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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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stürzten von Klippen.
    Und als der Kojote fiel, fiel Harry mit ihm und bekam gar nicht mehr mit, wie er unten aufschlug.
    »Es war doch nur Mumps«, sagte Harrys Mutter. Sie war schmal und schwarzhaarig und erinnerte ein wenig an Frauen auf Fotografien aus der Depressionszeit. Hübsch, aber mit deutlich sichtbarem Eisen- und Vitamin-B-Mangel.
    »Schon gut, Billie«, sagte ihr Mann. »Das wird schon wieder.«
    Jake Wilkes wollte noch etwas hinzufügen, aber er wusste nicht, was er sagen sollte. Er wusste bloß, dass sein Sohn krank war und seine Frau darunter litt. Und er teilte ihr Leid. Wenn er dieses Leid irgendwie zu fassen gekriegt hätte, die Ursache für all dies, dann hätte er es vermöbelt. Er war es gewohnt, die Dinge mit den Händen anzugehen: seine Arbeit, seine Probleme – vorausgesetzt, das Problem verlangte nach einem breiten Rücken und kräftigen Armen oder nach einer Tracht Prügel.
    Aber das hier?
    Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte.
    »Ich kann gar nicht verstehen, dass er so krank ist«, sagte sie. »Es war doch nur Mumps. Jedes Kind hat irgendwann Mumps. Du und ich, wir hatten als Kinder auch Mumps.«
    »Das konntest du doch nicht wissen«, sagte Jake.
    »Ich bin seine Mutter«, sagte Billie. »Ich hätte es wissen sollen, dass er irgendwann aufwacht, nachdem er den ganzen Tag geschlafen hat. Dass er aufwacht und dann über die Stränge schlägt. Was, wenn er …«
    »Mach dich nicht verrückt«, unterbrach Jake sie. »Er kommt schon wieder auf die Beine.«
    Sie saßen im Foyer des Krankenhauses und warteten. Jake hielt Billies Hand, und sie drückten sich auf den Wartezimmerstühlen eng aneinander. Billie trug einen dunkelblauen Morgenmantel und Pantoffeln, die wie Bärenköpfe aussahen. Jake hatte eine Bluejeans an, die er über seine Schlafanzughose gezogen hatte, sein Pyjamaoberteil und Hausschuhe. Er bemerkte – oder bildete sich ein –, dass ein Hauch von Sex in der Luft lag, der hartnäckige Geruch der Lust. Er und Billie hatten miteinander geschlafen, womöglich genau zur gleichen Zeit, als Harry im Wohnzimmer umhergestreift war oder auf dem Stuhl gesessen und Cartoons geguckt hatte. Dass sie Liebe gemacht hatten und Harry unbemerkt auf gewesen war oder vielleicht schon auf dem Boden gelegen hatte, während sie sich miteinander vergnügten, ließ das alles irgendwie noch schlimmer erscheinen. Billie hatte nichts dergleichen geäußert, aber er wusste, dass ihr dieser Gedanke durch den Kopf ging, weil er auch ihm durch den Kopf ging, und nach zehn Jahren Ehe hatte man das einfach im Gespür. Zumindest wenn der andere an etwas Schlimmes dachte. Bei anderen Dingen war es nur ein Schuss ins Blaue, reine Spekulation. Doch bei schlimmen Dingen entwickelte man irgendwann eine Art Radar.
    Und sein Radar sagte ihm ziemlich eindeutig, dass sie sich Vorwürfe machte. Vielleicht fürchtete er insgeheim sogar ein wenig, dass sie ihm Vorwürfe machte.
    Nun, das würde sich wieder geben, wenn alles gut ausging.
    Wenn nicht – dann gnade ihm Gott. Dann gnade Gott ihnen beiden.
    »Ich hätte ihn heute zum Arzt bringen sollen«, sagte Billie, ohne zu bedenken, dass der Samstag längst vorbei war und sich der Sonntag bereits durch die Hintertür hereingeschlichen hatte. »Ich hätte ihn noch mal gründlich untersuchen lassen sollen. Aber ich wollte nicht für die Notaufnahme zahlen. Ist das zu fassen? Er kam mir zwar schon ziemlich krank vor, aber ich habe gedacht, warten wir erst mal ab bis Montag. Wir hätten das Geld bestimmt irgendwie aufgetrieben, wenn ich ihn hergebracht hätte. Wir hätten das schon hingekriegt.«
    »Es sah nicht aus wie ein Notfall.« Jake tätschelte ihr die Hand. »Da wirkte es noch nicht so schlimm.«
    »Wenn ich ihn hergefahren hätte, wäre vielleicht alles gut gegangen.«
    »Der Arzt meinte, es wäre Mumps. Wir konnten das doch nicht wissen.«
    All das sagte Jake gerade so, als würde es dadurch wahr werden.
    Langsam kroch das Morgenlicht den Flur hinunter, und am anderen Ende, dem dunkleren Ende, erschien schließlich der Arzt. Sie sahen ihn in seinem weißen Kittel mit gleichmäßigen Schritten auf sich zukommen. Beim Gehen wogte sein dunkles Haar auf und ab und fiel ihm in die Augen. Er war noch ein junger Mann. Vielleicht zu jung, dachte Jake. Er war nicht ihr Arzt. Der war verreist. Er hatte bei Harry Mumps diagnostiziert, dann war er verschwunden. Hatte nur erwähnt, dass er für eine Weile hoch in den Norden wolle. Irgendein Ärztezirkus. Eine Versammlung

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