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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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dann zu Scheu, dann wieder zu Hochwürden und knurrte: »Ein bisschen.«
    Es hatte einmal eine Zeit gegeben, das war noch gar nicht mal so lange her, da hätte sich Scheu über die Vorstellung kaputtgelacht, dass Lamm einen Kampf auf Leben und Tod eingehen wollte. Nun erschien das jedoch überhaupt nicht witzig.
    Süß gluckste dennoch leise, als er sein leeres Glas abstellte. »Wir können jetzt wohl langsam mit offenen Karten spielen, oder?«
    »Wieso mit offenen Karten?«, fragte Scheu.
    »Lamm«, sagte Süß. »Der Name ist doch Augenwischerei. Weißt du, wie ich einen Wolf nenne, der einen Schafspelz trägt?«
    Lamm sah ihn wieder an. »Du wirst es wahrscheinlich nicht für dich behalten können.«
    »Einen Wolf.« Der alte Pfadfinder wackelte mit dem ausgestreckten Zeigefinger und sah ausgesprochen selbstzufrieden aus. »Ich hatte da so einen verrückten Verdacht, was dich angeht, von Anfang an, als ich sah, wie ein großer, neunfingriger Nordmann in Averstock ohne viel Federlesens zwei Viehtreibern das Licht ausgeblasen hat. Und als ich dann erlebte, dass du Sangied wie einen Käfer zerquetscht hast, war ich mir sicher. Nun muss ich zugeben, als ich euch bat, zum Trupp zu stoßen, hatte ich schon die Idee, dass ihr, du und Hochwürden, vielleicht gegenseitig die Lösung für eure Probleme sein könntet …«
    »Du bist ja ein richtig schlauer kleiner Wichser!«, fauchte Lamm, dessen Augen glühten und dem plötzlich die Adern an seinem dicken Hals hervortraten. »Du solltest vorsichtig sein, wenn du irgendwelche Masken herunterreißt, du Arschloch, denn es könnte sein, dass dir nicht gefällt, was darunter zum Vorschein kommt!«
    Süß zuckte zusammen, Scheu wich zurück, und das gemütliche Zimmer rückte plötzlich an den Rand eines tiefen Abgrunds, wurde zu einem schrecklich gefährlichen Ort für eine Unterhaltung. Dann lächelte Hochwürden, als sei das alles ein Spaß zwischen guten Freunden, nahm sanft Lamms bebende Hand und schenkte sein Glas noch einmal voll, ließ ihre Finger für einen winzigen Augenblick auf seinen ruhen.
    »Papa Ring hat einen Mann herbestellt, der für ihn kämpfen soll«, fuhr sie fort, so gelassen wie zuvor. »Ein Nordmann, der Golding heißt.«
    »Glama Golding?« Lamm sank wieder in seinen Sessel zurück, als sei ihm sein Wutausbruch jetzt peinlich.
    »Den Namen habe ich schon mal gehört«, sagte Scheu. »Man sagt, nur ein Dummkopf würde bei einem Kampf auf seinen Gegner wetten.«
    »Das hängt sicherlich davon ab, gegen wen er antritt. Von meinen Männern ist ihm keiner gewachsen, aber Sie …« Hochwürden beugte sich vor, und ein süßer Hauch von Parfüm, kostbar wie Gold inmitten des Gestanks von Knick, ließ es sogar Scheu ein wenig warm unter ihrem Kragen werden. »Nun, nach dem, was ich von Süß erfuhr, sind Sie wohl jedem mehr als gewachsen.«
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte Scheu sich auch darüber kaputtgelacht. Jetzt wollte sich ihr nicht mal ein Kichern entringen.
    »Vielleicht liegen meine besten Zeiten schon hinter mir«, brummte Lamm.
    »Ach, kommen Sie. Ich glaube nicht, dass einer von uns schon wirklich seinen Zenit überschritten hat. Ich brauche Ihre Hilfe. Und ich kann Ihnen helfen.« Hochwürden sah Lamm ins Gesicht, und er erwiderte den Blick, als sei sonst niemand auch nur anwesend. Plötzlich fühlte Scheu Sorge in sich aufsteigen. Als sei sie gewissermaßen von dieser Frau verschachert worden, ohne dass man überhaupt über Preise gesprochen hatte.
    »Was sollte uns daran hindern, die Kinder auf irgendeine andere Weise zu finden?«, schnauzte sie, und ihre Stimme klang so hart wie die einer Friedhofskrähe.
    »Nichts«, sagte Hochwürden schlicht. »Aber wenn Sie Cantliss wollen, dann wird Ihnen Papa Ring persönlich in die Quere kommen. Und ich bin der einzige Mensch, der ihn dann aus dem Weg räumen kann. Was meinen Sie, Dab, ist das wahr und wahrhaftig?«
    »Ich würde sagen, das ist wahr«, erklärte Süß, der ein wenig erschüttert aussah. »Was wahrhaftig ist, überlasse ich lieber Leuten, die das besser beurteilen können.«
    »Aber Sie müssen sich nicht jetzt entscheiden. Ich werde Ihnen ein Zimmer in Camlings Wirtshaus besorgen. Das geht hier bei uns am ehesten als neutrales Gebiet durch. Wenn Sie Ihre Kinder ohne meine Hilfe finden können, haben Sie meinen Segen. Wenn nicht …« Hochwürden schenkte ihnen noch ein Lächeln. »Dann bin ich hier.«
    Ihre Augen glitten zu Scheu, und Zorn lag in ihrem Blick. Doch nur für einen

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