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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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gepackt, und er keuchte laut, als er von der Frau weggezerrt wurde, und als er den Mund aufmachte, prallte etwas dagegen, und die Welt drehte sich. Er schüttelte den Kopf, hörte die Frau husten, aber sie schien sehr weit weg zu sein. Das Messer lag auf dem Boden, und er griff danach.
    Ein großer Stiefel fuhr herunter und zerquetschte ihm die Hand auf dem Lehmboden. Ein zweiter trat mit der Spitze das Messer beiseite. Cantliss stöhnte und versuchte, die Hand zu bewegen, aber das ging nicht.
    »Willst du, dass ich ihn töte?«, fragte ein alter Mann, der nun auf ihn heruntersah.
    »Nein«, krächzte das Mädchen, das sich nach dem Messer bückte. »Ich will ihn töten.« Damit machte sie einen Schritt auf Cantliss zu und spuckte ihm durch die Zahnlücke Blut ins Gesicht.
    »Nein!«, wimmerte er und versuchte, mit seinem verletzten Bein zurückzuweichen, aber seine kaputte Hand klemmte noch immer unter dem Stiefel des Alten. »Du brauchst mich! Du willst doch deine Kinder wiederhaben, oder? Oder?« An ihrem Gesichtsausdruck erkannte er, dass er einen Hebel gefunden hatte, an dem er ansetzen konnte. »Es wird nicht leicht, da oben hinzukommen! Ich kann dir den Weg zeigen! Du brauchst mich! Ich werde euch helfen! Ich mache es wieder gut! Das war nicht meine Schuld, es war Ring. Der hat gesagt, er bringt mich um! Ich hatte keine Wahl! Ihr braucht mich!« Und er winselte und heulte und bettelte, aber er schämte sich dessen nicht, denn wenn es keine andere Möglichkeit gibt, dann verlegt sich ein vernünftiger Mann ganz selbstverständlich aufs Betteln.
    »Was ist das für ein erbärmliches Geschöpf?«, raunte der Alte mit verächtlich verzogenem Mund.
    Das Mädchen holte nun das Seil aus dem Käfig, mit dem sie gefesselt gewesen war. »Wir halten uns am besten alle Möglichkeiten offen.«
    »Wir nehmen ihn mit uns?«
    Sie ging in die Hocke und schenkte Cantliss ein rotes Lächeln. »Wir können ihn ja später immer noch umbringen.«
    Abram Majud war zutiefst besorgt. Nicht, was den Ausgang des Kampfes betraf, denn da bestand ganz offenkundig kein Zweifel mehr. Aber wegen dem, was danach geschehen würde.
    Mit jedem Schlagabtausch wurde Golding schwächer. Sein Gesicht war, soweit man das bei dem vielen Blut und den Schwellungen noch feststellen konnte, eine Maske der Angst. Lamms Grinsen stand dazu in schrecklichem Gegensatz und wurde mit jedem Hieb, den er austeilte oder einsteckte, breiter. Es war zum irrsinnigen Grinsen eines Betrunkenen geworden, eines Verrückten, eines Dämons; von dem Mann, mit dem Majud auf der Reise über die Große Ebene gelacht hatte, war keine Spur mehr zu erkennen. Sein Gesichtsausdruck war so grauenerregend, dass die Zuschauer in den ersten Reihen auf die Bänke weiter hinten flüchteten, wenn Lamm einen Sprung in ihre Richtung machte.
    Im Publikum ging es inzwischen beinahe ebenso hart zur Sache wie in der Arena. Majud wollte sich lieber nicht vorstellen, welche Höhe die Wetteinsätze inzwischen angenommen haben mochten, und er hatte bereits gesehen, dass es zwischen einzelnen Zuschauern zu Schlägereien gekommen war. Das Gefühl kollektiven Irrsinns erinnerte ihn inzwischen stark an eine Schlacht – eine Situation, von der er eigentlich gehofft hatte, sie niemals wieder erleben zu müssen –, und er wusste, dass es in einer Schlacht unweigerlich Opfer gab.
    Lamm brachte Golding mit einem schweren Schlag seiner Rechten ins Trudeln, erwischte ihn, bevor er stürzte, krallte einen Finger in seinen Mund und riss ihm die Wange auf, so dass Blut auf die Ränge in der Nähe spritzte.
    »Ach du liebe Zeit«, stieß Curnsbick hervor, der dem Kampf durch die weit gespreizten Finger folgte.
    »Wir sollten gehen.« So gern Majud das wollte, sah er doch zunächst keine Möglichkeit, das so ohne Weiteres zu bewerkstelligen. Lamm hatte Goldings Arm gepackt, schlang seinen eigenen drum herum und zwang den Gegner in die Knie. Die festgeklemmte Hand schlackerte kraftlos hin und her. Majud hörte Goldings blubbernden Schrei, dann ertönte ein scharfes Knacken, als sein Ellenbogen in die falsche Richtung umgeknickt wurde; die Haut spannte entsetzlich über dem verletzten Gelenk.
    Lamm war über ihm wie ein Wolf im Blutrausch, kicherte irre, während er Golding an der Kehle packte, den Kopf zurückwarf und dann seine Stirn in das Gesicht des anderen krachen ließ, wieder und wieder, während das Publikum vor Begeisterung oder Entsetzen über die Wendung, die der Kampf genommen hatte, tobte.
    Majud

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