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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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als ich in meinen ersten sechs Jahren. Und ich will Ihnen auch ihr Geheimnis verraten: Sie assistiert gerne.«
    »Assistiert?«
    »Im OP im Krankenhaus. Sie hat sofort alle wissen lassen, dass sie gerne assistiert, und das ist selten.«
    »Und wieso?«
    »Wieso?« Choquette sah sie an wie den letzten Trottel. »Weil es lausig bezahlt wird, darum. Die Landesregierung hat in ihrer unergründlichen Weisheit die Honorare so gestaffelt, dass ein Allgemeinmediziner weitaus mehr verdient, wenn er in seiner Praxis Patienten betreut, als wenn er bei einer Operation assistiert. Zwei Stunden im OP, und Sie bekommen dasselbe wie für die Behandlung von zwei, drei Patienten. Natürlich können Sie in derselben Zeit weitaus mehr Patienten betreuen. Heutzutage läuft der Hippokrates-Eid auf ein Armutsgelübde hinaus. Wissen Sie, was ich bekomme, wenn ich Ihnen einen gebrochenen Arm schiene? Nicht mal halb so viel, wie ein Tierarzt bekommt, wenn er dasselbe mit der Pfote Ihres Hundes macht. Ach, lassen wir das lieber. Alles, was Sie über Winter Cates wissen müssen, ist, dass sie unter den Medizinern hier sehr beliebt ist. Gut gepolsterte Nerven und großartiger Sinn für Humor. Glauben Sie mir, Humor wissen die im OP sehr zu schätzen.«
    »Kann auch im Polizeidienst nicht schaden«, sagte Delorme.
    Weitere Fragen förderten die Erkenntnis zutage, dass Dr. Winter Cates als Assistenzärztin in einem großen Kinderkrankenhaus gearbeitet und ihren Facharzt am Toronto General gemacht hatte.
    »Dr. Cates ist eine attraktive Frau«, sagte Delorme. »Wissen Sie irgendetwas über ihr Liebesleben?«
    »Da muss ich passen, keine Ahnung. Ich hatte den Eindruck,dass es jemanden in Sudbury gab, ansonsten kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Dr. Cates liebt ihre Arbeit, und wir reden nie über etwas anderes als über medizinische Dinge.«
    »Und Sie haben ihr die Praxis verkauft, ist das richtig?«
    »Verkauft? Nein, Sie können keine Praxis verkaufen, jedenfalls nicht in Ontario. Nein, nein. Ich hab sie unten im Toronto General kennen gelernt, als sie ihren Facharzt machte, und war wie alle von ihr entzückt. Sie sagte, sie würde sich gerne in Algonquin Bay niederlassen, und ich hab mir die Sache durch den Kopf gehen lassen. Ich hatte schon seit mindestens zehn Jahren dran gedacht, mich zur Ruhe zu setzen. Also, ich hab ihr angeboten, dass sie sechs Monate lang als meine Partnerin arbeitet und ich dann einen würdigen Abgang mache. Was ich auch getan habe.«
    »Dr. Choquette, wann haben Sie Ihre Tickets nach Puerto Rico gekauft?«
    »Vor Monaten. Ich versteh allerdings nicht, wie meine Tickets von irgendwelchem Belang sein sollten.«
    »Kann ich sie bitte sehen?«
    Der Arzt stand auf, noch röter im Gesicht, und Delorme konnte sehen, dass er sich Mühe gab, seinen Ärger zu zügeln, während er den Raum verließ. Wenig später kam er mit den Flugscheinen zurück und reichte sie Delorme ohne ein Wort. Zwei Rückflugtickets nach Puerto Rico, im November gekauft, Rückkehr in einer Woche.
    »Danke.« Delorme gab sie ihm zurück. »Wo wollen Sie wohnen?«
    »In einem wunderschönen Badeort namens Palmas del Mar, an der Südküste. Waren Sie zufällig schon mal da?«
    »Nein.« Da sie sich kein bisschen für Karibikurlaub interessierte, war sie sich nicht einmal sicher, wo Puerto Rico lag, außer noch weiter weg als Florida.
    »Zauberhafter Ort. Traumhaft gelegen – ein bisschen wenig Strand, aber dafür einer der schönsten Golfplätze, die es gibt.«
    »Und können Sie mir sagen, wo Sie Montagabend waren, Doktor? So um Mitternacht herum?«
    »Beim Bridgespielen mit Freunden. Wir treffen uns jeden Montagabend – verflixt noch mal, Sie können doch nicht allen Ernstes glauben, ich hätte irgendetwas mit dieser Sache zu tun? Eine junge Ärztin ist verschwunden. Warum zum Teufel soll ich damit zu tun haben?«
    Delorme ließ sich mit einer Antwort Zeit, während sie eine Ader betrachtete, die an Dr. Choquettes Schläfe angeschwollen war. »Sie haben mit Dr. Cates geschäftlich zu tun. Gut, Sie haben ihr die Praxis nicht verkauft, aber sie ist ziemlich groß und voll ausgestattet. Soweit ich weiß, hatten Sie eine Meinungsverschiedenheit darüber, was Sie mit übergeben haben und was nicht. Und Sie waren verärgert.«
    »Ach, was Sie nicht sagen.« Dr. Choquette verschränkte die Arme und musterte Delorme abschätzig. »Ich wüsste gar zu gerne, mit wem Sie gesprochen haben.«
    »Dr. Cates weigert sich, Ihnen die Summe zu zahlen, die das Inventar

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