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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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der Glücklichen«, sagte Majud, als sie zusahen, wie der Mann o-beinig die Stufen zu Hochwürdens Würfelkirche emporwankte, gefolgt von einem Pulk zerzauster Leute, allesamt begierig, einen Goldklumpen wenigstens mal kurz zu Gesicht zu bekommen.
    »Ich gehe stark davon aus, dass er heute Mittag völlig pleite sein wird«, sagte Tempel.
    »Meinen Sie, das dauert so lange?«
    Eine der Zelttüren wurde zurückgeschlagen. Aus dem Inneren ertönte ein Grunzen, dann erschien ein hoher Bogen Pisse, der gegen die Seite eines der anderen Zelte spritzte, in den Schlamm traf, zu einem Tröpfeln wurde und versiegte. Die Zelttür schloss sich wieder.
    Majud stieß einen tiefen Seufzer aus. »Im Gegenzug für Ihre Hilfe beim Bau des genannten Gebäudes wäre ich bereit, Ihnen eine Mark pro Tag zu zahlen.«
    Tempel schnaubte. »Ich sehe schon, Curnsbick ist es nicht gelungen, alle Wohltätigkeit aus dem Weltenrund zu vertreiben.«
    »Der Trupp mag sich ja aufgelöst haben, aber ich fühle noch immer eine gewisse Verantwortung gegenüber jenen, die mit mir reisten.«
    »Entweder das, oder Sie waren davon ausgegangen, hier einen Zimmermann zu finden, und haben inzwischen den Eindruck gewonnen, dass die Fertigkeiten der örtlichen Fachleute auf diesem Gebiet … eher unzureichend ausgeprägt sind.« Tempel betrachtete, eine Augenbraue kritisch erhoben, das Haus neben dem Grundstück, dessen Tür und Fensterrahmen allesamt in unterschiedlich schiefen Winkeln eingesetzt worden waren und das sich zu einer Seite neigte, obwohl es sich auf einen uralten Steinblock stützte, der halb in den Boden gesunken war. »Vielleicht hätten Sie gern ein Geschäft, das beim nächsten Regen nicht wegschwimmt. Wie heftig wird das Wetter hier wohl im Winter, was meinen Sie?«
    Eine kurze Pause folgte. Ein kühler Wind erhob sich, der die Zeltleinwände flattern und die Gebäude in der Nähe bedrohlich knarren ließ. »Welches Honorar würden Sie denn verlangen?«, fragte Majud.
    Tempel hatte ernsthaft darüber nachgedacht, sich heimlich aus dem Staub zu machen und seine Schuld gegenüber Scheu Süd auf ewig bei den sechsundsiebzig Mark zu belassen, die noch ausstanden. Aber es war bedauerlicherweise so, dass er nicht wusste, wohin er sich hätte aufmachen sollen, und dass es niemanden gab, mit dem er das hätte tun können, und er war sich bewusst, dass er allein noch schlechter zurechtkam als in Gesellschaft. Das ließ ihm keine andere Wahl, als Geld aufzutreiben. »Drei Mark den Tag.« Ein Viertel von dem, was Cosca ihm gezahlt hatte, aber zehnmal mehr, als er als Viehtreiber hinten im Trupp bekommen hatte.
    Majud schnalzte mit der Zunge. »Lächerlich. Da spricht wohl der Rechtskundige aus Ihnen.«
    »Der ist mit dem Zimmermann gut befreundet.«
    »Woher weiß ich, dass Ihre Arbeit das Geld wert sein wird?«
    »Sie können sich natürlich gern umhören, ob Sie hier jemanden finden, der nicht voll und ganz mit der Qualität meiner Bauten zufrieden ist.«
    »Sie haben hier doch noch gar keine Häuser gebaut!«
    »Dann wird das Ihre einmalig sein. Die Kunden werden nur so herbeiströmen, um es zu sehen.«
    »Eineinhalb Mark den Tag. Wenn ich mehr ausgäbe, würde Curnsbick meinen Kopf fordern!«
    »Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ich für Ihren Tod verantwortlich wäre. Sagen wir zwei und dazu Verpflegung und Unterkunft.« Damit streckte Tempel seine Hand aus.
    Majud betrachtete sie ohne große Begeisterung. »Scheu Süd hat Maßstäbe für eine sehr hässliche Art des Verhandelns gesetzt.«
    »Scheus Unbarmherzigkeit gleicht der Meister Curnsbicks. Vielleicht sollten die beiden gemeinsam ein Geschäft aufmachen.«
    »Als ob sich zwei Schakale einen Kadaver teilen könnten.« Sie gaben sich die Hand. Dann betrachteten sie das Grundstück erneut, dessen Zustand sich in der Zwischenzeit nicht im Geringsten verbessert hatte.
    »Als ersten Schritt müsste man es zunächst einmal räumen«, sagte Majud.
    »Das sehe ich auch so. In der gegenwärtigen Verfassung ist es eine wahre Beleidigung für jedes Auge, vor allem für das Auge Gottes. Von der Gesundheitsgefährdung für die Öffentlichkeit gar nicht zu reden.« Gerade trat ein weiterer Bewohner aus einem Konstrukt, dessen schimmliger Stoff so sehr durchhing, dass er vermutlich innen direkt auf dem Schlamm auflag. Der Mann trug nichts außer einem langen grauen Bart, der nicht ganz ausreichte, um seine Würde – oder zumindest die der Umstehenden – zu bewahren, und hatte ansonsten nur noch

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