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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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weiß Ihre Kooperation zu schätzen.«
    »Oh, nein. Der Dank ist ganz auf meiner Seite, Officer. Und noch einen wunderschönen Tag.«
    Bevor Delorme ihren Wagen erreicht hatte, hörte sie Freemont hinter der geschlossenen Tür brüllen: »Miststück!«
     
    Sowohl das Hotel als auch der Kieferorthopäde bestätigten alles, was Glenn Freemont gesagt hatte. Delorme machte die Anrufe, sobald sie wieder im Büro war. Sie machte sich ein paar Notizen zu ihren Befragungen und übergab die Namen von Dr. Choquettes Bridgepartnern Szelagy zur weiteren Überprüfung.
    Sie aß ihren Mittagsimbiss am Schreibtisch und betrachtete dabei den Stapel Handzettel, von dem Dr. Cates’ hübsches Gesicht ihr entgegenblickte. Der Bautrupp hämmerte und bohrte über ihnen und machte es nicht eben leichter, konzentriert nachzudenken. Sie sah aus dem Fenster über den Parkplatz. Der Regen hatte aufgehört, und es war noch ein strahlend sonniger Tag geworden. Selbst die profansten Gegenstände – Bäume, Telefonmasten und Briefkästen – schimmerten mit ihrer Patina aus Eis wie Gebilde einer ekstatischen Vision. Je länger sich Delorme in die Aussicht vertiefte, desto mehr schien ihr der tiefblaue Himmel die Dächer anzustrahlen.
    Ihr Telefon klingelte.
    »Delorme. Kriminalkommissariat Algonquin Bay.«
    Es war ein Mann namens Ted Pascoe, ein Kameraverkäufer bei Milton’s Photo, der jüngere Bruder eines Frank Pascoe, den Delorme wegen Kreditkartenbetrugs hinter Gittergebracht hatte. Ted Pascoe war so aufgelöst, dass sie kaum begriff, was er sagte – etwas von einer Leiche im Wald.
    »Reden Sie langsamer, Mr. Pascoe, langsam. Wo sind Sie?«
    »Hm, Telefonzelle in der Nähe des North Wind Tavern. Sie kennen die Kneipe draußen hinter der Algonquin Mall?«
    Delorme kannte sie gut. Sie hatte mal einen Freund, der sein englisches Bier liebte. Sie gingen damals fast jeden Freitagabend zum North Wind und aßen Fish and Chips. Leider war das schon so ziemlich das Aufregendste, was diese Romanze zu bieten hatte.
    »Ich hab oben am Berg, Richtung Four Mile Bay, fotografiert. Hab extra den Jeep genommen, nur um ein gutes Foto zu bekommen, wissen Sie. Und da liegt auf einmal diese Leiche. Eine Frau. Sieht aus wie erfroren.«
    »War noch jemand bei Ihnen?«
    »Nein. Ich bin lieber allein, wenn ich fotografiere. Da kann man keinen brauchen, der von einem Bein aufs andere tritt, während er auf einen wartet. Man fängt an zu hetzen, man vergisst zu fokussieren, man probiert nicht erst alle Winkel aus. Sollte man wirklich nicht …«
    »Wie ist der Weg? Können wir da mit einem Van rein?«
    »Ausgeschlossen. Das hier ist striktes Erholungsgebiet.«
    »Okay, Mr. Pascoe. Bleiben Sie, wo Sie sind. Erzählen Sie niemandem von Ihrem Fund. Wir sind in ein paar Minuten bei Ihnen.«
     
    Delorme klopfte an Daniel Chouinards Tür und trat ein, ohne auf ein Okay zu warten. Er hörte aufmerksam zu, während sie den Anruf zusammenfasste.
    »Es könnte demnach Ihre vermisste Ärztin sein«, sagte er.
    »Ich würde sagen, die Wahrscheinlichkeit ist hoch.«
    »Sie brauchen Verstärkung. Zu dumm aber auch, dass Mc-Leod nicht da ist. Nehmen Sie sich Szelagy. Sie werden auch die Spurensicherung brauchen.« Er rief eine Durchwahlnummeran. »Arsenault, legen Sie den Sportteil weg. Für Sie und Collingwood gibt’s mal was Richtiges zu tun. Und kommen Sie mit dem Landrover. Wie’s aussieht, können wir den Van von der Spurensicherung vergessen.« Er hängte auf und sagte: »Worauf warten Sie noch? Machen Sie sich auf die Socken.«
    »Ich hab den Staatsanwalt noch nicht angerufen.«
    »Das übernehme ich. Fahren Sie los«, sagte Chouinard wehmütig. »Die zweite Leiche im Wald. Ich wünschte, ich könnte mitkommen.«
    »Tut mir leid«, sagte Delorme. »Sie sind jetzt nun mal ein hohes Tier.«
    »Ich weiß.« Chouinard seufzte und warf einen Bleistiftstummel in den Papierkorb. »Und ist das nicht ein Jammer?«
     
    Ken Szelagy war ein Plappermaul. Sie stiegen in den Wagen, und es war, als hätte man eine Münze eingeworfen: die Frau, die Kinder, das Hockeyspiel. Delorme schaffte es, das Gespräch für einen Moment auf das Thema von Dr. Cates’ Nachbarn zu lenken.
    »Derzeit sind eine Menge Leute verreist – auf die Bahamas oder sonst wohin –, deshalb gab’s nicht sonderlich viele, mit denen ich reden konnte. Typischer Wohnblock – ich meine, keiner kennt keinen. Ich glaube, Sie könnten in dem Haus sterben, und niemand würd’s merken. Jedenfalls, es läuft darauf

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