Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutkirsche

Blutkirsche

Titel: Blutkirsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Weitbrecht
Vom Netzwerk:
Körpertemperatur vor circa vier bis fünf Stunden. Aber den genauen Zeitpunkt werden wir wohl später durch die Zellproteinanalyse erfahren.“
    Anne nickte. Das würden der Rechtsmediziner und das pathologische Labor erledigen.
    „Wer hat ihn gefunden?“
    „Ein Kleingärtner − der mit der ekelhaft beigefarbenen Hose − wartet hinter der Absperrung“, informierte Marco seine Chefin.
    Anne schaute sich um und entdeckte einen etwa siebzigjährigen Mann, der sich auf einen Stock stützte. Er trug Wanderstiefel. Sein Gesicht war bleich.
    „Ist der Staatsanwalt schon verständigt?“, fragte Anne den Polizisten Möller, der schweigend zugesehen hatte.
    „Ja, Staatsanwalt Sommer muss gleich hier sein“, entgegnete der junge Schutzpolizist. Er schien ziemlich nervös zu sein. Der Arme, dachte Anne, anscheinend sein erstes Tötungsdelikt. Bestimmt frisch von der Ausbildung auf Streife.
    Sie konnte sich noch an ihren ersten Fall erinnern, und wie unsicher sie damals gewesen war.
    Morde gab es nicht häufig in der Stadt. Stuttgart stand im Städteranking der Gewaltverbrechen ziemlich weit unten.
    „Ich glaube, Sie haben hier alles bestens im Griff, ich denke wir gehen dann mal“, sagte Hahn. Ruoff nickte mehrmals, beide hatten anscheinend schon einen anstrengenden Dauerdienst hinter sich und schienen froh zu sein, den Kollegen das Feld überlassen zu können.
    „Was ist mit der Spurensicherung?“, fragte Anne, während sie den Toten und den Tatort prüfend untersuchte. Sie besaß ein fotografisches Gedächtnis. Ein Vorteil bei der Polizeiarbeit.
    „Sind schon da, Frau Kriminalrätin – gestatten Roller und Bämpfle.“
    Eher Pat und Patachon, amüsierte sich Anne, als sie hochschaute und die zwei begrüßte. Der eine war klein und gedrungen, und der andere wirkte wie ein hoch aufgeschossener Spargel, während er durch den Garten stakste. Beide trugen weiße Kapuzenoveralls und Überschuhe, was diesen Eindruck noch verstärkte. Anne hatte mit den Beamten schon einmal zusammengearbeitet.
    „Hier liegt feuchter Sand vor dem Misthaufen, ich möchte die Gipsabdrücke aller Fußspuren, die nicht von unseren Galoschen oder vom Notarzt sind. Findet mir die Tatwaffe, die Kleidung und den linken Turnschuh! Es müssen doch irgendwelche Faserspuren, Haare oder DNS-Reste |39| des Täters auf den Shorts vorhanden sein. Außerdem sind darauf getrocknete weiße Flecken. Vielleicht Sperma?
    Dann die Laube untersuchen, alles eintüten. Ich habe einen Laptop gesehen – mitnehmen! Bestimmt gibt es auch ein Handy und wie immer: Jeden Stein umdrehen“, erklärte Anne Roller und Bämpfle, die inzwischen die Leiche von mehreren Positionen aus fotografierten und mit einem Meterstab den Tatort ausmaßen.
    „Alles klar, wie immer. Geht in Ordnung“, versicherten die beiden Beamten der Spurensicherung. Polizist Möller trat auf Anne zu.
    „Frau Wieland, vielleicht ist das für die Ermittlung wichtig: Wir wurden erst vor zwei Wochen hierher gerufen, genau in diesen Garten, um einen Einbruch aufzunehmen. Es wurde aber nichts gestohlen, laut Aussage des Geschädigten.“
    Anne runzelte die Stirn. Es konnte wichtig sein, auf alle Fälle notierte sie es sich in ihren Palm. Ein so spektakulärer Einbruch wie in ein Gartenhaus in Kornwestheim, bei dem man glaubte die DNS der Polizistenmörderin von Heilbronn gefunden zu haben – dem Phantom – war es sicherlich nicht. Aber man konnte es nie wissen.
    „Marco, lass dir nachher die Datei über den Einbruch mailen. Und schick als Erstes den Mann, der das Opfer gefunden hat, zu mir. Wenn möglich, verhören wir außerhalb des Gartens, damit keine Spuren am Tatort verwischt werden. Schau mal nach, ob das Gasthaus offen ist. Wir könnten einen Raum gebrauchen. Um die Zeugen in den umliegenden Parzellen müssen wir uns später kümmern. Vielleicht hat ja jemand was gesehen. Wir brauchen die Unterlagen des Vereins – Namen, Adressen. Mit Sicherheit ist da was Interessantes dabei. Die Polizisten vom Revier Feuerbach müssen die Gaffer am Streifenwagen vernehmen.“
    Marco kannte die klaren Ansagen seiner Chefin.
     
    Während die Spurensicherung noch den Tatort untersuchte, betrat Anne die Laube und schaute sich um. Eine Geldkassette stand auf dem Tisch. Anne öffnete sie. Nur einige Euro Kleingeld, keine Scheine befanden sich darin. Hose und Socken, anscheinend die Kleidung des Getöteten, lagen ordentlich gefaltet auf der Eckbank. Ein Hemd und ein zweites, ein Polohemd, lagen daneben. Auf dem

Weitere Kostenlose Bücher