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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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dieser Gegend tief und schwarz, strudelte stürmisch hinter ihm. Er sah nur einen winzigen Moment zu Delorme auf und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu.
    »Corporal Simmons, ich habe noch einige Fragen an Sie.«
    »Sie ist tot. Ich hab’s in den Nachrichten gehört. Mir ist im Moment wirklich nicht danach, mich mit Ihnen zu unterhalten.«
    »Sie sind Mountie. Sie wissen, dass ich nur meine Pflicht tue. Machen Sie es uns nicht schwerer, als es schon ist.«
    Simmons betrachtete sie mit Abscheu. Er ließ seinen Schraubenzieher scheppernd in einen Werkzeugkasten fallen und ging Richtung Haus.
    Delorme folgte ihm nach drinnen. Es roch nach Kaffee. Simmons goss eine Tasse ein und bot sie Delorme an. Als sie ablehnte, nahm er sie mit ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Kante einer Chaiselongue setzte und das Gesicht in den Händen vergrub. Delorme spannte in Erwartung des nächsten Ausbruchs alle Muskeln an. Doch als der Corporal die Arme sinken ließ, starrte er nur auf seine Hände, als hielte er darin ein aufgeschlagenes Buch. »Ich wusste, dass sie tot ist, vom ersten Augenblick an. In dem Moment, als sie verschwunden war. Winter ist einfach nicht der Typ, der verschwindet.«
    »Sie wirken ziemlich gefasst.«
    »Gefasst? Nein, das würde ich nicht sagen.«
    Delorme setzte sich auf die Kante eines Ohrensessels. »Jedenfalls ruhiger als das letzte Mal.«
    »Sie glauben, ich hätte Winter getötet. Und Sie denken, ich wäre ruhig, weil ich sie getötet habe.«
    Delorme zuckte die Achseln. »Wem der Schuh passt …«
    »Meinen Sie nicht, dass es möglich ist, gefasst und gleichzeitig tief getroffen zu sein?« Simmons nahm einen Schluck aus einer zarten, geblümten Tasse, die in der Hand eines so muskulösen Mannes absurd wirkte. »Können Sie sich nicht vorstellen, dass die Gewissheit über Winters Tod weniger quälend ist, als sich den Kopf darüber zu zermartern, wo sie ist? Sich zu fragen, ob sie irgendwo liegt und verletzt ist oderSchmerzen hat? Ich sitze hier am Boden zerstört, aber zugleich, ja, weniger unter Stress, mir fällt kein besseres Wort ein.«
    »Ich hätte eigentlich gedacht, dass Sie bedeutend mehr unter Stress stehen, wenn man bedenkt, dass Sie kein Alibi haben – außer dem Hockeyspiel, das Sie, wie Sie sagen, Montagabend gesehen haben.«
    »Aber ich weiß, dass ich unschuldig bin, nicht wahr? Das macht somit Ihnen mehr zu schaffen als mir. Seit ich Winter das erste Mal begegnet bin – das ist jetzt über zehn Jahre her, wir waren noch an der Highschool –, habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als mit ihr zusammen zu sein. Aber für sie ist es nie dasselbe gewesen. Sicher, sie hatte mich gern. Es gab manches an mir, das sie mochte. Aber ich wollte sie heiraten, und sie hat nie eingewilligt. Es hat entsetzlich wehgetan.«
    Simmons betrachtete den Dampf, der aus seiner Tasse aufstieg. Er strich sich die blonden Fransen aus dem Gesicht. Er wäre attraktiv, dachte Delorme, wenn er nicht so unecht wäre, so ein Schauspieler.
    »Von dem Moment an, als wir uns kennen lernten, war es, als hätte ich diesen Motor in mir – muss sie haben, muss sie haben, muss sie haben.« Er sprach die Worte so an einem Stück, dass es wie ein aufheulender Motor klang. »Tag für Tag, Jahr für Jahr hat sich bei mir alles nur darum gedreht, Winter dazu zu bringen, dass sie mich auch liebte. Ich war zu allem bereit. Als ich im Ausbildungslager draußen in Regina war, bin ich manchmal bis nach Ottawa geflogen – hat mich ein Schweinegeld gekostet! –, um nur einen Tag mit ihr zusammen zu sein. Einen einzigen Tag!
    Und Briefe. Ich hab ihr endlose Briefe geschrieben und ihr gesagt, wie sehr ich sie liebe. Ich hab sogar angefangen, Bücher über Medizin zu lesen, weil es das war, was sie studierte. Können Sie sich das vorstellen?«
    »Hören Sie, Corporal Simmons, es ist mir nicht neu, dass Sie Dr. Cates völlig verfallen waren. Das haben schon Ihre Telefonnachrichten deutlich gemacht.«
    »Wissen Sie, wie das war?« Simmons blickte sie an, und Delorme sah, dass er keine Antwort erwartete. »Es war, als wäre ich zehn Jahre lang zu hochtourig gefahren. Mehr als zehn Jahre. Und wissen Sie was? Es ist vorbei. Und deshalb ist, obwohl ich verzweifelt bin, dass Winter nicht mehr lebt, zugleich diese Last nicht mehr da. Ich muss es nicht mehr versuchen. Es ist vorbei. Ich kann nichts daran ändern, und ich muss sie nicht mehr für mich gewinnen, und deshalb ist es auf absurde Weise auch irgendwie eine

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