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Blutinsel

Blutinsel

Titel: Blutinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Draußen war es dunkel geworden, nur ab und zu erhellte ein Blitz die Nacht, doch das Gewitter tobte weitab von der Insel im Süden. » Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Auf alle Fälle sollten wir jemanden vom Festland nach Cedar Junction schicken. Vielleicht gibt es noch Listen von Tylers Besuchern. «
    Cathy lächelte. » Das lassen wir mal schön die US -Boys für uns erledigen. «
    » Glaubst du, die sagen uns alles, was sie herausfinden? «
    » Das werden wir sehen « , antwortete Cathy. » Und was hast du bislang herausgefunden? «
    Brian wandte sich um. » Die Chronik ist sehr ergiebig. Beinahe fünfhundert Menschen haben in den letzten einhundert Jahren ihr Leben vor der Insel verloren. Im Jahr 1911 gab es neun Unfälle mit insgesamt neunundzwanzig Toten, 1971 waren es drei, mit neunundvierzig Verstorbenen oder Vermissten. Ich habe die Vorfälle von 1911 mal näher unter die Lupe genommen, aber bislang noch keinen Ansatzpunkt gefunden, der jemand zu einem Racheakt veranlassen würde. Außerdem glaube ich, liegt das schon zu weit zurück. Aber gleich der erste Unfall im Jahr 1971 ist etwas mysteriös. Damals kamen zwei Fischer ums Leben, als ihr Boot in die Southern Shoals geriet. Sie stammten von einer Nachbarinsel und waren sehr erfahren. Nur fischten sie in den Gewässern vor der Insel, die offenbar den hiesigen Fischern vorbehalten waren. Es gibt einen Zeitungsartikel von damals, der mit Fischereikrieg im Golf von Maine überschrieben ist. Es gab offenbar Leute, die meinten, dass die hiesigen Fischer ihre Finger im Spiel gehabt hätten und die beiden Unglücklichen regelrecht in die Shoals trieben. Ich bin gerade dabei, die Story auszuwerten. «
    » Das klingt wirklich interessant « , bemerkte Cathy. » Übrigens, Logan hat mir erzählt, dass es zwei Leute auf der Insel gibt, die Schuhgröße neun haben. Nyman und Saltner, beide haben keine blütenreine Weste mehr. Ich werde die beiden morgen überprüfen und hätte dich gerne dabei. «
    » Kein Problem « , gab Brian zurück. » Ich grab dann mal weiter, vielleicht stoße ich ja auch auf die Namen Saltner oder Nyman, dann können wir sie morgen vielleicht schon festnageln. «
    The Village, Hell’s Kitchen Island, Maine,
    19 . März 2007 , 19 . 35 Uhr (Montag)
    Samuel Haverman ging in seinem kleinen Wohnzimmer auf und ab. Eine tiefe Beunruhigung, besser gesagt Angst, saß ihm im Nacken und ließ ihn nicht mehr los. Zuerst Gabriel, dann Tom, dann Willy und jetzt Jonathan, wer war der Nächste? Alison war zur Heiligen Messe gegangen, die Pater Thomas in Landsman’s Chapel für Jonathan las, doch ihm war nicht danach. Er hatte seiner Frau einen Schwächeanfall vorgetäuscht und war zu Hause geblieben. Er hatte etwas anderes im Sinn. Seit er die Nachricht erhalten hatte, war er aus dem Grübeln nicht mehr herausgekommen. Was sollte er tun? Er war zum Schweigen verdammt, doch es ging um Leben und Tod.
    Als er am heutigen Morgen die Nachricht erhalten hatte, war ihm schlagartig bewusst geworden, was sich in den letzten Tagen hier auf der Insel abgespielt hatte. Als Gabriel und Ava ermordet worden waren, hatte er nur kurz einen Gedanken an den alten schrulligen Leuchtturmwärter verschwendet, und als man Willy draußen am Goose Rock gefunden hatte, war es wiederum nur ein kurzer Impuls gewesen, der ihn an die Schatten der Vergangenheit erinnert hatte. Beim Tod von Tom war das Gefühl schon intensiver, und als man dann Jonathan an einem Baum hängend fand, wusste er, dass die Zeit gekommen war. Der Tag der Abrechnung war nah, doch wann war es an ihm, die Zeche zu bezahlen?
    Dann hatte ihn die Nachricht erreicht. Wir müssen reden, heute Nacht, eine Stunde nach Mitternacht an der Fabrik, MH . Nicht viel mehr als diese Worte umfasste die Nachricht, und er wusste auch sofort, wer MH war, doch diese Nachricht hatte eine Tür in seiner Seele aufgestoßen, in der tiefe Finsternis herrschte. Er hatte das Geschehene verdrängt, hatte es abgelegt in der untersten Ebene seines Gedächtnisses. Er musste vorsichtig sein, und er durfte Alison nicht in Gefahr bringen. Der unheimliche Mörder machte keinen Halt vor Unschuldigen. Er hatte Ava die Klippen hinabgestoßen und Kathleen das Genick gebrochen. Alison wollte er dieses Schicksal ersparen. Er wusste nicht, was er unternehmen sollte, und selbst die Polizei hatte die weiteren Morde nicht verhindern können. Wer nur, wer steckte hinter diesen Taten, und woher wusste er, welche Namen er auf seine Liste des Todes

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