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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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würden die gesungenen Worte einen Abfluss hinuntergesogen.
    Harry blieb allein mit dem Gefühl von Wärme und Enge und dem Licht zurück. Dann verblasste das Licht, die Temperatur sank, und sein Schädel zerplatzte in tausend Farben. Schließlich umgab ihn fahles Grau, am Ende Schwärze.
    »Harry, alles in Ordnung?«
    Das war Kayla. Sie hatte den Arm unter seinen Kopf geschoben und beugte sich über ihn, sodass ihr langes blondes Haar wie ein Vorhang um sein Gesicht hing. Er roch den feinen Duft ihres Shampoos, die Überdosis Parfüm, und einen Moment lang dachte er, dass er die Geister, die auf ihn eingestürmt waren und sich in seinem Kopf breitgemacht hatten, so hässlich und krank sie auch waren, vielleicht in Kauf nehmen konnte, wenn er dafür in Kaylas Arm erwachte.
    »Ich hab den Geist gesehen«, sagte er. »Und nicht nur einen.«
    »Wir haben nicht das Geringste gesehen«, sagte Joey.
    »Ihr müsst sie gesehen haben. Die Frau … das Messer!«
    »Gar nichts«, sagte Joey.
    »Und du, Kayla?«
    »Gar nichts«, wiederholte sie.
    »Aber ich hab ihn gesehen. Ganz ehrlich!«
    »Von wegen«, sagte Joey. »Hier war kein Schwein. Du bist ohnmächtig geworden, du Lusche.«
    »Nein, bist du nicht«, widersprach Kayla. »Du bist ganz heiß geworden. Hast den ganzen Raum aufgeheizt.«
    »Lusche«, sagte Joey.
    »Erzähl mal«, sagte Kayla.
    Harry berichtete, was er erlebt hatte.
    »Manchmal sehen bestimmte Menschen Geister, die kein anderer wahrnimmt«, sagte Kayla.
    »Wir hätten sie gesehen«, sagte Joey. »Wenn da Geister gewesen wären, hätten wir das mitgekriegt. Hast du was mit den Augen?«
    Harry setzte sich auf. Zwar löste er sich äußerst ungern von Kaylas Arm im Nacken, doch er musste sich unbedingt aufsetzen, um nicht mehr ganz so mitleiderregend zu wirken.
    »So was hab ich mal im Fernsehen gesehen«, fuhr Kayla fort. »Manche können sie sehen, andere nicht.«
    »Im Fernsehen gesehen, ja?«, sagte Joey. »Wo denn? Im Luschenprogramm?«

Kapitel 7
    »Von einem Ohr zum anderen?«, fragte Kayla.
    Harry nickte.
    »Wow«, machte sie.
    Sie saßen auf Harrys Veranda, einen Tag nach dem großen Ereignis. Joey war nicht dabei. Heute war Harry froh darüber. Hierfür brauchte er keine Verstärkung.
    »Danke, dass du so getan hast, als würdest du mir glauben«, sagte er.
    »Gern geschehen. – Moment mal. Ich hab nicht bloß so getan.«
    »Echt nicht?«
    »Ich glaube dir, dass du es glaubst.«
    »Aber du glaubst nicht, was ich euch erzählt hab? Was denn nun, Kayla?«
    »Ich glaube nicht, dass du mich anlügst, aber ich kann mir vorstellen, dass du das Ganze geträumt hast. Dass du wegen der Hitze in Ohnmacht gefallen bist, dir dabei vielleicht den Kopf angeschlagen hast, und das alles ein Traum war. Wir haben jedenfalls nichts gesehen.«
    »Aber du hast doch gemeint, im Fernsehen haben sie gesagt, dass manche Leute Geister sehen können und andere nicht. Im Luschenprogramm!«
    Sie lachte und boxte ihm fest gegen den Arm. Es tat echt weh. Er rieb sich die schmerzende Stelle.
    »Tschuldige«, sagte sie.
    »Was uns nicht umbringt … – Aber du nimmst mir nicht ab, dass ich einen Geist gesehen hab?«
    »Das klingt einfach ziemlich abgedreht.«
    »Du bist doch extra losgezogen, um einen Geist zu sehen.«
    »Klar, weil’s mir Spaß gemacht hat. Aber ich hab nicht wirklich damit gerechnet. Ich wollte einfach nur mitkommen, weil ihr da hingegangen seid.«
    »Echt?«
    »Echt. Ich glaube dir, dass du was gesehen hast. Auch wenn du es bloß geträumt hast. Du würdest mich bei so was doch nicht anlügen. Oder?«
    »Nie im Leben. Du würdest mich ja grün und blau schlagen.«
    »Jetzt mal im Ernst.«
    »Im Ernst, du würdest mich grün und blau schlagen.«
    »Stimmt. Aber mal ehrlich, du würdest mich doch nicht anlügen, oder, Harry?«
    »Niemals.«
    »Hab ich mir gedacht. Hast du es deinen Eltern erzählt?«
    »Nein.« Harry schüttelte den Kopf. »Ich kann ihnen ja schlecht sagen, wo ich gewesen bin – du weißt schon.«
    »Stimmt. Blöde Frage. Das wär nicht besonders clever, was?«
    »Du hast doch deinen Eltern auch nicht erzählt, wo du warst, oder?«
    »Natürlich nicht«, sagte sie. »Joeys Dad hat’s allerdings rausgefunden, wie immer, und Joey hat eine Tracht Prügel bezogen. Jetzt hat er zwei blaue Augen. Ich hab ihn den Rasen mähen sehen. Er hat kaum hochgeschaut. Und ein bisschen gehumpelt.«
    »Heftig.«
    »Ja, heftig … – Du, Harry, eigentlich wollte ich dir noch was anderes erzählen, was nichts mit

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