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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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du vergessen zu erzählen, was für eine Rolle du bei dem Ganzen spielst. Ich würde vorschlagen, du fängst noch einmal ganz von vorne an, sonst werde ich Beinbrecher und Kopfabbeißer dort drüben noch einmal bitten, mit dir ein ernstes Gespräch zu führen. Ich bin aber der festen Überzeugung, sie werden es verstehen, wenn du ihnen erklärst, warum deine Kameraden sich in ihrem Land breitmachen. Sie sind wirklich ausgesprochen einfühlsam und verständnisvoll, wenn es darum geht, dass man auf sie Jagd machen will.«
    Cindiel hatte noch kein Wort von sich gegeben. Sie konnte nicht glauben, was sie da hören musste, und es würde noch schlimmer werden, dafür würde Hagrim sicherlich sorgen. Der Geschichtenerzähler war niemand, der sich nur einen Teil erzählen ließ. Er würde so lange nachfragen, bis er alles herausbekommen hatte, das war er seiner Berufsehre schuldig. Auch Finnegan war klar, dass jede Ungereimtheit neue Fragen aufwarf, auf deren Aufklärung Hagrim unweigerlich bestehen und sicher nicht davor zurückschrecken würde, die übellaunigen Oger als Druckmittel zu verwenden.
    »Habt ihr gedacht, die Lords aus Nelbor würden einfach mit ansehen, wie die Priester ihnen die Macht wegnehmen? Nur weil das Land noch keinen König hat, heißt das nicht, dass sie auf die Ansprüche des Adels verzichten. Sie stellen zwar kein Heer auf, um sich gegen den Klerus zu stellen. Doch die Lords haben andere Möglichkeiten. Sie agieren mit der Hilfe von Spionen, im Verborgenen. Sie wissen genau, dass nur die Götter, vertreten durch die Priester des Prios, dem Volk Trost spenden können, doch sie werden nicht mit ansehen, wie man ihnen die Macht entreißt.«
    »Und du denkst, du bist jetzt einer ihrer Spione?«, fragte Cindiel entsetzt.
    »Ganz sicher nicht«, erwiderte Finnegan. »Die Lords haben andere Leute, unscheinbare, fast unsichtbare Schergen. Haran zum Beispiel.«
    »Haran?«, rief Cindiel erschrocken. »Woher kennst du Haran?«
    »Ich kenne ihn nicht«, sagte Finnegan. »Ich weiß noch nicht einmal, wie er aussieht. Aber es dauerte keinen Tag, nachdem die Meldung kam, Ochmalat sei tot und der Funken verschwunden, da hat er mich besucht. Er stand hinter mir und hielt sein Messer an meine Kehle. Er hatte nur eine einzige Frage. Er wollte wissen, wo die Oger den Funken versteckt hatten, bevor mein Vater ihn in die Hände bekam. Als er wieder ging, sagte er nur, ich solle dafür sorgen, dass der
    Stein niemals zurück in die Hände des Klerus falle. Wenn es Probleme geben sollte, würde er auf mich im Grindmoor warten. Wenn ich den Stein nicht in meinen Besitz bekäme, sollte ich denjenigen, der ihn hätte, ins Grindmoor schicken - wenn nicht freiwillig, dann mit einer List. Er sagte, er würde sich um jeden kümmern, den ich ihm schicke.«
    »Das hat dich eingeschüchtert«, lachte Hagrim. »Ein größenwahnsinniger Spinner. Ich kümmere mich um jeden, den du mir schickst«, äffte er eine Stimme nach, die er als unheimlich genug empfand. »Was glaubt er, was er ist, dieser ...«
    »Haran«, kam Cindiel ihm zuvor und vervollständigte seinen Satz.
    »Wer ist dieser Haran?«, wollte Hagrim von ihr wissen.
    Cindiel wusste selbst nicht, was sie antworten sollte, deswegen sagte sie: »Niemand.«
    Das stimmte natürlich nicht. Haran war jemand. Jemand, der für Lord Felton arbeitete. Natürlich hieß er nicht wirklich Haran. Cindiel hatte ihn in den letzten Jahren ein paar Mal getroffen. Immer war es in Situationen gewesen, über die man besser nicht sprach, und immer hatte es Tote gegeben. Wie er aussah, war schwer zu sagen. Durchschnittlich, würde sie meinen. Seine Haarfarbe war weder sonderlich hell noch dunkel. Der Schnitt war nicht lang und auch nicht kurz. Er war nicht dick, aber auch nicht dünn, weder groß noch klein. Er war genauso, wie Finnegan gesagt hatte: nahezu unsichtbar.
    Einmal hatten Mogda und sie ihm das Leben gerettet, sonst war es meist andersherum gewesen. Doch auf Dankbarkeit durfte man bei Haran nicht hoffen. Er war dankbar, wenn man ihm dafür Gold gab, und er tötete einen im nächsten Augenblick, wenn jemand anderes mehr bezahlte. Das bisschen, was Cindiel über diesen Mann wusste, reichte aus, um ihre Entscheidung zu treffen. Sie würde sich lieber der ganzen Armee des Klerus stellen als diesem Mann. Wenn er sagte, er würde sich kümmern, tat er dies auch.
    »Wie ist euer Plan?«, fragte Cindiel.
    Hagrims verbittertes Lachen änderte ihre Entscheidung nicht.
    Finnegan war zufrieden,

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