Blutiger Spessart
längerer Zeit als Abstellplatz für aus dem Verkehr gezogene landwirtschaftliche Maschinen diente. Dabei begegnete er Matteo. Der Geländewagen der beiden Männer stand verdeckt hinter der Feldscheune. Er gab auch ihm Anweisungen, dann ging er zu seinem Auto.
Um auf die Landstraße zu kommen, musste Trospanini zunächst hinunter nach Kleinwernfeld. Die Straße war schmal und hatte ein ordentliches Gefälle. Deshalb fuhr er langsam.
Auf halber Strecke kam ihm ein einzelner Scheinwerfer entgegen, der sich schnell näherte. Offenbar ein Motorrad. Der Fahrer hatte es sehr eilig. Aufgrund der Blendwirkung des Scheinwerfers konnte der Consigliere Fahrer und Maschine nur als vorbeihuschende Schemen erkennen.
Kerner passierte einen entgegenkommenden Wagen. Im Vorüberfahren warf er einen Blick auf das Kennzeichen. Aufgrund seiner Ermittlungstätigkeit waren ihm einige Kfz-Kennzeichen der Emolinofamilie bekannt. Plötzlich bremste er abrupt ab und stellte sich schlitternd quer zur Fahrbahn. Er war sich absolut sicher, gerade den Wagen des Consigliere passiert zu haben. Was, wenn der Typ Steffi im Auto hatte? Er hoffte nicht. Emolinos Befehl war klar gewesen, er würde von seinen Leuten nicht leichtfertig ignoriert werden.
Kerner musste aufpassen, sich nicht zu verzetteln. Zunächst wollte er seinem ursprünglichen Plan folgen und nach der Feldscheune suchen. Er gab Gas und fuhr weiter.
Die Ortschaft Massenbuch war nicht sonderlich groß. Ein sauberes Dorf, das man in kürzester Zeit mit einem Motorrad durchquert hatte. Die Feldscheune sollte außerhalb liegen. Selbst auf die Gefahr hin, dass das laute Knattern seines Motors die Anwohner aus dem Schlaf schreckte, fuhr er flott über die Hauptstraße, an der Kirche vorbei, bis er das Ortsausgangsschild sah. Der Birnbaum stand tatsächlich an der angegebenen Stelle. Er parkte das Motorrad am Baum und versuchte, sich trotz der Dunkelheit zu orientieren. Dann marschierte er los. Es handelte sich um einen ausgefahrenen Feldweg, der von einer dichten Grasnarbe bedeckt war. Da er keine Lampe anmachen konnte, zählte er seine Schritte, um ungefähr die beschriebene Entfernung einhalten zu können. Alle seine Sinne waren aufs höchste angespannt. Er wollte in keine Falle tappen.
Als er gut die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, kam der Mond hinter den Wolken hervor. Er war zwar nur noch eine schmale Sichel, brachte aber so viel Licht, dass Kerner den Weg vor sich einigermaßen erkennen konnte. Wenn er sich bückte und von unten gegen den Himmel blickte, konnte er den Schatten eines wuchtigen Gebäudes erkennen: die Feldscheune. Sicher gab es eine Wache. Kerner beschloss, die Scheune einmal zu umrunden, um Gewissheit zu bekommen.
Es dauerte fast eine Viertelstunde, ehe er den entgegengesetzten Teil der Scheune erreicht hatte. Immer wieder blieb er stehen und lauschte. Plötzlich zuckte er zusammen. Vielleicht vierzig Meter vor sich sah er einen rötlichen Punkt aufglühen.
Kerner verzog verächtlich das Gesicht. Es gehörte zu den militärischen Binsenweisheiten, auf Nachtwache die Zigarettenglut mit der hohlen Hand abzudecken. Der Mann da vorne war sicher kein Soldat gewesen.
Kerner duckte sich und schlich vorsichtig näher. Dabei achtete er sorgfältig darauf, mit den Schuhen kein Geräusch zu machen. Der Typ stand neben einem großen Wagen, der seiner groben Form nach ein Geländefahrzeug sein konnte.
Kerner hatte keine Zeit, lange herumzufackeln, und zog seine Waffe. Der Mann musste schnell ausgeschaltet werden, damit er keinen Warnruf ausstoßen konnte. Aus demselben Grund durfte Kerner nicht schießen. Der Wächter räusperte sich vernehmlich. Kerner war nur noch wenige Schritte hinter ihm. Irgendein Gefühl schien den Mann plötzlich zu warnen, und er drehte sich um. Aber es war schon zu spät. Auch er bekam den Revolver zu spüren und sackte schlagartig zusammen.
Kerner verstaute seine Waffe, zog schnell Kabelbinder heraus und fesselte den Mann. Ein Klebeband über dem Mund brachte ihn zum Schweigen. Er zog den Gefangenen ein Stück zur Seite und versteckte ihn hinter einem abgestellten Pflug, dann ließ er seine Taschenlampe kurz aufblitzen, um sich zu orientieren.
Am Rande der betonierten Abstellfläche der Feldscheune war eine Art Raum zu erkennen, in den eine Türe hineinführte. Das war vermutlich der Eingang zum Keller.
Jetzt musste er äußerst vorsichtig sein. Dort unten war Steffi gefangen, und es bestand die Gefahr, dass man sie als Druckmittel
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