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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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aber etwas in seinem Inneren sagte ihm, dass er es eigentlich nicht sein sollte. Cindiels schneller Sinneswandel zeigte ihm, dass es keinen Grund gab, zu denken, sie wären in Sicherheit. Jedenfalls hatte er einen Plan, hoffte er.
    »Wir haben uns überlegt, alle Embleme der Stadtwachen von unseren Lederharnischen und den Sätteln zu entfernen. Mit ein wenig Verwandlungskunst und Dreck sollten wir es schaffen, wie Söldner auszusehen. Dich und Hagrim werden wir als getötete Kameraden über die Pferde legen, und den beiden Ogern legen wir Fesseln an. Wir werden sagen, dass wir zurück nach Osberg reisen, um unsere Belohnung einzustreichen und die Oger zu übergeben, damit sie verhört werden können. Wenn wir es geschafft haben, an ihnen vorbeizukommen, reiten wir auf dem schnellsten Weg Richtung Osten, entlang der Berge, vorbei an der Mine des Vergebens bis hin zu den Ruinen von Tobotha, der verlassenen Zwergenfeste.«
    Finnegan schien selbst beeindruckt von seinem Plan zu sein und nickte zufrieden. Hagrim stimmte in die wackelnde Bewegung mit ein und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    »Was?«, fauchte Finnegan ihn an. »Was passt dir jetzt schon wieder nicht?«
    »Nichts«, sagte Hagrim mit wehleidiger Stimme. »Ich gewöhne mich schon mal ein wenig an die Rolle einer Leiche. Das solltest du übrigens auch ruhig tun. Aus meiner Sicht hört sich der Plan wirklich genial an. Jetzt warte ich nur noch ab, wie Hackebeil und Baumstumpf reagieren, wenn du ihnen erzählst, dass du sie gefesselt und entwaffnet zu den Söldnern auf den Pass bringen willst. Geh ruhig zu ihnen, wir warten noch so lange, bis sie mit dir fertig sind. Danach werden wir das, was von dir übrig ist, einfach in eine der Satteltaschen stopfen und uns auf den Weg zum Sumpf machen.«
    »Genau das werde ich tun«, sagte Finnegan beleidigt und stampfte hinüber zu Gnunt und Tastmar.
    »Willst du nicht hinterher, um ihn aufzuhalten?«, fragte Hagrim Cindiel.
    »Nein, sie werden ihn nicht töten«, erwiderte die Hexe. »Gnunt und Tastmar scheuen sich auch, durch das Moor zu gehen. Sie fürchten Grind, den Trollkönig, immer noch, obwohl er schon seit über einem halben Jahrhundert tot ist. Wenn sie denken, Finnegans Plan könnte gelingen, werden sie ihm folgen. Wenn nicht, werden sie einen anderen Plan haben.«
    »Ja, genau. Sie wirken auch richtig wie ausgefuchste Pläneschmieder. Der Stumme wird bestimmt gleich mit einer Flut von Weisheiten heraussprudeln, und der andere wird uns sicher mit einem Unsichtbarkeitszauber beeindrucken können. Oder besser noch: Er zaubert uns gleich in den Elfenwald, dann ersparen wir uns den langen Fußmarsch. Dieses einfältige Gestammel von ›Feuer ohne Flamme, Feuer ohne Flamme‹ ist nur ein Manöver, um uns von seiner wahren Genialität abzulenken. Stinkemaul und Stummdumm sind in Wirklichkeit Meister Weisheit und Geselle Schlau.«
    »Sie heißen Gnunt und Tastmar, gewöhn dich lieber daran. Vielleicht retten sie dir eines Tages das Leben«, ermahnte sie den Geschichtenerzähler.
    Plötzlich tauchte Finnegan wieder hinter Hagrim auf. Er tippte dem Geschichtenerzähler auf die Schulter, was diesen zusammenzucken und herumfahren ließ. Finnegan strahlte Selbstsicherheit aus. Er zeigte auf die beiden Oger, die dabei waren, einander Fesseln aus groben Stricken anzulegen.
    »Ich soll dich von Stinkemaul fragen, ob er dir bei deiner Verkleidung als toter Mann behilflich sein soll.«
    Hagrim schnappte nach Luft. Eine passende Antwort wollte ihm beim besten Willen nicht einfallen.
 
    Gnunt fing langsam an, daran zu zweifeln, dass es eine gute Idee gewesen war, sich fesseln zu lassen. Der Strick um seine Füße scheuerte an den Gelenken. Das Seil war zu kurz, um große Schritte zu machen. Der Weg den Pass hinauf war zwar gut befestigt und von Geröll befreit, doch jedes Mal, wenn er einen Fuß vorsetzte, spannte sich der Strick und schnitt unangenehm über seine Knöchel. Auch die Fesseln um seine Handgelenke schnürten schmerzhaft. Er war gezwungen, die Hände vor dem Bauch zu halten, und falls er stürzen sollte, würde er sich nicht mit ihnen abstützen können. Einer der Hüttenbauer hatte ihnen geholfen, die Seile zu verschnüren, und gemeint, es wäre wichtig, dass es echt aussähe.
    Echt sahen sie jedenfalls aus, und Gnunt hoffte nur, dass sie sich nicht als zu echt erweisen würden, falls sie gezwungen wären, sich zu wehren. Noch hatte man sie nicht bemerkt, obwohl sie keine halbe Meile mehr entfernt waren vom

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