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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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hatten sie ohnehin schon entschieden, sich durch das Grindmoor zu wagen. Der Weg war zwar schwieriger, langwieriger und bei Nacht so gut wie nicht zu meistern, doch er führte ohne Umwege zum Elfenwald - und was am besten war: Er lag nicht in Nelbor.
    Als Cindiel und Hagrim das Lager erreichten, war Finnegan schon in Verhandlung mit seinen Männern. Sie hockten um die Kuhle herum, die sie ausgehoben hatten, und wärmten sich ihre Finger an der darin befindlichen Glut. Tastmar hatte zugestimmt, dass sie ein Feuer machten, als Finnegan ihm versprach, dass es in der Nacht nicht zu sehen sein würde. Aufmerksam hatte der Oger zugeschaut, wie die Soldaten das zündelnde Feuer sofort mit einer Schweinehaut bedeckten, nachdem die ersten Flammen in die Höhe geschossen waren. Als sie das Leder nach wenigen Augenblicken wieder weggezogen hatten, war nur noch die warme Glut übrig geblieben, die sich nun langsam durch die Holzscheite fraß. Auch Gnunt schien von der unauffälligen Art, Feuer zu machen, begeistert zu sein. »Feuer ohne Flamme«, murmelte er mehrfach vor sich hin und wurde seine Aufregung erst wieder los, als Cindiel ihm beruhigend auf den Rücken klopfte.
    »Wir werden euch helfen, über den Pass nach Nelbor zu kommen«, eröffnete Finnegan der Hexe und dem Geschichtenerzähler.
    »Das braucht ihr nicht«, sagte Cindiel. »Wir werden einfach weiter durch den roten Sumpf gehen. Gnunt und Tastmar kennen sich hier gut aus. Wenn wir erst einmal das Grindmoor erreicht haben, kommen wir zwar nicht mehr so schnell voran, aber wir haben dann längst alle möglichen Verfolger abgehängt.«
    Finnegan kaute verlegen auf seiner Unterlippe herum. Cindiel kannte diesen Gesichtsausdruck nur zu gut. Jedes Mal, wenn die Sprache auf ihre Hochzeit kam, verhielt er sich ähnlich. Auch Hagrim wusste im Gesicht des Soldaten zu lesen, doch im Gegensatz zu der jungen Frau hielt er mit seinen Gedanken nicht so hinter dem Berg.
    »Immer wenn du den Mundwinkel so verziehst, ist es für mich eigentlich an der Zeit, das Haus zu verlassen und mir eine Karaffe Rotwein zu gönnen. Wie dir bereits aufgefallen sein dürfte, ist mein Schlauch seit gestern leer, und die nächste Herberge ist hundert Meilen entfernt. Also raus mit der Sprache, schlimmer kann es ohnehin nicht mehr werden.«
    Finnegans Nervosität zeigte sich jetzt, indem er weiterhin auf der Unterlippe herumkaute, den Mundwinkel verzog und hektisch seinen Blick zwischen Hagrim und Cindiel hin und her wandern ließ.
    »So schlimm ist es?«, fragte Hagrim spöttisch. »Sag nicht, du hast eine andere geschwängert.« Diese Bemerkung brachte Hagrim einen rüden Schlag auf die Schulter ein, den ihm Cindiel verpasste.
    Finnegan zog die beiden beiseite und flüsterte geheimnisvoll. »Ich habe mit meinen Kameraden gesprochen. Wir haben uns entschieden, euch zu helfen über den Pass zu kommen. Wir werden euch begleiten, bis ihr die Berge im Osten erreicht.«
    »Kannst du oder willst du uns nicht verstehen?«, unterbrach ihn Hagrim jäh. »Wir wollen nicht über den Pass. Unser Weg führt uns in den Osten zu den Elfenwäldern, und zwar durch das Grindmoor. Warum sollten wir also den Umweg über Nelbor machen?«
    Natürlich hatte Cindiel mit der Hilfe von Finnegan gerechnet. Dass sich ihnen jetzt auch seine Kameraden anschließen wollten, war mehr, als sie zu hoffen gewagt hatte. Der Vorschlag, über den Pass zu gehen, war sicherlich auch nicht schlechter als der Weg durch den Sumpf. Was Cindiel jedoch verdutzte, war die Beharrlichkeit, mit der Finnegan sie in diese Richtung lenken wollte.
    »Was ist mit dem Grindmoor?«, fragte Cindiel.
    »Das Moor ist unsicher«, antwortete Finnegan wie auswendig gelernt. Der Satz hörte sich an, als ob er von den alten Frauen in Osberg stammte, die den Kindern von unheimlichen Orten aus den Ländern jenseits von Nelbor erzählten: In den Elfenwäldern spukt es. Die Zwergenminen werden bewacht von den toten Gefolgsleuten König Braktobils. In den Nordlanden gibt es Drachen aus Eis - das Grindmoor ist unsicher.
    »Was ist im Grindmoor?«, fragte Hagrim, dem der Unterton in der Stimme des Soldaten ebenfalls missfiel.
    »Sie warten dort auf euch«, platzte es aus ihm heraus. »Lord Felton hat Männer ins Moor geschickt, weil sie glauben, ihr bringt den Stein dorthin zurück.«
    »Halt, halt, halt!«, unterbrach ihn Hagrim abermals. »Du bist der mieseste Geschichtenerzähler, dem ich je lauschen durfte. Du hast den ganzen Mittelteil ausgelassen. Außerdem hast

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