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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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stehen, und jetzt komme ich und sehe, Sie sind schon mitten dabei!«
    »Keine Ursache«, sagte Lamm.
    »Dennoch, wenn Sie uns helfen könnten, das Grundstück zu räumen, zahle ich Ihnen gern …«
    »Lassen Sie mal stecken.«
    »Wirklich?« Die wässrige Sonne glänzte auf Majuds Goldzahn. »Wenn Sie mir diesen Gefallen täten, würde ich Sie mein Leben lang zu meinen Freunden rechnen!«
    »Ich muss Sie warnen – eine Freundschaft mit mir kann ziemlich gefährlich sein.«
    »Das ist mir das Risiko wert.«
    »Ich habe so viel Geld, wie ich brauche«, sagte Lamm, »aber Freunde waren bei mir immer knapp.« Er warf einen grimmigen Blick auf den vagabundierenden Unterhosenträger, der gerade den Kopf aus dem Zelt und ins Licht steckte. »Du da!« Der Mann zog sich so schnell ins Innere seiner Behausung zurück wie eine Schildkröte in ihren Panzer.
    Majud sah mit erhobenen Augenbrauen zu Tempel hinüber. »Wenn doch nur alle Menschen so entgegenkommend wären.«
    »Es ist eben nicht jeder gezwungen, sich selbst in die Sklaverei zu verkaufen.«
    »Du hättest ja Nein sagen können.« Scheu erschien auf der baufälligen Veranda des Hauses nebenan, lehnte sich mit überkreuzten Beinen gegen das Geländer und ließ die Finger baumeln. Tempel brauchte einen Augenblick, bevor er sie überhaupt erkannte: Sie trug ein neues Hemd, hatte sich die Ärmel ein wenig aufgerollt, sodass man ihre gebräunten Unterarme sah, von denen einer noch immer die gewundene rosa Spur der Verbrennung zeigte, die sie sich mit dem Seil zugezogen hatte, und darüber trug sie eine Schaffellweste, die zwar bei vernünftiger Betrachtung als gelblich hätte bezeichnet werden müssen, die aber inmitten all des Drecks so weiß wie eine himmlische Erscheinung wirkte. Der fleckige Hut war auch noch da, aber den hatte sie zurückgeschoben, und ihr Haar, weniger fettig und viel röter als sonst, wehte leicht im Wind.
    Tempel stand da und starrte sie an, und ihm wurde klar, dass er ihren Anblick ziemlich genoss. »Du siehst …«
    »Sauber aus?«
    »Irgendwie ja.«
    »Das scheint dich zu … überraschen.«
    »Ein bisschen.«
    »Glaubst du vielleicht, ich hätte so gestunken, weil mir das gefiel?«
    »Nein, ich dachte, das ließe sich vielleicht nicht ändern.«
    Sie spuckte gekonnt durch die Lücke in den Vorderzähnen und verfehlte dabei knapp seine Stiefel. »Dann merkst du ja jetzt wohl, dass das ein Irrtum war. Hochwürden war so nett, mir ihre Badewanne zu leihen.«
    »Oha, baden mit Hochwürden?«
    Sie zwinkerte. »Man steigt eben auf in der Welt.«
    Tempel zupfte an seinem eigenen Hemd, das nur noch von den besonders hartnäckigen Flecken zusammengehalten wurde. »Meinst du, sie würde mich auch mal baden lassen?«
    »Du kannst sie ja fragen. Aber ich würde vermuten, die Chancen stehen vier zu fünf, dass sie dich eher umbringen lässt.«
    »Die Quote gefällt mir. Eine Menge Leute wären, wenn es um mein vorzeitiges Ableben geht, eher auf fünf zu fünf gekommen.«
    »Hat das vielleicht etwas mit deiner Arbeit als Rechtskundiger zu tun?«
    »Ab heute, muss ich dir sagen, bin ich Zimmermann und Architekt.«
    »Du ziehst dir deine neuen Berufe an und aus wie eine Hure ihre Unterwäsche, was?«
    »Man muss die Gelegenheiten wahrnehmen, die sich bieten.« Er wandte sich um und machte eine ausladende Armbewegung zum Grundstück vor sich. »Ich wurde damit beauftragt, auf diesem unvergleichlichen Platz die Wohn- und Geschäftsräume des Unternehmens Majud & Curnsbick zu errichten.«
    »Herzlichen Glückwunsch dazu, der Rechtsverdreherei abzuschwören und ein respektables Mitglied der Gesellschaft zu werden.«
    »Gibt es so etwas in Knick?«
    »Noch nicht, aber ich vermute, dass hier bald so etwas entsteht. Wenn man einen Haufen besoffener Mörder zusammenpfercht, dann dauert es meist nicht lange, und die ersten steigen auf Diebstahl um, dann auf Lügen und schließlich auf Fluchen, bis sie schließlich die Enthaltsamkeit predigen, Familien großziehen und ihren Lebensunterhalt auf ehrliche Weise bestreiten.«
    »Es ist ein rutschiges Pflaster, das stimmt.« Tempel sah zu, wie Lamm einen Trunkenbold mit verfilztem Haar vom Grundstück scheuchte, der gerade seine wenigen Habseligkeiten durch den Dreck schleifte. »Wird Hochwürden dir dabei helfen, deine Geschwister wiederzufinden?«
    Scheu seufzte schwer. »Vielleicht. Aber sie verlangt einen Preis.«
    »Nichts ist umsonst.«
    »Nichts, das stimmt. Wie ist denn die Bezahlung für Zimmerleute?«
    Tempel

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