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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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fünfunddreißigtausend verkauft.«
    »Lassen Sie mich raten. Die beliebteste Farbe?«
    »Was dachten Sie denn? Walnussbraun.«
    Als es sich nicht länger aufschieben ließ, rief Cardinal das Kommissariat in Sudbury an. Die Zivilangestellte, die am Apparat war, ließ ihn wissen, dass Musgrave nicht in der Stadt war. Cardinal legte erleichtert auf, nur um es im nächsten Moment in seiner Hand klingeln zu hören. Es war Musgrave.
    »Wir beide müssen uns mal unterhalten«, sagte der Sergeant, ohne sich mit Höflichkeiten aufzuhalten. »Über einen gewissen Howard Matlock.«
    Wie sich herausstellte, war er bereits in Algonquin Bay, im Federal Building nur wenige Häuserblocks entfernt, auf der McPherson. Früher einmal hatte die Royal Canadian Mounted Police dort eine Einsatztruppe unterhalten, doch selbst die Mounties lebten im Zeitalter des Kapazitätsabbaus, und so befand sich jetzt ihre nächstgelegene Zentrale achtzig Meilen entfernt in Sudbury.
    Cardinal fuhr zum Federal Building hinüber und parkte auf einem Platz, der dem Schild nach für Postautos reserviert war. Er fand Musgrave in einem Büro, in dem es nichts weiter gab als einen Metallschreibtisch, ein Telefon und drei Plastikstühle in Primärfarben.
    Der Sergeant besaß das Selbstvertrauen eines Mannes, der weiß, dass er immer der größte, taffste Mann im Raum ist. Er war ein Urgestein, wie aus dem Kanadischen Schild gehauen. Es gab vermutlich wenig, was nicht an ihm abprallte.
    »Setzen«, sagte Musgrave und wies auf die Stühle. »Eins vorweg, ich hege wegen der Sache letztes Jahr keine schlechten Gefühle gegen Sie.«
    »Wie nobel von Ihnen, wenn man bedenkt, dass Sie mich letztes Jahr beinahe um meinen Job gebracht hätten.«
    »Betrachten Sie’s mal objektiv. Ich hab nur die Vorschriften befolgt.«
    »Ich will Ihnen mal was sagen über die Vorschriften.« Cardinal hatte auf der Fahrt geprobt. »Der Mord an einem Ausländer auf kanadischem Boden mag in die Zuständigkeit der RCMP fallen, aber das ist für Sie noch lange kein Freibrief, mitten in eine örtliche Untersuchung reinzuplatzen. Wenn Sie einen Tatort auf meinem Territorium überprüfen wollen, rufen Sie mich an. Wenn Sie Hintergrundinformationen zu dem Fall brauchen, fragen Sie mich. Aber schicken Sie nicht IhreHampelmänner unangemeldet in mein Revier, sonst landen sie das nächste Mal in meinem Gefängnis.«
    Musgrave betrachtete ihn mit einem abschätzigen, kühlen Blick. »Ich hab nicht die geringste Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Ich glaube, doch.«
    »Hören Sie, Cardinal. Sie haben einen toten amerikanischen Staatsbürger. Einen Amerikaner. Wie Sie bereits richtig sagten, fällt das in die Zuständigkeit der RCMP. Wie lange wollten Sie sich noch Zeit lassen, bis Sie mich verständigen?«
    »Wenn es nach mir ginge, würde ich Sie überhaupt nicht verständigen. Doch so wie die Gesetzeslage nun mal ist, habe ich Sie heute Morgen angerufen, einen Moment bevor Sie mich anriefen.«
    »Hm. Und wieso informiert mich dann unsere Abteilung in Ottawa zuerst über den Fall?« Musgrave schleuderte ihm ein Fax entgegen. Es war nur eine kurze Meldung, eine von vielen auf einer Liste. Der amerikanische Staatsbürger Howard Matlock in Algonquin Bay tot aufgefunden.
    Cardinal starrte auf das Blatt. Wie hatte die Zentrale der Mounties so schnell davon Wind bekommen können? Und wenn der Knabe, der ihm die Waffe abgenommen hatte, nicht zu Musgrave gehörte, woher kam er dann?
    Es klopfte.
    Musgrave machte eine Kopfbewegung Richtung Tür. »Jemand, den Sie kennen lernen sollten.«
    Cardinal sah vom Fax auf.
    »Detective John Cardinal, darf ich Sie mit Calvin Squier bekannt machen? Detective Cardinal arbeitet bei der Polizei von Algonquin Bay. Mr. Squier ist Nachrichtenoffizier beim CSIS.«
    So wie er in Sportjackett und Krawatte im Türrahmen stand, sah der junge Mann wie ein Teenager aus, der die Klamotten seines Vaters anprobiert. Nichts an ihm verriet, dasseres fertig brachte, einem in einer dunklen Hütte die Waffe abzunehmen.
    »Nett, Sie kennen zu lernen«, sagte Squier und streckte ihm eine Hand so weiß wie Lammkotelett entgegen.
    »Meinerseits«, brachte Cardinal heraus. Er fühlte, wie ihm unter dem Kragen die Röte langsam den Hals hochkroch.
    »Tolle Arbeit, die Sie da beim Windigo-Killer hingelegt haben«, sagte Squier. »Hab heute früh ein bisschen was über Sie nachgelesen.«
    »Sie sind beim CSIS?«
    »Canadian Security Intelligence Service, der kanadische Geheimdienst«, sagte

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