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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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bringen.«
    »Er kann nur hoffen, dass die Anti-Pelz-Bewegung es nie bis nach Algonquin Bay schafft.«
    Bressard und Ferand gingen hinein. Cardinal und Musgrave stiegen aus, um sich den Explorer näher anzusehen. Eine gezackte Schramme reichte auf der Beifahrerseite quer über zwei Türen. »Da müssen unsere Jungs von der Spurensicherung ran«, sagte Cardinal. »Aber auf den ersten Blick würde ich sagen, die ist frisch, was meinen Sie?«
    »Sehe ich genauso. Glauben Sie, der Kerl wird Probleme machen?«
    »Bressard? Wo denken Sie hin! Bressard wird freiwillig mitkommen.«
    Musgrave lachte. »Um Himmels willen, Cardinal, ich hätte Sie nie für einen ausgemachten Optimisten gehalten!«
    Als sie in den dunklen Treppenhausschacht traten, der zu Duane’s hinunterführte, sagte Cardinal: »Nehmen Sie sich vor Ferand in Acht. Er ist klein, aber ein hinterhältiger Knochen, er liebt Schlagringe.«
    »Den übernehme ich.« Musgrave zog seinen Gürtel hoch. »Es sind immer die Kleinen.«
    In Cardinals Teenagerzeit hatte der Billardhalle der Ruch des Geheimbündlerischen angehaftet. Er und seine Freunde hatten dort endlos Boston, High-low oder Snooker gespielt und dabei wie Gangster aus den Dreißigern eine Player’s oder du Maurier nach der anderen gepafft. Der Rauch hatte wie Sturmwolken über einer grünen Filzlandschaft gehangen. Und so war er ein wenig überrascht, als er eintrat und feststellte, dass die Luft nicht einmal zu sehen war. Selbst Billardspieler waren gesundheitsbewusster geworden.
    Duane selber stand hinter der Theke, von wo aus er die wohl schlechtesten Hamburger der Stadt zum doppelten Preis servierte. Obwohl er groß und dick war, ähnelte er einem Wiesel. Er hatte zwar – von dem einen oder anderen Verkehrsdelikt abgesehen – noch nie vor Gericht gestanden, doch sah man ihm zehn Meter gegen den Wind an, dass er ein windiger Bursche war.
    Die meisten seiner Klientel waren achtzehn bis Anfang zwanzig, alle männlichen Geschlechts und alle – mit unterschiedlichem Erfolg – bemüht, taff zu wirken. Ein einziger Blick durch den Raum genügte Cardinal, um zwei Drogendealer und einen Autodieb wiederzuerkennen. Bressard und Ferand hatten an einem Ecktisch ein Spiel angefangen. Bressard neigte sich gerade vor, um zu zielen. Ohne sich aufzurichten, traf sein Blick über das Queue hinweg Cardinal, der zusammenmit Mus grave auf ihn zukam. Ferand trank ein Dr. Pepper und verschüttete eine Menge davon auf sein Hemd, als er sie entdeckte. Cardinal hatte ihn schon zweimal wegen Körperverletzung festgenommen, auch wenn sie ihm nur das eine Mal etwas nachweisen konnten. Ferand fluchte, stellte sein Queue an den Wandständer zurück und griff nach seinem Mantel.
    »Entspann dich, Thierry«, sagte Cardinal und zog seine Marke. »Wir haben nur mit deinem Kumpel hier was zu besprechen.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Bressard. »Sie kommen, um zu sehen, ob ich nicht tot bin.«
    »O nein, keineswegs, Paul, ich sehe, dass Sie nicht tot sind. Ich brauch nur Ihre Hilfe, um ein paar Dinge zu klären, Sie wissen schon, die Sache, die ich gestern erwähnte.«
    Ferand sagte: »Was glotzte so?«
    Musgrave stand vor dem Hinterausgang, die Arme über der wuchtigen Brust verschränkt, und starrte Ferand mit einem seltsamen, leichten Grinsen an, bei dem er die Mundwinkel kaum merklich verzog.
    »Also, wir arbeiten immer noch an dieser kleinen Geschichte mit dem Mord im Wald«, sagte Cardinal zu Bressard. »Und jetzt haben wir auch noch eine Leiche – nicht Ihre offensichtlich –, aber vielleicht haben Sie ja in den Nachrichten davon gehört.«
    »Und wenn?«
    »Na ja, Sie sind der Einzige, dessen Name bei der ganzen Angelegenheit gefallen ist. Deshalb habe ich gehofft, Sie würden mit uns ins Präsidium kommen und uns bei der Aufklärung behilflich sein.«
    »Was zum Teufel glotzte so?«, fragte Ferand noch einmal. »Bisse schwul oder was?«
    Musgrave stand immer noch wie eine Sphinx in der Tür, immer noch mit diesem kleinen Mona-Lisa-Lächeln in Richtung Ferand.
    »Sag ihm, er soll aufhören, mich so anzustarren.«
    »Halt den Schnabel, Thierry«, sagte Bressard. »Das ist nur psychologische Kriegsführung, und du fällst prompt drauf rein.«
    »Also, Paul, was sagen Sie? Kommen Sie mit in die Stadt, und wir plaudern ein bisschen darüber, was Ihr Name bei der Sache zu suchen hat. Ich bin sicher, das lässt sich ganz leicht …«
    Ein kleiner, verschwommener Gegenstand schoss an Cardinal vorbei in Musgraves Richtung.

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