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Blutkirsche

Blutkirsche

Titel: Blutkirsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Weitbrecht
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wenn er der Täter war, mit wem hatte er sich zusammengetan und fast zeitgleich auf Harry Kohl eingeschlagen? Anne schätzte Fink als Individualisten und Exzentriker ein. Konnte sich so jemand verbünden, um einen unliebsamen Zeitgenossen zu beseitigen? Anne bezweifelte dies. Auch passte alles zu gut zusammen, um wahr zu sein.
    Inzwischen hatte sie sich einen Durchsuchungsbeschluss für den Garten von Fink besorgt. Die weiteren Parzellen der Pächter, mit denen Harry Kohl im Clinch gelegen hatte oder die von ihm abhängig waren, mussten ebenso gründlich gefilzt werden. Auch die Gärten in unmittelbarer Nachbarschaft gehörten dazu.
    Und das waren nicht wenige. Aber nach Finks Parzelle, würde sie sich auf die von Albert Rösler, Frau Möhrle, Lorenz Tressel, der überhaupt noch nicht vernommen worden war, aber auch auf das Stückle von Frau Wilma Fiori beschränken. Ullrich Theisen schloss Anne vorerst aus. Seine Frau hatte das Alibi bestätigt. Wenn ihn überhaupt etwas mit Harry Kohl verband, dann wahrscheinlich nur das Vereinsgeld und dessen Verwaltung und Umverteilung. Die Unregelmäßigkeiten der Buchhaltung des Vereinsvorsitzenden und seines Kassenwarts waren sicher strafrelevant, aber das musste eine andere Abteilung übernehmen. Anne beschloss, die Unterlagen an die Kollegen weiterzureichen.
    Sobald die Kriminaltechnik die forensische Untersuchung der Kleidung des Opfers beendet hatte, würde sie DNS-Proben der Verdächtigen entnehmen und mit den gesicherten vergleichen lassen. Vielleicht ergab sich dann ein Treffer.
    „Wie weit bist du denn mit dem Computer?“, fragte Anne und schaute Marco über die Schulter.
    „Es kann sich nur noch um Stunden handeln“, entgegnete dieser.
    „Nein, Spaß beiseite, ich glaube, ich bin bald so weit! Da hat jemand gedacht, wenn er Dateien löscht, wären sie weg! Ein weit verbreiteter Irrtum, man kann sie aus dem ‚Papierkorb‘ wieder rekonstruieren!“
    Anne sah sich das Mail des Arbeitgebers von Harry Kohl an.
    |118| Der Hauptsitz des Pharmakonzerns befand sich in der Schweiz.
    Das Unternehmen wusste noch nichts über das Ableben ihres Referenten.
    Das Schreiben attestierte ihn als vorbildlichen Mitarbeiter, der pünktlich und gewissenhaft mit Erfolg die Produkte ihres Hauses in Kliniken präsentiert hätte. Sein Wirkungsbereich umfasste Baden-Württemberg bis zum Bodensee sowie Franken bis zum Main. Da er weitgehend selbstständig gearbeitet und nur zu den halbjährlichen Konferenzen oder Fortbildungen in die Schweiz anreiste, konnte der Abteilungsleiter weiter nichts über den Charakter aussagen, aber er wäre bereit, auch persönlich Auskunft zu geben.
    Unter der Mail stand die vollständige Adresse des Mutterhauses und die Telefonnummer des zuständigen Personalchefs.
    Falls sich weitere Fragen hinsichtlich des Beschäftigungsverhältnisses ergeben sollten, mussten sie telefonieren oder ins Nachbarland Schweiz reisen. Marco, der gerne an Außeneinsätzen teilnahm, würde sich über diesen Ausflug freuen. Auch sie wäre einer Abwechslung nicht abgeneigt, überlegte Anne. Sie könnte ihrer Mutter leckere Schokolade und Brissagos, die langen Zigarillos mit dem Strohhalm zum Herausziehen, aus dem Tessin mitbringen. Dass ihre Mutter ab und zu diese heimlich bei offener Küchentür rauchte, wusste Anne. Eine kleine Sünde, meinte Magda, als Anne sie einmal dabei ertappte. Aber in ihrem hohen Alter sei es eine verzeihliche. Wenigstens tat sie es nicht vor Julian. Aber zum jetzigen Zeitpunkt musste ein Ausflug – offiziell eine Recherche – verschoben werden.
    „Chefin, ich bin so weit, dass müssen Sie sich ansehen, mir wird ganz schlecht!“
    Marcos Gesicht verzog sich angeekelt, während er seinen Bildschirm zu Annes Schreibtischplatz hindrehte.
    Anne traute ihren Augen nicht. Also deshalb sicherte Kohl den Computer mit einem Passwort. Nicht nur die Vereinsordner waren brisant, sondern auch die persönlichen Dateien des Mordopfers verbargen sein Hobby – Pornos mit Kindern.
    „So eine Sauerei“, entfuhr es Anne nach der ersten Schrecksekunde.
    „Chefin, ich kann das mir nicht antun“, sagte Marco und knirschte mit den Zähnen. „So viel kann ich gar nicht essen, wie ich jetzt kotzen möchte, wenn ich mir vorstelle, dass wir den Mörder von so einem Schwein suchen müssen. Ich finde, der Sauigel hat das verdient!“
    |119| Anne erging es ähnlich, aber sie beschwichtigte: „So wie ich das im Augenblick sehe, ist im Augenblick Kohl das Opfer und nicht Täter,

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