Blutiger Spessart
Alte hatte sich erstaunlich schnell wieder gefasst und nickte ihm zu. Mit glühenden Augen musterte er den Angreifer.
»Treten Sie vom Wagen weg, damit ich Sie sehen kann«, befahl Kerner dem Mafioso, während er sich dem am Boden liegenden Mann von hinten näherte. Dann drückte er ihm ein Knie zwischen die Schulterblätter und hielt ihm seinen Revolver ins Genick. Trotz dieser Aktion ließ er Emolino nicht aus den Augen. Mit einer schnellen Bewegung fand er die Pistole, die der Fahrer im Gürtel trug, riss sie heraus und warf sie ein ganzes Stück weit weg auf den Rasen.
Emolino hielt seine Arme ruhig in Schulterhöhe. Er machte keinen Versuch, irgendetwas zu unternehmen.
Jetzt kam der gefährlichste Moment, denn Kerner musste kurz seinen Revolver zur Seite legen, um den Mann mit Kabelbindern zu fesseln. Während er noch darüber nachdachte, versuchte der am Boden Liegende, sich plötzlich aufzubäumen, um seinen Bezwinger abzuschütteln. Kerners Reaktion kam schnell und instinktiv. Er schlug dem Fahrer den Revolver über den Hinterkopf, sodass der Mann ruckartig zusammenbrach und still liegen blieb. Sofort richtete Kerner die Waffe auf Emolino. Der hatte sich aber nicht gerührt. Jetzt bewegte er die Lippen.
»Du weißt es noch nicht, aber du bist bereits tot«, presste er halblaut hervor.
Kerner kümmerte sich nicht um ihn. Er legte den Revolver griffbereit ins Gras und fesselte den ohnmächtigen Mann an Händen und Füßen. Der blutete aus einer kleinen Platzwunde, die ihn aber nicht umbringen würde. Allerdings musste er einige Tage mit heftigen Kopfschmerzen rechnen.
Sobald Kerner mit dem Fahrer fertig war, trat er zu Emolino. »Los, Hände aufs Autodach!«
Als sich der Alte nicht bewegte, stieß er ihm den Revolver in die Seite. »Los jetzt! Oder wollen Sie auch den Scheitel nachgezogen bekommen?«
»Du bist tot«, flüsterte der Alte mit vor Wut erstickter Stimme und legte seine Hände aufs Autodach.
»Sie wiederholen sich«, gab Kerner zurück, während er den Mann abtastete. Erstaunlicherweise trug Emolino keine Waffe bei sich. Kerner fand allerdings ein Mobiltelefon, das er einsteckte.
»Hände auf den Rücken.« Kerner zog einen weiteren Kabelbinder aus der Beintasche seiner Hose.
Knurrend ergab sich Emolino in sein Schicksal und ließ sich die Hände fesseln.
Kerner setzte ihn auf die Rückbank, dann band er ihm auch die Füße zusammen.
»Du bist …«
»… tot. Ich weiß. Aber bis dahin muss ich noch ein paar Dinge erledigen. Im Übrigen würde ich an Ihrer Stelle jetzt den Mund halten, sonst muss ich ihn zukleben.«
Er ließ die Wagentür offen, damit er Emolino weiterhin im Auge behalten konnte, dann trat er zu dem noch immer besinnungslosen Fahrer, zog die Rolle mit dem Klebeband heraus und klebte ihm den Mund zu. Dabei achtete er darauf, dass der Mann noch genügend Luft bekam. Dann fasste er ihn am Gürtel und zerrte ihn in die Garage. Er setzte ihn in eine Ecke und kontrollierte nochmals seine Fesseln. Alleine konnte er sich bestimmt nicht befreien. Beim Verlassen der Garage zog er das Tor hinter sich herunter, das sich, einmal angestoßen, von allein schloss und verriegelte. Auf dem Weg zum Auto bückte er sich, hob die Pistole des Fahrers auf und schob sie hinter seinen Gürtel.
Kerner warf schnell einen Blick auf seine Armbanduhr. Die Zeit wurde verdammt knapp.
»Was willst du? Wer schickt dich?«, wollte Emolino wissen, während sich Kerner neben ihm auf die Rückbank setzte. Der Alte schien sich jetzt etwas besser im Griff zu haben.
»Sie wollen etwas von mir«, entgegnete Kerner und hob den Helm vom Kopf. Dann zog er die Kopfhaube herunter und drehte sich dem Alten zu. »Und das werden wir jetzt erledigen.«
Dem alten Mafioso hatte es offenbar die Sprache verschlagen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er Kerner an.
»Du verdammtes Schwein!«, geiferte er dann los. »Du elender Mistkerl! Du bist tot, tot, tot!« Speichel stand ihm in den Mundwinkeln.
Kerner zuckte mit den Schultern. »Sie wiederholen sich schon wieder. Vergessen Sie nicht, Sie haben diesen Krieg angefangen. Sie dachten, Sie haben es mit einem verdammten Sesselfurzer zu tun, den Sie fertigmachen können. Doch da haben Sie sich getäuscht. Jetzt haben Sie keinen Killer bei sich, der mit einer Rakete unschuldige Familienväter zu Tode bombt. Sie wollten wissen, wo Ihr Sohn Ricardo abgeblieben ist. Das kann ich verstehen. Aber Sie hätten es dabei belassen sollen, dass diese Angelegenheit eine Sache
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