Blutinsel

Titel: Blutinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner

Vom Netzwerk:

haben wir auch den Vietnamkrieg verloren « , konterte Cathy. » Weil es Männer wie Sie gibt, die keine Ahnung von der Welt haben und sich jeden Tag in ihr Schneckenhaus zurückziehen. Einen schönen Abend noch, Admiral. «
    Cathy spülte ihren Ärger auf ihrem Zimmer mit einem Bourbon aus der Minibar herunter und legte sich aufs Bett. Es machte keinen Sinn, mit diesem einfältigen alten Mann zu streiten. Doch irgendwie schien sich auf dieser Welt noch nicht viel geändert zu haben, denn der Admiral stand mit seiner Meinung nicht alleine da. Stoddart, Commissioner Blight und auch Hagen, all diese Ignoranten waren nicht viel besser als Broon. Warum musste man als Frau immer doppelt so gut sein wie die Männer, um ernst genommen zu werden, und warum musste man jeden Tag aufs Neue beweisen, dass man es draufhatte? Diese Welt war ungerecht, und gegenüber früher hatte sich gar nichts verändert. Offenbar war zumindest bei manchen Vertretern der Gattung Mann die Zeit einfach stehen geblieben.
    Cathy wusste nicht, wie lange sie so dagelegen und an die Decke gestarrt hatte. Das Klopfen an der Tür riss sie endlich aus ihren düsteren Gedanken. Sie erhob sich und öffnete die Tür. Der glatzköpfige Jarwood stand vor der Tür und grinste breit.
    » Was willst du? « , fragte Cathy.
    » Mach dich fertig, Hagen will dich sehen! « , antwortete er im Befehlston.
    » Du kannst mich mal am Arsch lecken « , entgegnete Cathy und knallte die Tür zu.
    Erneut hämmerte es an der Tür, diesmal eine ganze Spur heftiger als zuvor. » Ich gehe hier nicht weg « , rief Jarwood durch die geschlossene Tür. » Hagen hat mich beauftragt, dich zu holen. «
    Cathy wandte sich um und öffnete die Tür einen Spaltbreit. » Soweit ich mich erinnere, hat er die Ermittlungen übernommen, jetzt muss er sehen, wie er damit klarkommt. «
    Jarwoods Grinsen wich der üblichen einfältigen Miene. » Aber er hat mir gesagt, dass ich dich holen soll. Wir kommen sonst nicht weiter. «
    » Dann soll er hierherkommen und es mir selbst sagen « , erwiderte Cathy. » Und noch eins, Jarwood, wenn er mich nett bittet, dann komme ich vielleicht. «
    » Aber … «
    Noch bevor Jarwood antworten konnte, knallte sie die Tür vor seiner Nase zu. Sie ging zurück zum Bett und ließ sich darauf nieder.
    Zehn Minuten später klopfte es erneut. Diesmal stand Hagen höchstpersönlich vor der Tür, und auch das Wort Bitte vergaß er nicht, als er Cathy bat, ihn zu unterstützen.
    » Wir brauchen Ihre Hilfe « , sagte er zerknirscht, und Cathy wusste, dass er sich zu diesen Worten zwingen musste. » Wir konnten uns noch nicht in den Fall einarbeiten, und ohne einen schlüssigen Ermittlungsbericht wird uns der Richter wohl kaum einen Haftbefehl für Nyman ausstellen. «
    » Ich dachte, ich bin draußen? «
    Hagen fasste sich an die Nase. » Das war natürlich … ich habe … ohne Ihre Hilfe verschwindet Nyman im Staatsgefängnis, und wir stehen mit leeren Händen da. Wir brauchen Sie, bitte! «
    Cathy ahnte, wie schwer Hagen diese Worte fielen. Schließlich willigte sie unter der Bedingung ein, dass sie weiterhin an den Ermittlungen teilnehmen konnte und sich Hagen dafür beim Commissioner einsetzte. Zögernd und zähneknirschend stimmte Hagen zu. Was blieb ihm anderes übrig, wenn er Nyman nicht den Bundesbehörden überlassen wollte.
    Portland Harbour, Maine,
    22 . März 2007 , 21 . 50 Uhr (Donnerstag)
    Brian Stockwell hatte überlegt, ob er in Boston ein Zimmer nehmen sollte, um dort die Nacht zu verbringen. Doch dann entschied er sich anders. Mit einem Bus der Concorde Line fuhr er weiter nach Portland. In der Hafenstadt des Cumberland Countys ließ er sich mit einem Taxi aufs Revier fahren, aber er kam zu spät. Weder die Fahrbereitschaft noch die Kollegen der Wasserschutzpolizei konnten ihm weiterhelfen. Immerhin flaute wenigstens der Regen ab, der Wind hatte sich gelegt.
    Im Morddezernat traf er auf die jungen Kollegen Cramer und Shultz, die ihren Bereitschaftsdienst versahen und ihm von Stoddarts Herzinfarkt berichteten.
    » Das ist das Erste, was ich höre « , antwortete Brian entsetzt.
    » Stoddart hätte eben nicht so viel rauchen sollen « , erklärte Shultz. » Zwei Schachteln am Tag sind einfach zu viel. Kein Wunder, dass die Pumpe da mal aussetzt. «
    » Der Captain liegt noch immer im Medical Center « , berichtete Cramer. » Hagen und Jarwood sind auf die Insel geflogen. Blight hat Hagen kommissarisch die Leitung des Dezernats übertragen. «
    » Habt