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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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und schien sich über etwas zu ärgern.
Seine Augen huschten zwischen mir und der Wohnung hin und her. Noch ein Schritt. Wieder ein Zögern.
    Und da wurde mir klar, wo das Problem lag.
    Er hatte etwas vergessen.
    Kurz blitzte ein Gefühl in seinen Augen auf. Als er auf einer Höhe mit der Wohnungstür war, warf er noch einen letzten langen Blick hinein. Er machte noch einen Schritt auf die Tür zu, als frage er sich, ob sich das Risiko lohnte. Dann drehte er sich wieder zu mir um. Offenbar hatte er eingesehen, dass er keine Chance hatte.
    Er rannte davon.

46
    Fünf Minuten später kam Healy langsam wieder zu sich. Doch seine Sprache war verwaschen und seine eine Seite  – Fuß, Bein, Arm und Finger  – taub und gelähmt. Ich lehnte ihn an die Wand und sah ihm in die Augen.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    Er blickte mich an. »Okay.«
    »Gut. Und noch etwas: Fallen Sie mir nie wieder so in den Rücken, verstanden?« Er nickte und rieb sich die Stelle auf der Brust, wo die Nadel eingedrungen war. »Ich schaue mich jetzt mal in der Wohnung um.«
    Ich wartete seine Antwort nicht ab.
    Die Wohnung war eine exakte Kopie von Markhams, allerdings völlig leer. Kahle Wände, nackter Fußboden, keine Vorhänge, keine Möbel. Unbewohnt. An der Decke baumelte ein weißes Kabel, allerdings ohne Glühbirne. Nur durch die Wohnzimmerfenster fiel Licht. In der Mitte des Zimmers standen eine Holzkiste und ein umgedrehter Mülleimer.
    Mit einem Laptop darauf.

    Ein Elektrokabel führte zu einer Steckdose. Ein zweites schlängelte sich über den Boden der Wohnung zu einem winzigen Loch in der Ecke. Vermutlich endete es unten in der Kamera. Ich ging zu dem Computer. Der Desktop war ohne Dekor. Unter dem Symbol für die Festplatte auf der rechten Seite befanden sich zwei Ordner. Der eine trug den Namen »Standbilder«, der zweite »Fotos«. In der Mitte des Bildschirms verlief ein Ladebalken, der sich langsam füllte und beinahe den ganzen Desktop verdeckte. Inzwischen war er bei zweiundneunzig Prozent angelangt. Ich trat näher heran.
    Und stellte fest, dass er nicht lud.
    Sondern löschte.
    Er beseitigte sämtliche Dateien auf dem Laptop.
    Ich klickte auf »Abbruch«, aber nichts geschah. Dann versuchte ich es mit »Ausschalten« und drückte auf Return. Nichts. Es war Zeitverschwendung. Der Löschprozess war fast abgeschlossen, und je länger ich versuchte, ihn zu stoppen, desto mehr Daten würden verschwinden. Also klickte ich den Desktop an und öffnete per Doppelklick den ersten Ordner. »Standaufnahmen« wurde geöffnet. Er enthielt zweiundvierzig Fotos. Ich klickte das erste Foto an. Healy und ich vor fünfzehn Minuten in der Wohnung. Ich schloss es wieder. Öffnete das nächste. Genau dasselbe, nur dass ich diesmal hinauf in die Kamera schaute. Im Ordner wurden die Aufnahmen von oben nach unten gelöscht. Allerdings waren alle innerhalb der letzten Stunde gespeichert worden, was bedeutete, dass es sich ausschließlich um Standaufnahmen von Healy und mir handelte, die die Kamera gemacht hatte.
    Vierundneunzig Prozent.
    Ich öffnete den »Foto«-Ordner. Es befanden sich zehn Fotos darin. Ich markierte sie alle und betätigte zweimal die Maus. Verlangsamt durch den Löschprozess, öffneten sie sich eines nach dem anderen.

    Sechsundneunzig Prozent.
    Das erste war ein Foto von Healy und mir, während wir auf das Haus Alba zugingen. Das nächste zeigte, wie Healy mich heute Morgen vor meinem Haus abgeholt hatte.
    Siebenundneunzig Prozent.
    Das dritte Foto stellte das Ende meiner Straße an dem Abend dar, als ich von Phillips und Davidson verhaftet worden war. Es regnete. Ich stand neben meinem Auto hinter dem Absperrband und zeigte mit dem Finger auf Phillips. Auf der linken Seite des Bildes waren einige Leute zu sehen, die ich aus meiner Straße kannte. Er hatte sich unter sie gemischt.
    War in mein Haus eingebrochen. Hatte mir Beweismittel untergeschoben.
    Und zugeschaut, während die Ereignisse ihren Lauf nahmen.
    Das nächste Foto war eines von mir in der Nacht, als ich das Türschloss des Jugendclubs geknackt hatte. Halb im Schatten, Haarnadeln in der Hand.
    Achtundneunzig Prozent.
    Zwei Fotos verschwanden gleichzeitig aus dem Ordner und vom Desktop. Rasch sah ich die verbliebenen durch. Foto fünf und sechs zeigten mich auf dem Pfad im Todeswald. Ich erkannte die Umgebung. Gleich hinter der zweiten Bahntrasse, in der Nähe der Lichtung. Der Fotograf hatte hinter einem Baum etwa fünf Meter entfernt vom Pfad gestanden. Auf Foto

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