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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Beinen, ein Stück Schädel, etwas vom Becken. Der Mann wurde zuerst umgebracht, dann zerstückelt und dann an die Bären verfüttert. Dem Besitzer des Loon Lodge hat Matlock erzählt, er sei hier, um die Gegend fürs Eisfischen auszukundschaften. Es waren keine anderen Gäste da, und im Moment besteht die einzige Spur, die wir haben, in Lacksplittern, die wir von der Stelle haben, an der die Leiche zerstückelt wurde. Wir suchen nach dem neuesten Modell Ford Explorer, walnussbraun. Wir haben für die heutige Abendausgabe des Lode eine Anzeige geschaltet, in der wir jeden um Hilfe bitten, der vielleicht mit Matlock geredet hat.«
    »Ich will ja nicht unhöflich erscheinen«, sagte Musgrave, »aber haben Sie seinen Wagen überprüft? CSIS hier sagt, er hat einen roten Escort gemietet.«
    »Wir suchen nach dem Wagen. Sind wir hier fertig? Ich würde gerne mit meiner Arbeit vorankommen.«
    »Was passiert auf der amerikanischen Seite?«, fragte Squier. »Was steht da als Erstes an?«
    Musgrave starrte aus dem verschmierten Fenster auf die MacPherson, als ginge ihn die Frage nichts an.
    »In New York müssen wir als Erstes die nächsten Angehörigen ausfindig machen«, sagte Cardinal, »falls es welche gibt, und sie befragen. Die üblichen Dinge – irgendwelche Feinde et cetera, irgendwelche Auseinandersetzungen in letzter Zeit …«
    »Das kann ich übernehmen«, sagte Squier mit kindlichem Eifer. »Wie wär’s, wenn Sie mir das überlassen würden? In Abstimmung mit dem FBI und so weiter.«
    Musgrave drehte sich zu ihm um. »Tun Sie uns allen einenGefallen, ja? Setzen Sie einen von Ihren ehemaligen Mounties darauf an. Was zum Teufel versteht Ihr Minderjährigen beim CSIS davon, wie man einen Mord untersucht? Oder überhaupt etwas untersucht?«
    »Die führenden Leute beim CSIS sind vielleicht noch Mounties aus den alten Geheimdienstzeiten«, sagte Squier, »aber weiter unten ist kaum noch einer von denen übrig. Und ehrlich gesagt glaube ich kaum, dass mein Vorgesetzter sie bei diesem Fall dabeihaben will.«
    »Ihr albernen kleinen Trottel mit euren Laptops und euren Handys – ihr haltet euch wohl für den Bauchnabel der Welt, wie?«
    »Sergeant Musgrave, Sie wissen zweifellos, dass die ehemaligen Mounties beim CSIS niemals polizeiliche Ermittler waren; sie waren Geheimdienstleute, so wie ich.«
    »Ach, da schau her! Und Sie wissen sicher – oder wüssten es, wenn Sie sich der Mühe unterziehen wollten, noch ein wenig weiter zurückzuschauen –, dass eine Menge von diesen Geheimdienstleuten zehn bis fünfzehn Jahre in verschiedenen Abteilungen der Polizei gearbeitet haben, bevor sie zum Geheimdienst kamen. Leider musste seinerzeit, als die Medien die Mounties aufs Korn nahmen, das Image ein bisschen aufpoliert werden. Also verabschieden sie in Ottawa ein neues Gesetz, und simsalabim: Ihr Deppen tut genau dasselbe, was die Mounties vorher auch getan haben, nur dass es jetzt legal ist. Ach ja, und du liebe Güte, es tut mir ja so leid, es macht Ihnen hoffentlich nichts aus – eine Menge verdammt gute Leute stehen plötzlich auf der Straße.«
    Es lag ein leichtes Beben in Musgraves Stimme, das auf Emotionen schließen ließ, die komplizierter waren als Zorn. Cardinal hatte ihn noch nie so aufgeregt gesehen und war selber überrascht, als er so etwas wie den leisen Anflug von Sympathie für den Mann empfand.
    Squier wollte etwas sagen, überlegte es sich dann aber wohlund setzte noch einmal an. »Ich kann nicht ändern, was vor Urzeiten mal gewesen ist. Und ob Sie es glauben oder nicht, ich bin nicht hergekommen, um Ärger zu machen. Aber wir sind auf die Zusammenarbeit mit Ihnen angewiesen, und Tatsache ist, ich werde nicht darum betteln. Wenn Sie mir das nicht abnehmen, steht es Ihnen beiden frei, meinen Vorgesetzten in Toronto oder den CSIS in Ottawa anzurufen. Sie haben die Nummer. Wenn Sie bereit sind, mit uns zusammenzuarbeiten, rufen Sie mich kurz an. Ich bin im Hilltop Motel.« Er klemmte sich den Laptop unter den Arm und verließ den Raum.
    Als er draußen war, pfiff Cardinal leise.
    »Mein Gott«, sagte Musgrave. »Der schafft mich.«

6
     
    C ardinal fuhr auf der Umgehungsstraße zum Hotel Trianon hinaus. Wenn es in Algonquin Bay überhaupt irgendwo das passende Ambiente für ein Arbeitsessen gab, dann zweifellos im Trianon. Nicht dass irgendjemand der Küche einen Stern gegeben hätte – man traf sich in diesem Hotel, weil es unter den wenigen besseren Hotels der Stadt bei weitem das teuerste war.
    Und

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