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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Morgensterns kreisen. »Ich wusste gar nicht, dass Osberg auch eigene Söldner hat«, sagte er mit finsterer Miene.
    »Und ich wüsste nicht, warum es euch interessieren sollte, woher wir kommen.« Finnegan versuchte, genauso arrogant zu wirken wie sein Gegenüber, doch sein Aussehen strafte ihn Lügen.
    »Schon gut, schon gut«, lenkte der Söldner ein. »Ich wollte euch nicht zu nahe treten. Wir sind doch alle Männer des blutigen Handwerks.«
    »Wir haben keine Zeit, um uns gegenseitig den Speichel vom Mund zu wischen. Alles, was ich will, ist, meine Männer und die beiden Gefangenen nach Osberg zu bringen. Jeden Tag, den wir verlieren, zahlt uns Tyvell weniger. Außerdem haben wir den Tod von zwei Kameraden zu beklagen. Es wäre gut, wenn wir sie unter die Erde bringen könnten, bevor sie mehr stinken als eine Gosse im Hurenviertel.«
    Der Söldner hob entschuldigend die Arme. »Blutgeld ist nichts, was einem in den Schoß fällt. Sie werden nicht die Ersten und auch nicht die Letzten sein, die für unsere Sünden bezahlen. Ihr könnt passieren.«
    Die Gruppe von Söldnern trat beiseite und beobachtete stumm, wie die Prozession vorüberzog.
    Niemand versuchte mehr, sie aufzuhalten, ihnen entgegenzutreten oder seine Waffe gegen sie zu richten. Zwei der Männer klopften den Pferden beruhigend gegen die Hälse und auf den Rücken. Als das Pferd mit Cindiel und Hagrim an ihnen vorüberschritt, senkten sie betrübt ihre Häupter und flüsterten ihren Segen. Ebenso viel Mitgefühl, wie sie den Toten entgegenbrachten, brachten sie den Ogern an Hass entgegen. Einige der Männer spuckten aus und stießen Verwünschungen hervor, doch keiner von ihnen richtete seine Waffe gegen sie. Die Beute eines Söldners schien ihnen heilig.
    Die Söldner verschwanden hinter ihnen in der Dunkelheit. Finnegan warf alle paar Schritt einen Blick zurück, um zu sehen, ob ihnen vielleicht doch einer folgte. Er sah, wie die brennenden Speere wieder eingesammelt und gelöscht wurden. Langsam, fast schleichend, fand sich ein Söldner nach dem anderen wieder am Lagerfeuer. Bald war von den Söldnern nicht mehr zu sehen als die langen Schatten, die sie entlang des steilen Passweges warfen und die sich mit denen der Oger und Pferde vermischten. Dann umschloss sie die Nacht wieder vollends.
    Der Feuerschein auf der Passhöhe hob sich vom Sternenhimmel nur noch durch seine orange Farbe und das leichte Flackern ab, als das leise Kichern auf dem Packpferd begann. Immer lauter und unverhohlener wurde es, bis schließlich das schmutzige Leinentuch, das sie über Cindiel und Hagrim gebreitet hatten, wild zu hüpfen begann.
    »Sei still, du alter Narr«, fluchte Finnegan und riss das Tuch, das die Hexe und den Geschichtenerzähler bedeckte, von ihnen herunter. »Du bringst uns alle in Gefahr mit deinen Albernheiten.«
    Hagrim rutschte vom Pferderücken und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Er verkrallte sich in der Mähne des Tieres, während seine Beine vor Lachen wegsackten.
    »Was ist mit dir, bist du verrückt geworden?«, fluchte Finnegan.
    Hagrim drehte sich um, und obwohl es dunkel war, erkannte man die Lachtränen in seinen Augen.
    »Gegenseitig den Speichel vom Mund wischen«, prustete der Geschichtenerzähler heraus, »und ... und stinken wie eine Gosse im Hurenviertel, ist wirklich ausgesprochen bildlich. Du solltest überlegen, ob du nicht in meine Fußstapfen treten möchtest. Mit deiner Erzählkunst könntest du ein reicher Mann werden.«
    Hagrim klopfte sich vor Freude auf die Schenkel. Mittlerweile war auch Cindiel vom Pferderücken heruntergerutscht. Sie stand neben Hagrim und versuchte, ernst zu bleiben, doch irgendwann steckte der Frohsinn des Alten sie an.
    »Was ist so lustig?«, fauchte Finnegan. »Ihr hättet es auch nicht besser gemacht.«
    »Was hätten sie nicht besser gemacht?«, fragte eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Schlagartig löste sich die gute Laune in Wohlgefallen auf. Finnegan fuhr herum und versuchte einen Blick auf den Fremden zu werfen, der da gesprochen hatte.
    »Sie sind anscheinend froh über den fetten Fang«, sagte jemand anderes. Die Stimme kam von einer anderen Seite als die erste.
    Insgesamt waren es vier Söldner, die wie aus dem Nichts auftauchten und sie bedrohten. Grimmige Gestalten, in schwere Lederpanzer gehüllt, umringten sie, Hellebarden in Vorhaltestellung und bereit, sich eine schnelle Belohnung einzuheimsen. Dies war anscheinend die Patrouille, die den Südhang des Passes bewachte, und wie

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