Blutinsel
«
» Haben Sie etwas in der Hütte gefunden? « , fragte Cathy.
» Ich nehme an, dass der flüchtige Verbrecher eine Weile in der Hütte hauste, aber irgendetwas oder irgendwer hat ihn vertrieben. Er hat Lebensmittel zurückgelassen. Er wird Hunger haben und ins Dorf kommen. «
» Oder er bricht in die Villa ein. Die Diva und ihr Begleiter wohnen derzeit ja im Hell’s End « , warf Logan ein.
» Wir brauchen mehr Leute, wir müssen mit dem Commissioner reden « , riet Tremblay.
» Das habe ich schon « , antwortete Cathy. » Vier Mann kommen morgen hier an, mehr Personal steht nicht zur Verfügung. «
» Ich bleibe ebenfalls hier, dann sind wir schon sieben « , antwortete Tremblay.
» Ich bin auch mit von der Partie « , fügte Logan hinzu. » Was machen wir jetzt? «
» Jetzt fahren wir meinen Kollegen an die Stelle, an der die Helikopter stehen, und setzen ihn dort ab « , antwortete Tremblay. » Er wird zurückfliegen und mit der Spurenauswertung beginnen. «
Der Weg über den schlammigen Weg hinunter ins Dorf wurde zu einem gefährlichen Unterfangen, und wenn Logans Pick-up nicht über Allradantrieb verfügt hätte, wären sie dort wohl niemals angekommen. Zuvor hatten sie Tremblays Kollegen am Landeplatz der Sikorsky-Hubschrauber abgeliefert und gewartet, bis die beiden großen Hubschrauber mit lautem Getöse im dunkelgrauen Himmel verschwanden. Beinahe eine halbe Stunde dauerte es, bis sie die kleine Brücke über den Applepine Creek passierten und über die mit Pfützen übersäte Straße bis zum Gemeindehaus fuhren. Noch bevor sie das große Haus am Nordrand des Dorfes erreichten, sahen sie den schwarzen Jet-Ranger, der neben der Parish Hall gelandet war.
» Wer ist das? « , wunderte sich Cathy. » Hoher Besuch vom Festland? «
Logan parkte den Wagen direkt neben dem Gebäude an einer Seitentür. Mittlerweile schüttete es wie aus Kübeln. Sie rannten in das Haus, dennoch wurden ihre Kleider durchnässt. Als Cathy die Tür zu ihrem Büro öffnete, stand Brian neben dem Schreibtisch. Zwei Männer, ein großer dunkelhäutiger mit Bürstenhaarschnitt und ein kleiner dicklicher, saßen mit dem Rücken zu ihr und erhoben sich.
Cathy streifte ihre Jacke ab und hängte sie an den Kleiderhaken. Die Männer nickten kurz, und der Dunkelhäutige kam auf sie zu und streckte ihr einen Ausweis unter die Nase.
» Ich bin US -Marshall Fleischman und das ist mein Kollege Donovan vom US -Marshall Service Boston « , stellte er sich vor. » Wir fahnden nach dem Ausbrecher Frank Duval, der sich auf dieser Insel aufhält. Das ist jetzt unser Fall. «
Cathy war verblüfft. Eine ganze Weile starrte sie auf Fleischmans Dienstausweis.
» Aber … wir ermitteln hier in einer Mordsache « , stotterte Cathy.
» Ich weiß « , antwortete Noah Fleischman und grinste breit. » Dennoch ist Duval unsere Sache. «
25
Westwood, Hell’s Kitchen Island, Maine,
19 . März 2007 , 16 . 40 Uhr (Montag)
Es stürmte und schüttete wie aus Kübeln. Frank Duval war auf der Flucht. Er hatte sich tief in den Westwood zurückgezogen und in einer Erdkuhle Schutz gesucht. Hier war er wenigstens ein klein wenig vor Sturm und Regen geschützt.
Es war gegen vier Uhr gewesen, als die Hubschrauber im Tiefflug über der Westhälfte der Insel schwebten. Das Knattern der Rotoren war durchsetzt mit dem Bellen von Hunden und Duval wusste, dass der ganze Aufwand ihm galt. Sein Versuch, die Schäfer unterhalb des Waldes südlich zu umgehen, war gescheitert. Die Helikopter hatten ihn wieder zurück in den Wald getrieben, und er war sich sicher, hätte der Sturm die weitere Suche nicht unmöglich gemacht, dann wären sie ihm bestimmt längst dicht auf den Fersen. Er überlegte, welche Optionen ihm blieben. Sicher war, dass er schnellstmöglich von diesem Teil der Insel verschwinden musste. Hier war es viel zu gefährlich geworden. Noch immer quälte ihn der Hunger, wenngleich er sich inzwischen auch ein paar Pilze einverleibte, die er am Waldrand gefunden hatte. Es blieb keine andere Möglichkeit, er musste sich wieder nach Norden wenden, wo er sein Boot festgemacht hatte. Von der kleinen Bucht aus, wo er gelandet war, hatte er damals eine Kirche gesehen. Vielleicht gab es dort eine Möglichkeit, sich zu verbergen. Ansonsten blieb ihm nur, sich zu stellen und für den Rest seines Lebens in einer Zelle in Cedar Junction zu schmoren. Er hatte sein Taschenmesser verloren und wusste genau, dass er es noch bei sich hatte, als er auf die Leiche des
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