Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
Vom Netzwerk:
den ich haben wollte. Einen Beruf, der für die Menschen tatsächlich etwas ausrichtet. Viele meiner Kollegen sind nicht an die Uni gegangen – aber das heißt noch lange nicht, dass sie dumm sind. Schau dir doch die Leute an, mit denen du gearbeitet hast.«
    »Schwachköpfe, alle miteinander! Außer Mark McCabe. Mark war der gescheiteste Kerl, der mir je begegnet ist. Hatte mehr Bücher gelesen als die meisten Professoren am College. Hat ungekürzte Division im Kopf ausgerechnet. Aber er war mit Leib und Seele Gewerkschafter. Und es waren Leute wie du – deine ach so gescheiten Kollegen –, die meinten, sie müssten ihm den Schädel zertrümmern, nur weil er den Schneid hatte, gegen die fetten Arschlöcher, die dieses Land regieren, einen Streik zu organisieren. Dieser Schlagstock traf ihn direkt auf den Kopf – und ich hab’s gehört. Es klang so, wie wenn man eine Holzplanke auf Beton fallen lässt. Dieser Schlagstock erwischte ihn, und die nächsten drei Jahre hat er nur noch gelallt, und dann ist er gestorben. Ein wirklich guter Mann.«
    Es war plötzlich still am anderen Ende. Cardinal hörte seinen Vater schniefen, und er wusste, dass er weinte. Ausgerechnet sein Vater, der sein Leben lang mit Gefühlen gegeizt hatte, außer wenn er sich ärgerte, ausgerechnet er hatte jetzt, wenn er von der Vergangenheit sprach, nah am Wasser gebaut. Es schien kein Selbstmitleid zu sein, sondern ein Kummer, der viel tiefer saß und seit langem an ihm nagte. Eine Minute, und er hatte sich wahrscheinlich wieder gefasst.
    »Geht’s einigermaßen, Dad?«
    Plötzlich war ein lautes Schniefen zu hören. »Der Nebel verwandelt sich langsam in Regen«, sagte Stan. »Vielleicht pflanze ich im Frühjahr Zinnien im Garten.«

7
     
    H ören Sie«, sagte Musgrave. »Ich hab die Sache mit meinem regionalen Kommandeur besprochen. Ich werde nicht mit diesem laptopschwingenden Schnösel vom CSIS zusammenarbeiten. Wir machen Folgendes: Ich halt mich an Sie, und Sie sich an ihn.«
    »So schlimm fand ich Squier gar nicht mal«, sagte Cardinal.
    »Sie hatten noch nie mit dem CSIS zu tun, oder?«
    »Nein.«
    »Sie kleiner Glückspilz. Jedenfalls«, sagte Musgrave und sah auf die Uhr, »haben wir gerade fünfundvierzig Minuten meiner kostbaren Lebenszeit vergeudet. Oder können Sie mir sagen, was wir hier verloren haben?«
    Sie saßen in einem Zivilfahrzeug, das sie auf der Hauptstraße geparkt hatten. Der Nebel war endlich in Regen übergegangen, der heftig auf das Dach trommelte.
    Nach dem Telefonat mit seinem Vater hatte Cardinal das Handy noch nicht eingehängt, als es klingelte. Es war Arsenault, der ihm sagen wollte, dass sie einen Abdruck aus der Trapperhütte an einem Namen festmachen konnten: Paul Bressard. Cardinal war sofort zu ihm rausgefahren. Bressards Frau, die bereits um halb zwei mittags eine Scotch-Fahne hatte, erzählte ihm, Paul sei wahrscheinlich in Duane’s Billiard Emporium. Cardinal band ihr nicht auf die Nase, dass er Polizist war, und sie war nicht nüchtern genug, um es selber zu merken.
    Und so kam es, dass er und Musgrave in einem Zivilfahrzeug der Polizei auf der Main Street hockten und den renovierungsbedürftigen Eingang zu Duane’s Billiard Emporium im Auge behielten.
    »Duane’s ist ein beliebter Treff bei den Jungs, die’s nicht ganz bis zum Schwerverbrecher schaffen«, sagte Cardinal.»Rocker, die die Aufnahmeprüfung zu Satan’s Choice nicht bestanden haben, italienische Kids, die für die Bande zu dämlich sind.«
    »Und die Frau hat Ihnen das einfach so gesteckt? Wieso steht die auf Sie?«
    »In Cutty Sark veritas.«
    »In Cutty Sark Blödsinn, wie’s aussieht.«
    »Verraten Sie mir was, Musgrave. Weiß Ihre Frau über jeden Ihrer Schritte Bescheid?«
    »Sie könnten einen ganzen Turm CD-Roms vollkriegen mit dem, was meine Frau nicht weiß. Und sie ist stolz drauf.«
    »Schön. Also geben wir ihnen noch eine halbe Stunde, ja?«
    Sie lauschten für weitere zehn Minuten auf das Prasseln des Regens, und dann kam der Explorer in Sicht.
    »Ist er das, mit dem Schnauzer?«
    »Ja. Der Kerl neben ihm ist Thierry Ferand, auch ein Trapper.«
    Bressard parkte einen halben Häuserblock entfernt, und dann schlenderten er und Ferand durch den Regen zur Billardhalle zurück. Ferand reichte Paul Bressard bis zum Bauchnabel und musste mit seinen Dackelbeinen flitzen, um mit ihm Schritt zu halten.
    »Bressard ist ja beeindruckend gekleidet«, sagte Musgrave. »Der Mantel würde ein hübsches Sümmchen

Weitere Kostenlose Bücher