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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Die ganze Jukebox war mit Blut bespritzt, genau wie sie selbst und die Wand hinter ihr. Ihr Haar war von Blut verfilzt und klebte wie ein großer Spuckebatzen an dem Schallplattenautomat. Auch der Boden zu ihren Füßen war besudelt. Ihr Kleid war bis zu den Oberschenkeln hochgerutscht, und Seymour konnte ihr Höschen sehen. Es war dunkel und wahrscheinlich einmal weiß gewesen, bevor es von Blut durchtränkt worden war.
    Seymour wich zur Tür zurück und blickte dabei ständig über die Schulter nach hinten. Da das Blut schon angetrocknet war, musste der Mord vor einer ganzen Weile stattgefunden haben. Dennoch schaute er sich hektisch um, ob nicht irgendein Verrückter mit einem Messer auf ihn losging.
    Er schaffte es hinaus in die grelle Sonne und bis zu seinem Auto, wo ein Handy auf dem Beifahrersitz lag. Von dort rief er die Polizei, und während er auf die Bullen wartete, wünschte er sich wieder und wieder, er hätte ein Bier. Oder vielleicht einen Whiskey. Einen Schluck Franzbranntwein. Vergällten Alkohol. Egal, irgendeinen Fusel.
    Die Bullen tauchten auf, sahen sich um, machten Notizen und Aufnahmen, nahmen Fingerabdrücke und so weiter. Sie quetschten Seymour aus, bis er wirklich einen Drink nötig hatte.
    Ungefähr ein halbes Jahr lang galt Seymour dann als Hauptverdächtiger, doch das erledigte sich von selbst. Sogar diejenigen, die ihn tatsächlich für unschuldig hielten, ließen die Sache auf sich beruhen, nachdem Seymour einmal sternhagelvoll die Kontrolle über seinen Wagen verlor, von der Straße abkam und dabei dermaßen auf die Bremse stieg, dass eine Kiste mit Goldschnitt-Bibeln vom Rücksitz vorgeschleudert wurde und ihm in den Nacken knallte. Ein Volltreffer, der ihm das Genick brach und ihn ins Jenseits schickte.
    Danach tat sich im Fall Evelyn Gibson nicht mehr viel. Ein paar Leute wollten Seymour partout nicht für schuldig halten. Sie gingen verschiedenen Spuren nach, besonders einer oder zwei bestimmten, doch kam nichts dabei heraus.
    Niemand ahnte, wer es gewesen war.
    Niemand ahnte, warum.
    So verging ein Jahr.

Kapitel 6
    Nun wieder zurück zu Harry. Inzwischen war er dreizehn, und er war total spitz. So spitz, dass er auf einer Skala von eins bis zehn ungefähr bei elf gelegen hätte, vielleicht sogar bei zwölf. Er war also wuschig, und er kannte sich mit all diesen Dingen überhaupt nicht aus, aber es hatte ihn richtig gepackt, und er meinte, etwas kapiert zu haben. Was er nicht wusste, erzählte ihm Joey Barnhouse. Zwar entsprachen nicht alle Informationen von Joey der Wahrheit, aber interessant waren all diese Auskünfte von Klowänden und aus Joeys Mund schon, und den Rest erledigte die eigene Phantasie.
    Eines Tages versuchte Harry, Kayla Jones einen Kuss abzuluchsen, der hübschen Blondine, die ein paar Häuser weiter gegenüber von Joey wohnte. Aber dafür verpasste sie ihm eine ordentliche Tracht Prügel. Danach mochte er sie umso mehr. Kayla hatte ordentlich Feuer unterm Hintern. Dünn wie eine Bohnenstange, Haare so gelb wie die gleißende Mittagssonne und Fäuste aus Eisen. Sie war chronisch schlecht gelaunt, weil ihr Vater ständig ihre Mutter anschrie und umgekehrt, und später erinnerte sich Harry mit dem Gefühl an diese Zeit zurück, dass ihn und Kayla irgendetwas miteinander verbunden hatte.
    Joey mochte sie nicht, jedenfalls behauptete er das; sie war ihm zu groß und zu zäh. Das lag daran, dass er ungefähr eins zwanzig hoch und einen knappen halben Meter breit war und so schnell wuchs wie totes Gras. Allerdings hatte er große Füße, und er behauptete, das sei ein Zeichen dafür, dass er noch wachsen werde; außerdem trage er einen Hammer mit sich herum wie Thor, wenn der sein Teil zwischen den Beinen geschwungen hätte.
    Harry wusste es besser. Genau wie er selbst huschte Joey nach dem Sportunterricht immer rasch in die Dusche, wandte den anderen so oft wie möglich den Rücken zu, hielt sich die Hand vor die Weichteile und griff hastig nach seinem Handtuch.
    Gar nichts ließ er sehen. Im Gegensatz zu William Stewart, der eine gottverdammte Python zwischen den Beinen hatte. Der schlenkerte damit herum, als könnte sie jeden Moment zuschnappen, sich vielleicht jemanden aus der Umkleide packen, erwürgen und zum späteren Verzehr auf einen Baum zerren.
    Nein, dachte Harry sich, Joey hatte auf dem Gebiet auch nicht mehr zu bieten als er. Doch das war nur ein schwacher Trost.
    Genau das beschäftigte ihn. Unzulänglichkeit. Probleme, mit denen sich sein Dad mit

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