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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Stockwerke mit Arztpraxen und Chiropraktikern.
    Delorme war schon oft als kleines Mädchen hier gewesen, zusammen mit ihren Eltern, bei einem Zahnarzt, der sich später, als alle ihre Füllungen ersetzt werden mussten, als die personifizierte Inkompetenz erwiesen hatte.
    Laut Adressenverzeichnis für das Gebäude befand sich die Praxis von Dr. Cates auf dem zweiten Stock.
    Auf der Tür klebte ein Zettel mit der Nachricht WEGEN NOTFALL GESCHLOSSEN. BITTE VEREINBAREN SIE TELEFONISCH EINEN NEUEN TERMIN. Delorme klopfte laut und wurde von einer zierlichen Frau hereingelassen, deren blondes Haar jungenhaft kurz geschnitten war und deren Ohren je fünf Ringe schmückten. Die Frau war Melissa Gale, Dr. Cates’ Sprechstundenhilfe.
    »Sind Sie die Kriminalbeamtin, mit der ich am Telefon gesprochen habe?« Ihre leise Stimme zitterte leicht.
    »Ja, ich bin Detective Delorme.«
    »Kommen Sie rein, ich mach besser die Tür hinter Ihnen zu. Ich kann keine Patienten mehr sehen. Ich schicke sie schon seit der Mittagspause weg.«
    »Wann hätte Dr. Cates normalerweise da sein müssen?«
    »Ihr erster Termin war um elf. Um halb zwölf herum fing ich allmählich an mir Sorgen zu machen. Ich meine, sie kommt nie zu spät. Ich hab ein paarmal bei ihr zu Hause angerufen.Ich hab sogar im Krankenhaus angerufen. Als die sagten, bei ihnen wäre sie auch nicht erschienen, bekam ich’s richtig mit der Angst zu tun. Da hab ich mich dann bei Ihnen gemeldet.«
    »Haben Sie sie gestern gesehen?«
    »Ja, sie war den ganzen Tag hier. Wir waren so um sieben herum fertig.«
    »Das war das letzte Mal, dass Sie mit ihr gesprochen haben?«
    »Gestern Abend, ja.«
    »Was machte sie da für einen Eindruck? Wirkte sie besorgt oder außergewöhnlich gestresst?«
    »Nicht im Geringsten. Sie müssen wissen, dass Winter ein ausgesprochen fröhlicher Mensch ist. Die Leute machen manchmal Sachen, dass ich an die Decke gehen könnte, und sie lässt sich nicht im Mindesten aus der Ruhe bringen. Das sieht ihr einfach überhaupt nicht ähnlich. Ich hab wirklich keinen blassen Schimmer, wo sie stecken könnte.«
    »Hat es irgendwelche ungewöhnlichen Anrufe gegeben?«
    Ms. Gale legte einen Moment den Kopf schief und dachte nach. »Nichts.«
    »Und heute Morgen, als Sie die Praxis geöffnet haben? Waren irgendwelche Nachrichten auf dem Anrufbeantworter, die Ihnen merkwürdig …«
    »Es war vielleicht ein halbes Dutzend drauf. Sie wissen schon, Leute, die einen Termin machen wollen oder sich nach Laborergebnissen erkundigen, so was in der Art.«
    Delorme sah sich um. Das Wartezimmer war klein und schlicht, durch ein Ledersofa und ein paar große Grünpflanzen ein wenig aufgelockert. Die leeren Stühle standen säuberlich nebeneinander, die Zeitschriften lagen ordentlich auf den Beistelltischen gestapelt. »Als Sie geöffnet haben, ist Ihnen da irgendetwas Ungewöhnliches an der Praxis aufgefallen? Irgendetwas außer der Reihe?«
    »Nein, es ist immer gleich. Ich hab gestern Abend abgeschlossen,und als ich heute Morgen reinkam, war alles so, wie ich es verlassen hatte.«
    Delorme wies mit dem Kopf auf Ms. Gales Computer, auf dessen Bildschirm ein Versicherungsformular flimmerte. »Und auf dem Computer? Irgendwelche E-Mails?«
    »Nichts. Nur die üblichen Sachen, was von der staatlichen Gesundheitsfürsorge, Werbung von Pharmaherstellern und Krankenversicherungen. Wir bekommen tonnenweise Reklame.«
    »Nichts dagegen, wenn ich mich mal umschaue?«
    »Nein, bitte – hier lang.«
    An das Wartezimmer grenzte ein Sprechzimmer: großer Eichenschreibtisch, Büchervitrinen und Orientteppich. Delorme sah sich die Schreibtischplatte an: Telefon, Notizbuch, gelbes Schreibblock-, Bleistift- und Kugelschreiber-Set, Tipp-Ex, keine Fotos. Die penible Ordnung stand in ziemlichem Kontrast zu Dr. Cates’ Wohnung.
    »Ist ihr Schreibtisch immer so aufgeräumt?« Delorme zeigte auf die Notizblöcke. »Nicht einmal irgendwelche Notizen drauf? Erledigungslisten?«
    »Winter ist jemand, der nicht nach Hause geht, bevor alles erledigt ist. Außerdem schiebt sie nicht gern was auf den nächsten Morgen – deshalb sieht es abends bei Praxisschluss immer ziemlich so aus wie jetzt.«
    Die Tür zum angrenzenden Untersuchungszimmer stand offen.
    »Ach so, jetzt, wo Sie’s sagen«, fügte Ms. Gale hinzu, »gab es doch eine Sache, die ungewöhnlich war. Im Untersuchungszimmer.«
    »Zeigen Sie’s mir. Aber fassen Sie nichts an.«
    »Oh, Gott. Sie untersuchen doch keinen Mord?«
    »Reine

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