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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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leichten, gefrierenden Regen zum Wohnsitz von Dr. Raymond Choquette. Der Arzt hatte fünfundzwanzig Jahre lang in Algonquin Bay praktiziert. Er wohnte in einen dreistöckigen roten Backsteinhaus auf der Baxter, einer kleinen, ansteigenden Nebenstraße weniger als vier Häuserblocks vom St. Francis Hospital entfernt. Delorme konnte auf Anhieb mindestens drei Ärzte nennen, die in der Baxter Street wohnten. Ihre Eltern hatten sie zu einem Arzt namens Renaud mitgenommen, der hier seine Praxis hatte. Er war ein bärbeißiger alter Knacker gewesen, ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt, der immer eine reflektierende Lampe auf der Stirn trug. Er hatte Delorme stets gedroht, ihr die Mandeln herauszunehmen, war aber gestorben, bevor er seine Drohung wahr machen konnte.
    Neben dem Seiteneingang zu Choquettes Haus parkte ein Toyota RAV4. Da das Thermometer wieder fiel, war der Toyota von einer zarten Eisglasur bedeckt. Delorme parkte dahinterund notierte sich das Kennzeichen, bevor sie aus dem Wagen stieg.
    Als Choquette die Haustür aufmachte, zeigte Delorme ihm ihre Dienstmarke und stellte sich auf Französisch vor.
    »Sie haben Glück, dass Sie mich noch erwischen«, antwortete Choquette auf Englisch. »Morgen um diese Zeit werden meine Frau und ich schon in Puerto Rico sein.« Der Doktor war ein kleiner Mann Mitte fünfzig, mit einem rötlichen Gesicht, das ihm etwas Verschmitztes verlieh – was er, wie Delorme vermutete, gar nicht war –, und einer langen, geraden Nase, die ihm etwas Snobistisches verlieh, was er, wie Delorme vermutete, ganz sicher war.
    Delorme fuhr auf Englisch fort. »Dr. Choquette, kennen Sie eine Frau namens Winter Cates?«
    »Ja, natürlich. Sie übernimmt meine Praxis. Besser gesagt, hat meine Praxis übernommen. Gibt es irgendwelche Probleme? Sagen Sie bloß, es ist schon wieder eingebrochen worden …«
    »Ich fürchte, Dr. Cates gilt als vermisst.«
    »Vermisst? Was genau heißt das? Ist sie nicht in die Praxis gekommen?«
    »Seit dem späten Montagabend, als sie zu Hause beim Fernsehen war, hat sie niemand mehr gesprochen oder gesehen. Gestern hat sie eine Operation verpasst, bei der sie assistieren sollte, und sie ist auch nicht zu ihrer Sprechstunde erschienen.«
    »Vielleicht hatte sie einen Unfall. Dieser ständige Regen, und jetzt gefriert er auch noch.«
    »Dr. Cates ist verschwunden, ihr Wagen nicht.«
    »Du liebe Güte, das klingt gar nicht gut. Sind Sie sicher? Ich hab sie noch vor ein paar Tagen gesehen.«
    »Macht es Ihnen was aus, wenn ich reinkomme und Ihnen ein paar Fragen stelle?«
    Dr. Choquettes rosige Wangen sackten ein bisschen nachunten, doch er tat so, als sei es ihm eine große Freude. »Selbstverständlich. Kommen Sie herein. Wenn ich irgendwie helfen kann …«
    Choquette führte Delorme in ein kleines Fernsehzimmer. Es war winzig, gemütlich und voller Bücherregale gespickt mit englischen Titeln. Delorme hatte die plötzliche Eingebung, dass Dr. Choquette einer von diesen beinahe ausgestorbenen Ontario-Frankokanadiern war, die sich vollkommen mit der englischen Kultur verbunden fühlen und ihre eigene verleugnen. Auf einer Reihe von Fächern standen Golfvideos und -trophäen. Offenbar nahm er regelmäßig an den hiesigen Turnieren teil. Es waren kleine und große Auszeichnungen dabei, goldene Männer, die goldene Schläger schwingen, Plaketten, Pokale, Henkelbecher und Andenken von diversen Wettkämpfen. Auf einem Foto an der Wand posierte Choquette in karierter Hose und gelber Strickjacke neben einem berühmten Golfspieler; Delorme war nicht sicher, ob es Jack Nicklaus oder der andere war. Mit Ausnahme von Tiger Woods sahen für sie alle Golfer gleich aus: Männer in seltsamen Hosen.
    »Hoffentlich ist ihr nichts passiert«, sagte er immer wieder. »Ich kann nur hoffen, dass mit ihr alles okay ist.«
    »Sie sagen, Sie haben sie kürzlich gesehen. Wann genau?«
    »Das war im Wal-Mart. Ja, genau, im Wal-Mart, und ich weiß, dass es am Donnerstag war.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass sie unter irgendeinem besonderen Stress stand?«
    »Ganz und gar nicht. Sie ist ein fröhliches Ding. Unerschrocken, ist mein Eindruck – ich meine, jemand, der sich durch nichts unterkriegen lässt.«
    »Wissen Sie von irgendwelchen Feinden? Irgendjemand, vor dem sie Angst hatte? Der ihr Sorgen machte?«
    »Winter? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie irgendeinen Feind auf der Welt hat. Sie ist ganz und gar gesellig. Seitsechs Monaten in der Stadt, und sie hat schon mehr Freunde am Krankenhaus

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