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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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aus als der Großteil der grellen Schilder, die sonst überall an der Hauptstraße hingen. Vor einem Haus schräg gegenüber prangte ein rotes mit gelben Buchstaben, die nach unten in Tropfen ausliefen. Darauf stand schlicht Fickpalast .
    »Ich habe es ganz aus Adua mitgebracht«, sagte Majud.
    »Es ist ein edles Schild und steht sinnbildlich für Ihre große Leistung, dass Sie es bis hierher geschafft haben. Jetzt brauchen Sie nur noch ein Gebäude, an das Sie es hängen können.«
    Der Kaufmann räusperte sich, und der vorstehende Adamsapfel an seinem Hals hüpfte dabei. »Ich meine mich zu erinnern, dass sich unter Ihrer beeindruckenden Liste früherer Beschäftigungen auch Hausbauer befand.«
    »Ich erinnere mich, dass Sie von dieser Liste insgesamt eher unbeeindruckt waren«, sagte Tempel. »Hier draußen brauchen wir keine Häuser, haben Sie gesagt.«
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis für Gespräche.«
    »Besonders für jene, in denen es um mein Leben geht.«
    »Muss ich mich denn zu Beginn jeder Unterhaltung mit Ihnen entschuldigen?«
    »Ich sehe keinen drängenden Grund, weshalb nicht.«
    »Dann entschuldige ich mich. Ich hatte unrecht. Sie haben sich als zuverlässiger Reisegefährte erwiesen, nicht zu vergessen als schätzenswerter Vorbeter.« Ein streunender Hund humpelte über das Grundstück, schnupperte an einem Kackhaufen, setzte einen eigenen daneben und lief dann weiter. »Sie als Zimmermann …«
    »Als ehemaliger Zimmermann.«
    »… wie würden Sie denn bei der Bebauung dieses Grundstücks vorgehen?«
    »Wenn Sie mir ein Messer an die Kehle setzten?« Tempel machte einen Schritt nach vorn. Sein Stiefel sank bis gut über den Knöchel ein, und nur mit beträchtlicher Mühe gelang es ihm, den Fuß mit einem schmatzenden Geräusch wieder herauszuziehen.
    »Der Boden ist nicht der beste«, räumte Majud ein.
    »Der Boden ist immer gut genug, wenn man beim Fundament nur tief genug geht. Man müsste zunächst einmal ein paar Pfähle aus frischem Hartholz einschlagen.«
    »Für diese Aufgabe bräuchte man einen recht kräftigen Burschen. Ich werde schauen, ob Meister Lamm ein paar Tage Zeit für uns hat.«
    »Er ist ein kräftiger Bursche.«
    »Ich wäre nicht gern ein Pfahl unter seinem Hammer.«
    »Ich auch nicht.« Seit er die Kompanie der Gütigen Hand verlassen hatte, war sich Tempel ziemlich wie ein Pfahl unterm Hammer vorgekommen, und er hoffte sehr, dass damit irgendwann Schluss sein würde. »Auf die Pfähle käme als Nächstes ein Gerüst aus Hartholz, dann mit Nut und Zapfen verbundene Balken, um die Kieferndielen zu tragen, die Ihre Kunden vor dem Schlamm schützen. Im vorderen Bereich des Erdgeschosses befände sich der Laden, im hinteren das Kontor und die Werkstatt. Sie sollten einen Maurer damit beauftragen, Ihnen einen Schornstein zu errichten und einen Anbau aus Stein für Ihre Schmiede. Im oberen Geschoss wäre dann Platz für Ihre Privaträume. Ein Balkon zur Straße hinaus scheint in dieser Gegend sehr in Mode zu sein. Sie könnten ihn auch mit ein paar nackten Frauen schmücken, wenn Sie das wünschen.«
    »In dieser Hinsicht werde ich mich den örtlichen Gepflogenheiten wohl eher nicht anschließen.«
    »Ein steil geneigtes Dach würde den Regen im Winter gut abhalten und zudem einen Dachboden bieten, als Lagerraum oder Dienstbotenquartier.« Das Gebäude nahm in Tempels Vorstellung Gestalt an, seine Hand skizzierte bereits die groben Umrisse, und die Wirkung wurde nur ein wenig dadurch geschmälert, dass ein Rudel verwilderter Geisterkinder nackt in dem unratverdreckten Bach dahinter herumtollte.
    Majud nickte kurz zur Bestätigung. »Sie hätten Architekt sagen sollen anstatt Zimmermann.«
    »Hätte das einen Unterschied gemacht?«
    »Für mich schon.«
    »Aber, sprechen Sie es nicht aus – nicht für Curnsbick.«
    »Er hat ein Herz aus Eisen …«
    »Ich hab einen!« Ein verdrecktes Individuum kam im schmatzenden Dreck die Straße entlang in die Stadt geritten, trieb seine erschöpfte Mähre an, so schnell die gerade noch humpeln konnte, und hielt den einen Arm so hoch gereckt, als trüge er das Wort des Allmächtigen. »Ich hab einen!«, brüllte er wieder. Tempel erhaschte das verräterische Schimmern von Gold in seiner Hand. Die Leute brachen in müde Beifallsrufe aus, gratulierten ihm schlapp, kamen dann zusammen und klopften dem Goldsucher auf den Rücken, als er vom Pferd rutschte; wahrscheinlich hofften sie, dass etwas von seinem Glück dabei auf sie abrieb.
    »Einer

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