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Blutinsel

Blutinsel

Titel: Blutinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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schreiben musste?
    Er schaute aus dem Fenster und sah, dass die Messe zu Ende war und die Leute die Kapelle verließen. Er erkannte Alison, die mit Marsha Haynes redete. Verdammt, er musste Alison beschützen, sie war unschuldig und hatte nichts mit der Sache zu tun. Sie sollte auf keinen Fall das Schicksal von Ava und Kathleen teilen. Sein Entschluss stand fest, er würde sich heute Nacht aus dem Haus schleichen und pünktlich an dem vereinbarten Treffpunkt auftauchen. Vielleicht gab es eine Lösung, vielleicht würde die Polizei, die seit heute zahlreich auf der Insel vertreten war, den unheimlichen Mörder von Hell’s Kitchen vertreiben. Vielleicht …

26
    Headland, Hell’s Kitchen Island, Maine,
    19 . März 2007 , 21 . 15 Uhr (Montag)
    Der Sturm und der Regen hatten sich genauso schnell verzogen, wie sie gekommen waren, nur die Kälte war geblieben. Die Temperatur lag unter dem Gefrierpunkt, und am Himmel, an dem nur noch vereinzelte Wolkenfetzen in Richtung Festland zogen, zeigten sich die Sterne. Die schmale Sichel des Mondes stand über dem Meer. Elijah Travis hatte nachgedacht, der Besuch der Polizistin und ihres Kollegen hatte ihn nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Dreimal war er inzwischen aufgebrochen, um am Zugang zu der kleinen Halbinsel bei den Felsen der Pallans Seeshore Ausschau nach dem sonderbaren Fremden zu halten, der sich offenbar sehr für das alte verwitterte Holzkreuz an der Spitze des Halbinsel zu interessieren schien. Obwohl er hier draußen ein zurückgezogenes Leben führte und die Dorfbewohner seine Unterkunft seit Jahren schon Hermits Home, das Zuhause des Einsiedlers, nannten, wusste er über die Morde an den Inselbewohnern Bescheid. Mit seinem Labrador war er aufgebrochen und beinahe schon zwei Stunden unterwegs. Es wurde Zeit, sich in die warme Stube zurückzuziehen, sicherlich würden die Temperaturen noch ein Stück weit fallen, wenn der leichte Wind auch noch die letzten Wolken auf das Festland getrieben hatte. Er pfiff nach seinem Hund, der zwischen den drei nackten Felsen verschwunden war und der in der Dunkelheit nur durch das Leuchten seiner Augen verriet, wo er sich gerade aufhielt. Elijah Travis steckte seine qualmende Pfeife wieder in den Mund, als er das Hecheln des Labradors vernahm.
    » Komm, Charly, wir gehen nach Hause! « , sagte er. » Der Platz am Kamin wartet auf dich. «
    Erst im letzten Moment erkannte er in der Dunkelheit den kniehohen Schatten, der auf ihn zuhetzte. Er kniete sich hin und empfing Charly mit offenen Armen. Er fing ihn auf, streichelte ihn und knurrte: » Guter Hund, jetzt lass uns gehen. «
    Elijah Travis kannte jeden Stein, der hier lag, und jeden Grashalm, der hier wuchs, denn diese Insel war zu seiner Heimat geworden. Hier war er dem einzigen Menschen nahe, der ihm je im Leben etwas bedeutet hatte und für den die Southern Shoals zur Grabstätte geworden waren. Blind würde er den kleinen Pfad finden, der um die Bucht bis zu seinem Haus führte. Er hatte den ersten Felsen bereits hinter sich gelassen, als Charly nervös wurde und die Nase in den Wind hielt. Lauthals begann er zu bellen.
    » Still! « , befahl Travis, doch Charly ließ sich nicht beruhigen. Er beugte sich zu ihm hinab und kraulte sein Fell, doch plötzlich stieb der Hund los und rannte in Richtung der Felsen. Travis rief ihm nach, er pfiff, doch Charly hetzte einfach weiter.
    » Charly, was ist nur in dich gefahren? « , schimpfte Travis, ehe er die Verfolgung aufnahm.
    Noch bevor er den ersten Felsen erreichte, erkannte er die schemenhafte Gestalt, die zwischen den Felsen stand. Charlys Augen funkelten, und sein Bellen klang wild und hysterisch.
    » Wer ist da? « , rief er dem Schatten zu.
    Sogleich winselte Charly laut und stieb in die entgegengesetzte Richtung davon.
    » Wenn du meinen Hund anrührst …! « , brüllte Travis und rannte auf die Gestalt zu, die plötzlich zwischen den beiden nackten Felsen verschwand. Er sah nur noch den langen wallenden Mantel, und als er die Felsen erreichte, war die Gestalt verschwunden. Einfach wie vom Erdboden verschluckt. Vorsichtig umrundete er die Felsen, doch weit und breit war niemand mehr zu erkennen. Es war, als hätten ihn die Felsen einfach verschluckt. Von weitem sah er das Mondlicht im Wasser schimmern. Er kratzte sich am Kinn und wandte sich um.
    » Charly! « , schrie er, doch der Labrador schwieg. Kein Bellen, kein Jaulen, und auch das Hecheln war verstummt.
    » Wenn du ihm etwas angetan hast, dann gnade dir Gott « ,

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