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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Musgrave.
    »Was Sie nicht sagen, vielen Dank.«
    »Richtig. Ich bin seit fünf Jahren dabei.«
    »Die müssen Sie eingestellt haben, als Sie neun waren.« Cardinal setzte sich auf einen himmelblauen Stuhl, der knirschte wie ein neuer Schuh. Er drehte sich zu Musgrave um. »Was wird hier eigentlich gespielt?«
    »Er wird’s Ihnen gleich sagen.«
    Squier öffnete seine Aktentasche und stellte einen silbrigen Laptop auf den Tisch. Er klappte ihn so auf, dass sie alle drei den Bildschirm sehen konnten, und drückte auf einen Knopf; mit einem Glockenton erwachte das Gerät zum Leben. Squier zog einen Gegenstand von der Größe eines Lippenstifts aus der Tasche und richtete ihn auf den Laptop. Im selben Moment erschien eine grafische Darstellung der Befehlsstruktur von Norad – der nordamerikanischen Luftabwehr.
    »Wie Sie vielleicht wissen«, sagte Squier, »wurde Norad in Zeiten des Kalten Krieges als Gemeinschaftsprojekt der USA und Kanadas ins Leben gerufen, um uns vor russischen Invasoren zu schützen.« Er drückte auf seine Fernbedienung, und die Grafik wechselte zu »Militärische Anlage unter gemeinsamem Befehl«. »Beide Länder bauten je einen so genannten Bodenstützpunkt – im Prinzip ein dreistöckiges Bürohaus imInnern eines Berges. Die Amerikaner haben ihres im Cheyenne Mountain in Colorado. Wir haben unseres in Algonquin Bay, draußen am Trout Lake.«
    »Ich bin hier groß geworden«, sagte Cardinal. »Das müssen Sie mir wirklich nicht erzählen.«
    »Ich möchte meine Sache ordentlich machen, wenn Sie sich also bitte gedulden wollen«, sagte Squier. »Außerdem ist Sergeant Musgrave nicht hier aufgewachsen.«
    »Sergeant Musgrave würde gern mit dieser Sache vorankommen«, sagte Musgrave. »Gehen Sie also einfach davon aus, dass wir über die CADS-Basis Bescheid wissen.«
    »Okay. Der Kalte Krieg mag zwar vorbei sein, doch das kanadische Luftverteidigungssystem ist noch an Ort und Stelle. Nach wie vor arbeiten hundertfünfzig Menschen in diesem Berg. Nach wie vor überwachen sie ihre Radarschirme. Und nach wie vor leuchten diese Radarschirme bei jedem Objekt auf, das in den kanadischen Luftraum eindringt.«
    »Soviel ich gehört habe, wollen sie den Laden dichtmachen«, warf Cardinal ein. »Algonquin Bay hat nicht mal mehr einen Fliegerhorst.«
    »Sie mögen den Stützpunkt verlegen, aber ganz bestimmt machen sie ihn nicht dicht, das dürfen Sie mir glauben.« Ein gedämpftes Zwitschern unterbrach das Gespräch. »Entschuldigung«, sagte Squier und griff in seine Jackentasche. »Hab vergessen, es abzuschalten.«
    Er richtete die Fernbedienung erneut auf den Bildschirm und wechselte zu einem anderen Bild. In der oberen rechten Ecke des Bildes pulsierten weiße Objekte, die wie Flugzeuge aussahen. »CADS überwacht den gesamten eingehenden Flugverkehr. Das hier ist natürlich nur eine Simulation von gewöhnlichen zivilen Flugzeugen. Seit dem Ende des Kalten Krieges hat die CADS-Basis neue Aufgaben gefunden. So halten sie zum Beispiel nach Drogentransporten Ausschau. Erst kürzlich haben sie dabei mitgewirkt, einen Heroinschmuggelim Wert von zwanzig Millionen Dollar zu stoppen, indem sie einfach nur eine verdächtige Cessna an das Drogendezernat der RCMP gemeldet haben.«
    Ein Druck auf die Fernbedienung, und das Bild wechselte noch einmal. Von links oben erschien ein Objekt auf dem Bildschirm, das nicht wie ein Flugzeug aussah. Es glühte rot und fing an, unter heiserem Piepen aufzuleuchten. »Seit dem 11. September ist die Terrorismusbekämpfung der wichtigste Auftrag von CADS – zumindest, was meinen Verein betrifft. Das kann alles sein, von einem entführten Flugzeug bis zur Bombe eines Schurkenregimes. Und genau das haben wir hier auf dem Bildschirm.«
    »Natürlich simuliert«, sagte Musgrave spitz.
    »Ja, sicher«, sagte Squier. »Mit einer echten CADS-Meldung kann ich wohl kaum aufwarten. Also, mir ist natürlich klar, dass Sie sich fragen, was ich hier will, und ich werd’s Ihnen gleich erklären. Freitagmorgen bekam der CSIS einen Anruf von der CADS-Basis. Deren Sicherheitsdienst hatte oben auf dem Berg einen Mann mit einem Fernglas erwischt. Er schien da nichts Besonderes zu machen. Sie verhörten ihn, und er sagte, er sei ein Tourist, der Vögel beobachtet. Ich meine, er trug keinen Turban oder so was in der Art. Sie hatten nicht genug gegen ihn in der Hand, um ihn dazubehalten oder auch nur bei euch anzurufen.« Er nickte Cardinal zu. »Also haben sie nur seine Papiere überprüft und

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