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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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geborene Mann im zweiten Glied, Detective, mit Leib und Seele. Geben Sie mir jemanden wie Geoff Mantis, und ich tu alles, damit er gewählt wird. Ich treib die Schulden ein, ich trete Leuten auf die Füße, was auch immer. Aber selber antreten? Keine Chance.«
    Laroche redete, als trüge er seine Argumente in einem Seminar vor, mit kultivierter Stimme und gewählter Sprache. Cardinal fragte sich, ob er eine Zeit lang im Ausland verbracht hatte. Laroche legte Cardinal seine Hand auf den Arm. »Sehen Sie mir nach, dass ich diese Dinge so ernst nehme. Diese Fragen beschäftigen mich sehr, erst recht so kurz vor der Wahl.«
    »Glauben Sie, Geoff Mantis gewinnt zum zweiten Mal?«
    »O ja, dafür werde ich sorgen!«
    Nach dem luxuriösen Interieur des Trianon kroch Cardinal die nasse Kälte draußen auf dem Parkplatz umso mehr den Rücken hoch. Über die Umgehungsstraße huschten die Scheinwerfer, und es würde jeden Augenblick Regen geben.
    Laroche stieg in einen Lincoln Navigator, der neben dem Eingang des Restaurants stand. Er kurbelte das Fenster herunter und sagte: »R. J., ich hab ganz vergessen zu fragen, wie weit sind Sie mit Ihrer Leiche im Wald?«
    Kendall zuckte die Achseln. »Detective Cardinals Fall. Wir haben die eine oder andere Spur. Wir kommen voran. Stimmt’s, Detective?«
    »Nicht so schnell, wie ich es mir wünschen würde. Aber so geht’s mir immer.«
    »Keine Sorge«, sagte Laroche. »Bei dem Ruf, der Ihnen seit dem Windigo-Fall vorauseilt, haben Sie die Sache sicher schon bald unter Dach und Fach.« Er fuhr in den Nebel, und das Letzte, was Cardinal von ihm sah, war sein Blinker Richtung Stadt.
    »Aalglatt«, sagte Cardinal.
    »Stinkreich. Nicht schlecht für einen Jungen aus dem Waisenhaus, oder? Ich meine, Wahlkampfleiter für den Präsidenten!«
    »Ich habe gegen Mantis gestimmt.«
    »Zum Glück«, sagte Kendall, »wussten es die meisten besser.«
     
    Auf dem Rückweg in die Stadt rief Cardinal seinen Vater auf dem Handy an.
    »Bleib einen Moment dran. Ich hol nur eben ein paar Schokokekse aus dem Ofen.«
    Seit dem Tod seiner Frau vor zehn Jahren hatte Stan angefangen, sich fürs Kochen zu interessieren. Es gab Cardinal immer noch einen Stich, wenn er seinen Vater – den unerschrockenen, kernigen Stan Cardinal mit seinen muskulösen Unterarmen und dem mächtigen Brustkorb – mit einer Schürze vor dem Bauch sah, an der er sich das Mehl von den Händen abwischte. Kekse waren seine Spezialität.
    »Warst du beim Kardiologen?«
    »Catherine hat mich heute Morgen hingefahren. Dr. Cates ist mir ganz schön auf den Nerv gegangen, aber sie weiß etwas durchzusetzen, das muss man ihr lassen.«
    »Was hat der Kardiologe gesagt?«
    »Er will mich für ein paar Tests im Krankenhaus anmelden. Er denkt, dass ich kongestive Herzinsuffizienz habe.«
    »Was? Dad, wieso hast du dich nicht vor einem halben Jahr darum gekümmert?«
    »Es ist halb so schlimm, John. Nur ein paar Tests. Und er gibt mir tonnenweise Tabletten. Ich glaube, sie wirken schon.«
    »Immerhin Herzinsuffizienz. Ich wünschte, du würdest nicht so weit draußen wohnen.«
    »Unsinn. Ich bin hier extra hingezogen, damit du dir nicht die ganze Zeit Sorgen um mich machst. Was glaubst du wohl, wieso ich mir einen Bungalow genommen habe? Keine verdammte Treppe, um mir den Hals zu brechen, darum. Du wirst keine Wohnung finden, in der man so gut zurechtkommt und die man so leicht sauber halten kann. Ich hab Ruhe und frische Luft. Ich hab meine Stereoanlage und meinen Videorekorder und die beste Mikrowelle, die derzeit auf dem Markt ist. Ich sag dir, ich bin hier mein eigener Herr.«
    »Also, wenn der Nebel schlimmer wird, solltest du dir vielleicht überlegen, ob du so lange zu uns kommst.«
    »Vergiss es, John.«
    Cardinal bog zur MacPherson ab und passierte eine hässliche Baustelle.
    »In den Nachrichten haben sie gesagt, ihr hättet eine halb aufgefressene Leiche im Wald gefunden?«, sagte Stan. »Klingt ein bisschen interessanter als der übliche Mist.«
    Na großartig, dachte Cardinal, das schon wieder.
    »Dieses Wohnwagenpack, das sich ständig gegenseitig totschießt. Drogendealer. Räuber. Fettärschige Trinker. Ich weiß nicht, wieso du dir nicht einen interessanteren Beruf ausgesucht hast. An der Ausbildung hat’s ja wohl nicht gelegen. Schließlich haben eure Ma und ich dafür gesorgt, dass du und dein Bruder aufs College kommt. Du konntest dir den Beruf aussuchen.«
    »Genau das habe ich getan, Dad. Ich hab mir den Beruf ausgesucht,

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