dunkelheit außerhalb des Scheinwerferlichts zu durchdringen.
    Hatte Emolino

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