Blutiges Eis
Bevor er sich auch nur umdrehen konnte, um zu sehen, was es war, kam das kleine Etwas zurückgeflogen und landete auf dem Billardtisch. Weitere Bälle schwirrten durch die Luft, die Deckenlampe schwang heftig hin und her. Etwas Goldenes oder Messing-farbenes glänzte in Ferands Hand, als er auch schon stöhnend auf dem Tisch lag und der schimmernde Gegenstand klirrend zu Boden fiel.
»Tätlicher Angriff auf einen Staatsbeamten«, sagte Musgrave. »Der ist ja dümmer, als die Polizei erlaubt.«
8
F erand wurde registriert und in U-Haft genommen und Wudky – für den Fall, dass Ferand sich wieder erinnerte, wem gegenüber er den Mord erwähnt hatte – zu seinem eigenen Schutz ins Gefängnis überstellt.
Musgrave wollte mit aller Härte gegen Bressard vorgehen, ein Grund mehr, weshalb Cardinal darauf bestand, ihn alleine zu verhören.
Musgrave zuckte die Achseln. »Ich fahr dann mal wieder nach Sudbury zurück. Lassen Sie mich wissen, was Monsieur uns zu sagen hat.«
Cardinal nahm sich Bressard im Vernehmungszimmer vor. Der Trapper versuchte, ruhig zu erscheinen, und lümmelte sich auf seinen Stuhl, doch dabei spielte er unentwegt mit dem Strohhalm in seiner Coladose herum. Cardinal war eindringlich, aber nicht unfreundlich – wie unter Kollegen, die gemeinsam die Zusammenhänge dieser speziellen Ereignisse klären wollen.
»Ich hoffe, Sie können mir bei der Sache weiterhelfen, Paul, denn im Moment sieht es, wie ich leider sagen muss, ziemlich schlecht aus. Wie kommt es, dass wir in der Nähe Ihrer alten Bude im Wald eine Leiche finden? Können Sie da ein bisschen Licht hineinbringen?«
Bressard nahm einen Schluck Cola, starrte einen Moment auf die Wand und zwirbelte weiter an seinem Strohhalm herum.
»Wir wissen übrigens auch, dass sie in Ihrer alten Hütte zerstückelt wurde. Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. Überall Blut. Jede Menge Indizien.«
Bressard holte tief Luft, seufzte, schüttelte den Kopf.
»Wissen Sie, ich wäre ja vielleicht bereit anzunehmen, dass Sie nichts damit zu tun haben. Jemand hatte vielleicht Streitund hat die Leiche bei Ihnen um die Ecke entsorgt. Aber eine Sache macht mir dabei zu schaffen, und ich hoffe, Sie können das erklären.« Er wartete, doch Bressard sah an ihm vorbei. »Sagen Sie mir nur eins, Paul. Wie kommt die Schramme an Ihre Beifahrertür?«
Keine Antwort.
»Dazu sollten Sie vielleicht doch etwas sagen, Paul. Weil nämlich unser Mann von der Spurensicherung und die Forensik und Ford Motors alle miteinander sagen, dass die Farbe an den Aststümpfen im Wald zur Farbe an Ihrem Explorer passt.«
Bressard saugte am Strohhalm seiner Cola, bis es in der leeren Dose rasselte.
»Sie glauben vielleicht, ich wüsste nichts über Sie, Paul, dabei weiß ich ziemlich genau, wie Sie Ihren Lebensunterhalt verdienen. Erstens haben wir da die Pelztierjagd – dabei gibt es gute und schlechte Jahre, wie überall. Zweitens ist da noch der gelegentliche Job für Leon Petrucci.«
Um Bressards Mundwinkel zuckte ein Lächeln, doch er schluckte den Köder nicht.
»Leon Petrucci. Ist schon ne Weile her, mag ja sein, aber wir wissen, dass Sie früher für ihn gearbeitet haben. Drittens haben wir da noch die Führungen. Ich weiß, dass Sie einen guten Teil Ihres Einkommens von Jagdneulingen beziehen, die Sie in den Wald mitnehmen, wo Sie dann den einen oder anderen Bären zum Abschuss finden. Und ich weiß auch, dass Sie sich dabei nicht nur auf Weidmannsheil verlassen. In der richtigen Jahreszeit ein paar Steaks auf ihren Fährten verteilt, und Sie können sicher sein, dass Sie einen Bären zu Gesicht bekommen – besonders, wenn man weiß, wo sie leben, was für einen alten Hasen wie Sie ja zweifellos zutrifft.
Howard Matlock hat den Leuten von Loon Lodge erzählt, er interessiere sich fürs Eisfischen. Er hatte kein einziges Gewehr, kein einziges Messer dabei. Schien sich nicht die Bohnefür die Jagd zu interessieren. Nun möchte ich ja nicht unhöflich sein, aber wie mag es wohl gekommen sein, dass Mr. Matlock in der Nähe Ihrer alten Hütte von Bären gefressen wurde, Paul?«
Bressard rülpste leise, griff nach der Coladose und las die französische Seite des Etiketts. Cardinal kannte dieses Spiel lange genug, um zu wissen, wann er nicht weiterkam. Noch ein letzter Schuss, dachte er.
»Es kam zu einer Auseinandersetzung. Vielleicht hat er ja angefangen. Vielleicht haben Sie ihn aus Versehen erschossen – ich behaupte ja gar nicht, dass ich weiß, wie –, und
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