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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Hügel hinabschritt aus dem Schatten der alten Ruinen und in die Sonne trat. Was auch immer Cosca behaupten mochte, hier unten gab es alles andere als viel zu lachen.
    Tempel hatte schon viel Elend gesehen. Er hatte mehr davon erlebt als die meisten. Aber selbst ihm waren nur wenige Menschen zu Gesicht gekommen, die sich in einem schlechteren Zustand befanden als der jüngste Schwung Gefangene der Kompanie: Ein Dutzend der Furcht einflößenden Rebellen aus Starikland war nackt, blutig, verdreckt und mit leerem Blick an einen Pfahl gekettet. Man konnte sich kaum vorstellen, dass diese Leute eine Bedrohung für die größte Nation des Weltenrunds dargestellt haben sollten. Tatsächlich konnte man sich kaum vorstellen, dass es sich überhaupt um Menschen handelte. Nur die Tätowierungen auf ihren Unterarmen zeugten noch von ihrem letzten, vergeblichen Widerstand.
    Scheiß auf die Union. Scheiß auf den König! lautete eine, ein kühn geschwungener Schriftzug vom Ellenbogen bis zum Handgelenk. Tempel konnte diese Einstellung zunehmend nachvollziehen. Immer mehr beschlich ihn das Gefühl, dass er sich auf die falsche Seite eingelassen hatte. Wieder einmal. Aber in dem Augenblick, in dem man sich entscheiden muss, merkt man das nicht immer so leicht. Vielleicht stimmte es, was Kahdia einmal zu ihm gesagt hatte, und man stand immer auf der falschen Seite, sobald man seine Entscheidung gefällt hatte. Aber Tempel hatte inzwischen beobachtet, dass jene, die in der Mitte standen, immer am schlechtesten dran waren. Und er hatte endgültig die Nase voll davon, immer am schlechtesten dran zu sein.
    Sufeen stand mit einer leeren Feldflasche in der Hand bei den Gefangenen.
    »Was treiben Sie denn hier?«, fragte Tempel.
    »Er verschwendet Wasser«, sagte Bermi, der sich in der Nähe sonnte und den blonden Bart kratzte.
    »Im Gegenteil«, erklärte Sufeen. »Ich versuche, unsere Gefangenen Gottes Gnade teilhaftig werden zu lassen.«
    Einer der Männer hatte eine tiefe Wunde an der Hüfte, die nicht verbunden war. Seine Augen flackerten, seine Lippen formulierten sinnlose Befehle oder sinnlose Gebete. Wenn man eine Wunde erst einmal riechen konnte, gab es nur noch wenig Hoffnung. Aber für die anderen sah es kaum besser aus. »Wenn es einen Gott gibt, dann ist Er ein kriecherischer Schwindler, dem man keine wichtigen Dinge anvertrauen würde«, brummte Tempel. »Es wäre ein Akt der Gnade, sie zu töten.«
    Bermi stimmte ihm zu. »Das habe ich auch gesagt.«
    »Aber das würde Mut erfordern.« Sufeen hob seine Scheide und hielt den Schwertgriff empor. »Haben Sie Mut, Tempel?«
    Tempel schnaubte.
    Sufeen ließ die Waffe fallen. »Ich auch nicht. Deswegen gebe ich ihnen Wasser und habe nicht einmal davon genug. Was geschieht oben auf dem Berg?«
    »Wir erwarten unsere Auftraggeber. Und der Alte füttert seine Eitelkeit.«
    »Da hat er einen großen Appetit zu stillen«, sagte Bermi, der ein paar Gänseblümchen pflückte und sie dann wegwarf.
    »Und er wird jeden Tag größer. Fast so wie Sufeens Schuldgefühle.«
    »Das sind keine Schuldgefühle.« Sufeen sah finster zu den Gefangenen hinüber. »Hier geht es darum, rechtschaffen zu handeln. Haben die Priester Ihnen das nicht beigebracht?«
    »Es gibt nichts Besseres als eine religiöse Erziehung, um einem Mann die Rechtschaffenheit abzugewöhnen«, brummte Tempel. Er dachte an Haddisch Kahdia, wie er in dem schlichten weißen Raum seine Lektionen vorgetragen hatte, über die sich sein jüngeres Ich gerne lustig gemacht hatte. Wie der Haddisch über Wohltätigkeit, Großmut, Selbstlosigkeit gesprochen hatte. Oder über das Gewissen, mit dem Gott ein Stück von sich selbst in jeden Menschen gelegt habe. Ein Splitter des Göttlichen. Ein Splitter, den Tempel über Jahre hinweg sehr gründlich aus seinem Fleisch zu ziehen versucht hatte. Er erhaschte den Blick einer Rebellin, der das Haar struppig ins Gesicht hing. Sie streckte sich ihm so weit entgegen, wie es ihre Ketten zuließen. Ob sie Wasser wollte oder das Schwert, konnte er nicht sagen. Pack die Zukunft! , verkündete die Tinte auf ihrer Haut. Er zog seine eigene Wasserflasche hervor und wog sie mit grimmiger Miene in der Hand.
    »Auch ein paar Schuldgefühle?«, fragte Sufeen.
    Es war zwar schon eine Weile her, dass er selbst Ketten getragen hatte, aber wie sich das anfühlte, hatte Tempel nicht vergessen. »Wie lange sind Sie schon Kundschafter?«, fuhr er Sufeen an.
    »Achtzehn Jahre.«
    »Dann sollten Sie allmählich

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