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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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aus wie am Vortag.
    Healy ging ins Wohnzimmer. Ich kehrte ins Bad zurück und knipste das Licht an. Das Badezimmerschränkchen stand offen, das Schloss war defekt. Nichts war bewegt worden. Ich nahm es mit beiden Händen von der Wand, sodass die Nachricht in Sicht kam. Hilfe .
    »Healy.«
    Kurz darauf kam er herein und sah erst mich und dann die
Nachricht an der Wand an. »Glauben Sie, Markham hat das geschrieben?«
    »Sie nicht?«
    Er betrachtete schulterzuckend die Wand. »Warum bittet er um Hilfe? Und warum versteckt er die Bitte dort, wo niemand sie finden kann?«
    »Ich habe sie gefunden.«
    »Zufall.«
    »Trotzdem.«
    »Und worauf wollen Sie hinaus?«
    »Vielleicht legt er es darauf an, dass man ihn aufhält«, erwiderte ich und musterte noch einmal die Nachricht. »Er könnte auch in eine Sache verwickelt sein, die ihm Angst macht, und deshalb wollen, dass jemand anderer aufgehalten wird.«
    »Wer, Dr. Glas?«
    »Das ist es, was wir rauskriegen müssen.«
    Klick .
    Ein Geräusch hinter mir. Von außerhalb des Badezimmers.
    Auf dem Weg zur Tür fiel mir etwas ein: Als ich bei meinem ersten Besuch hier, das Ohr an der Tür, vor der Wohnung gestanden hatte, hatte ich drinnen auch etwas klicken hören.
    Ich trat hinaus in den Flur und schaute mich um. Er war schmal und leer bis auf ein Gemälde, das einen Sonnenuntergang darstellte. Healy marschierte an mir vorbei in die Küche. Ich machte mich auf den Weg ins Schlafzimmer. Bettgestell, keine Matratze. Leere Nachtschränkchen. Kein Lampenschirm. Im Wohnzimmer öffnete und schloss Healy die Schränke. Ich schlenderte umher und sah mich um. Dieselbe Situation. Nichts war bewegt worden. Seit ich das letzte Mal in der Wohnung gewesen war, hatte sich nichts verändert. Healy machte eine Schranktür zu, bemerkte mich und blickte mich an.

    »Ist was?«
    »Haben Sie das auch gehört.«
    Er richtete sich auf. »Was?«
    In der Wohnung war es totenstill. Die einzigen Geräusche kamen von außen: Autos auf der Straße. Die Nachbarn. Sirenen in der Ferne. Noch einmal ließ ich den Blick durchs Zimmer schweifen.
    »Was?«, wiederholte Healy.
    »Eine Art Klicken.«
    »Ein Klicken ?«
    Und dann entdeckte ich es über der Tür.
    Es stand, getarnt von der Dunkelheit, auf einem schmalen schwarzen Regalbrett. Ein Draht führte von dem Gerät zu einem winzigen Loch in der Decke.
    Eine Videokamera.
    »Jemand beobachtet uns«, stellte ich fest.
    Bevor Healy Gelegenheit hatte, ebenfalls ins Bild zu geraten, winkte ich ihn zurück in Richtung Wohnzimmer und außerhalb der Reichweite der Kamera. Beim ersten Mal hatte ich sie nicht bemerkt, doch jetzt war sie nicht mehr zu übersehen. Klein, kompakt und schwarz ruhte sie auf einem ebenfalls schwarzen Regalbrett im dunkelsten Teil des Zimmers. Gut versteckt. Ohne das Klicken des Zooms wäre ich vermutlich nie auf den Gedanken gekommen, dort hinaufzuschauen. Ich blickte das Kabel entlang bis zum Loch in der Decke.
    Es führt in die Wohnung über uns .
    Healy riss mich aus meinen Gedanken. Er durchquerte das Wohnzimmer und steuerte auf einen Hocker in der Zimmerecke zu.
    »Was haben Sie vor?«, fragte ich.
    Er blieb stehen und sah mich an, als hätte er noch nie so eine dumme Frage gehört. »Was glauben Sie denn? Ich hole die Kamera runter.«

    »Das ist keine gute Idee.«
    Offenbar zum zweiten Mal von meiner Dummheit überrascht, schnaubte er und wippte auf den Absätzen. »Ja? Und was wäre dann eine gute Idee?«
    »Im Moment wäre es ratsam, sie stehen zu lassen.«
    »Und warum sollten wir das tun?«
    »Weil die Kamera Bilder in die Wohnung über uns schickt.«
    Sein Blick wanderte zur Decke und dann wieder zurück zu mir, als fragte er sich, ob ich ihn über den Tisch ziehen wollte. »Worauf warten wir dann?«
    »Wir dürfen keinen Fehler machen.«
    »Fehler?« Er schüttelte den Kopf. »Wen glauben Sie, dass Sie hier vor sich haben? Nur für den Fall, dass Sie es noch nicht bemerkt haben sollten: Ich bin nicht Ihr Lehrling.«
    »Healy«, sagte ich beschwichtigend, »immer mit der Ruhe.«
    Zorn loderte in seinen Augen auf, und ich fragte mich kurz, ob es richtig gewesen war, ihn um Hilfe zu bitten. Er hatte mir Einzelheiten des Falles geliefert, die in Erfahrung zu bringen allein vermutlich Wochen gedauert hatte. Doch er war außerdem unbeherrscht und von dem Bedürfnis nach Rache getrieben. Das hatte ich schon bei unserer ersten Begegnung gespürt und nahm es jetzt wieder wahr. Kurz sah ich uns beide in näherer Zukunft vor mir. Und die

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